Bremer Anwalt erstattet Anzeige gegen Brych
Fahrlässige Körperverletzung?BREMEN (csa) Hat das Pokal-Aus auf St. Pauli bald ein Nachspiel vor Gericht? Gut möglich. Denn ein Bremer Anwalt erstattete gestern Anzeige wegen Körperverletzung beziehungsweise fahrlässiger Körperverletzung gegen Schiedsrichter Dr. Felix Brych (München). Gegenstand der Anzeige ist natürlich die Verletzung von Miroslav Klose, die - so die Argumentation - ihre Ursache in der Platzbeschaffenheit hatte und deshalb von Referee Brych hätte verhindert werden können, wenn er das Spiel abgesagt hätte.
"Kein Rückgrat bewiesen"
Über die Anzeige wollte sich Dr. Felix Brych (30) gestern nicht äußern, wohl aber zu den Vorwürfen der Werder-Verantwortlichen, die die Austragung der Partie ebenfalls als "fahrlässig und unverantwortlich" bezeichnet hatten. Brych erklärte gestern gegenüber dieser Zeitung: "Das entscheidende Kriterium ist in solchen Fällen, ob eine erhöhte Gefahr für die Spieler besteht. Die Platzkommission, zu der neben mir und meinen Assistenten noch der Schiedsrichter-Beobachter und ein Verbandsvertreter gehörten, war einstimmig der Meinung, dass diese erhöhte Gefahr nicht besteht."
Die grundsätzlich andere Meinung hatten Thomas Schaaf und Klaus Allofs schon am "Tatort" vertreten. Mit Hinweis auf ein sehr wohl bestehendes zusätzliches Verletzungsrisiko hatten sie die Absage der Partie gefordert. Was für Werder-Mittelfeldspieler Torsten Frings auch die einzig logische Maßnahme gewesen wäre: "Der Schiri hat kein Rückgrat bewiesen. Er hätte absagen müssen. Es war klar, dass nicht alle das Spiel heile überstehen. Das war fast schon Körperverletzung."
Nicht fast, sondern sogar bestimmt, meint der Bremer Anwalt, der seinen Berufskollegen Brych (ebenfalls Jurist) nun zur Verantwortung ziehen will. Der Unparteiische wollte von einer Mitschuld an der Klose-Verletzung allerdings nichts wissen und teilte mit: "Es ist bedauerlich, dass sich Herr Klose verletzt hat. Aber ursächlich dafür war nicht der Platz, sondern der Kontakt mit dem Gegenspieler."
Die Gegenthese lieferte Thomas Schaaf. "Ganz klar", so der Coach, sei die Verletzung auf den Platz zurückzuführen: "Wäre Miro nicht weggerutscht, wäre auch nichts passiert."
<27.01.2006>
Quelle: Verlagsgruppe Kreiszeitung
Fazit: Wenn sowas Schule macht, frag ich mich, welchen Ansporn es für junge Schiedsrichter noch gibt, sich ins Getümmel zu werfen?