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30 Jahre Europa-Park - 30 Jahre Chefsache
Familienbetrieb: Der Vater hat’s angefangen, alle müssen mitziehen und die Kinder, die Söhne setzen es fort und immer so fort ...Ihr Vater Franz ist der Unternehmergeist. Ohne ihn gäbe es wohl heute keinen Europa-Park, denn es war seine Idee vor 30 Jahren, einen Freizeitpark zu bauen. Was die Amerikaner konnten, sollte in Deutschland schließlich auch möglich sein. Aber da gab es ja auch noch die „Fabrik“, die Firma Heinrich Mack Waldkirch, die heutige Mack Rides GmbH, die er wiederum von seinen Vätern ererbt hat und die in diesem Jahr sogar ihr 225-jähriges Jubiläum feiert ... Also mussten Sie, als ältester Sohn, bereits mit 24 Jahren und gerade frisch diplomiert die Führung eines Unternehmens übernehmen, auf das damals kaum einer eine Mark verwettet hätte ... Können Sie sich noch daran erinnern? Welche Gefühle verbanden Sie damals mit diesem Freizeitpark?
Roland Mack: Vielleicht sollte ich bei dieser Gelegenheit zunächst einmal auch eine andere in der Branche bestens bekannte Familie – die Familie Tiemann – erwähnen. Denn mein Vater hatte damals mit Otto Tiemann, der sein absolutes Vertrauen hatte, gemeinsame Pläne für diesen Park geschmiedet. Konkret gesagt: Die Familie Mack sollte bauen und die Familie Tiemann sollte betreiben ... Und es war für alle ein ziemlicher Schlag, dass Otto Tiemann im Mai 1975 – drei Monate vor Eröffnung – verstarb. Aber trotz dieses schmerzlichen Verlustes – es musste weitergehen. So hat Mack alle Anteile übernommen und ich wurde „ins kalte Wasser geworfen“. Was mir dabei durch den Kopf ging? Nicht wirklich viel, nur: Jetzt bin ich vielleicht einer der jüngsten Diplom-Ingenieure in Deutschland, der bankrott gehen könnte. Aber mal im Ernst. Es ging einfach los. Ich fand mich von heute auf morgen mit Problemen konfrontiert, die ich lösen musste und ich hatte zunächst vor allem die Lücke zu füllen, die Otto Tiemann gelassen hatte.
Mit anderen Worten: Es hieß damals für Sie einfach „Hörner raus und los“, wie man so schön sagt?
Roland Mack: Ja, so war das. Manchmal habe ich gedacht, ich hätte in der Entstehungsphase des Parks wohl besser ein Bauingenieur oder ein Architekt sein sollen. Aber die Zeit zum Nachdenken war nicht da und das war sicher auch gut so. Es gab Probleme, die mussten gelöst werden – all meine Kompetenzen, die ich im Maschinenbaustudium erworben hatte, waren dann später doch gefordert und haben mir dann auch oftmals den Rücken gestärkt. Natürlich war ich sehr jung, aber wenn man eine gute Ausbildung zielstrebig und konsequent durchzieht, dann wird man seine Aufgaben später auch bewältigen können. Das ist übrigens eine Botschaft, die ich gerne heute auch an junge Leute weitergebe: Eine Ausbildung ist sehr wichtig, aber man muss zügig durcharbeiten, denn nur dann lernt man auch Zielstrebigkeit und ein wenig Demut seinen Aufgaben gegenüber. Nach der Ausbildung sollte man so schnell wie möglich in den Wettbewerb, in die Praxis gehen, um an seinen Aufgaben wachsen zu können. Mir jedenfalls hat es nicht geschadet.
Sie haben sich nicht einfach in Ihr „Schicksal“ ergeben, sondern Sie haben etwas angeschoben und ausgelöst, was Sie oder auch Ihr Vater sicher noch nicht einmal zu träumen gewagt hatten. Mal Hand auf"s Herz – haben Sie auch nur im Geringsten erwartet, 30 Jahre später ein solches „Imperium“ zu führen?
Roland Mack: Na ja, ich sagte es ja gewissermaßen schon. Es gab zum Nachdenken eigentlich keine Zeit – ich hatte am 12. Juli 1975 einen Freizeitpark zu eröffnen. Klar gab es die vielen Zweifler und Skeptiker, mit all ihren oft zitierten Einwänden. Ich erinnere mich heute auch schmunzelnd an unseren Malermeister, einen passionierten Fischer, der damals zu mir sagte: „Rust – das ist doch ein Schnakenloch!
Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass bei so vielen Schnaken auch nur einer in euren Lokalen sitzen bleibt ...“ Aber wir haben uns nicht um die Schnaken gesorgt, sondern uns in die Arbeit gestürzt. Später hat sich dann gezeigt, dass die Befürchtungen grundlos waren. Dies vielleicht als kleine Episode ...
Und mal ganz ehrlich: Wenigstens ICH bzw. unsere Familie mussten doch an unsere Idee glauben – und das haben wir auch wirklich getan, denn sonst hätten wir’s gar nicht erst angefangen.
Gab es einen Moment, in dem Sie lieber alles hingeschmissen hätten? Oder Zeiten schlafloser Nächte?
Roland Mack: Nein, eigentlich nicht. Wissen Sie, wir hatten relativ schnell großen Erfolg. Wir öffneten mitten im Sommer und wir hatten bereits am ersten Tag 4.000 Menschen in unserem Park. Man kam also auch dann gar nicht zum Nachdenken. Klar, es hätte freilich auch alles anders laufen können. Aber schlaflose Nächte – nein, so etwas kenne ich nicht. Zum einen war ich – wie mein Vater Franz auch – am Abend immer so „kaputt“ vom Tagwerk, dass wir automatisch einen festen und guten Schlaf hatten und haben. Doch auch bei ernster Betrachtung – wir haben bei all unseren wirtschaftlichen Entscheidungen immer darauf geachtet, dass wir uns keine schlaflosen Nächte bereiten. Wir haben unseren Park in diesen 30 Jahren Stück für Stück entwickelt und dies immer im Rahmen der Erfordernisse UND unserer Möglichkeiten. Freilich muss man als Unternehmer auch ins Risiko gehen, aber doch bitte immer nur soweit, dass nicht gleich das ganze Unternehmen gefährdet ist.
Und was treibt Sie heute ganz persönlich immer wieder an, Tag für Tag der Chef zu sein, der Mann, dem nicht nur alle folgen, sondern von dem sie auch ständig Lösungen und Zuspruch erwarten ...?
Roland Mack: Ja, das ist eine gute Frage. Wie man es hinkriegt, sich selbst täglich neu zu motivieren? Das ist nicht immer einfach. Sicherlich ist die Verantwortung für meine Leute ein wichtiger Motivationsfaktor. Manchmal habe ich auch schon gedacht, vielleicht wäre ich besser Pfarrer geworden... Aber das Wichtigste ist meines Erachtens der Spaß! Wir – da meine ich meinen Vater genauso wie meinen Bruder Jürgen, der ja gemeinsam mit mir in der Geschäftsführung die Verantwortung trägt – wir kämpfen nicht um des Erfolges willen, sondern wir bauen an einer Idee. Eine Idee, die wir vor 30 Jahren zu entwickeln begonnen haben und die wir Stück für Stück umsetzen und fortführen. Wir haben an unserem Bild von einem Familienunternehmen kontinuierlich weiter gebaut. Und da kommen natürlich Zeiten, in denen neue Dinge entstehen, Entscheidungen aus dem Flow heraus getroffen werden und auch neue Strukturen wachsen müssen. Das erfordert mitunter auch hartnäckiges Dranbleiben, aber – wie mein Vater schon immer zu sagen pflegte: Der Tüchtige hat letztendlich Erfolg! Und es macht mir noch immer Spaß, dieses Unternehmen zu entwickeln.
Das ist ein gutes Stichwort. Wie sieht Ihre Vision für den Europa-Park 2015 aus?
Roland Mack: Meine Vision ist im Grunde das, was wir täglich tun – wir wachsen Stück für Stück. Ich bin überzeugt davon, dass der Trend vom Tagesausflug zur Kurzreise nicht nur anhalten, sondern sich weiter manifestieren wird. Gerade in den Zeiten der Billigflieger sind attraktive Kurzreiseziele wichtiger als je zuvor. So bin ich z.B. überzeugt davon, dass Deutschland in den nächsten Jahren sehr gute Chancen auch im internationalen Reisemarkt haben wird. Für den Europa-Park bedeutet das, wir müssen uns im Wettbewerb aufstellen, um Step-by-step und nicht Hals-über-Kopf die Voraussetzungen zu schaffen, für unsere Besucher attraktiv zu sein. Das bedeutet in erster Linie: Wir wollen an der Erweiterung unseres Einzugsgebietes arbeiten und wir werden die Attraktivität unseres Unternehmens so erhöhen, dass die Wiederholer-Rate, aber auch die Zahl der Erstbesucher weiter steigt. Die Erweiterung des Veranstaltungs- und Tagungsangebotes steht für uns dabei ebenso auf der Tagesordnung wie andere Attraktivierungsmaßnahmen. Wir haben immerhin rund 100 Hektar Erweiterungsflächen in Richtung Autobahn zur Verfügung, da lässt sich so einiges an Visionen umsetzen bis 2015.
Denken Sie beim Thema Erweiterungsflächen auch an eine Angebotserweiterung mit mehr edukativer Ausrichtung – also z.B. an eine Etablierung Ihres ScienceDays-Konzeptes?
Roland Mack: Ich kann Ihnen wirklich noch nicht sagen, was wir als nächstes in Angriff nehmen werden. Aber wenn Sie mich so konkret fragen, dann muss ich Ihnen sagen, dass augenblicklich ein Wasserpark bei unseren Besucherumfragen eine wesentlich höhere Präferenz erreicht. Aber wie gesagt: Wir machen gar nichts Hals-über-Kopf. Wir möchten auch in Zukunft Angebote entwickeln, die unsere Gäste wünschen und für die es eine Nachfrage gibt. So war das immer und so wird es hoffentlich auch bleiben. Es geht um eine gesunde und wirtschaftlich tragfähige Entwicklung und dabei ist mir Kontinuität wichtiger als betriebswirtschaftlich schneller Erfolg, um es mal so auszudrücken. Freilich geht es NIE ohne Risiko oder besser gesagt unternehmerischen Mut. So hätte es z.B. beim Colosseo zum Zeitpunkt unserer Erhebung auch eine Nummer kleiner genügt. Allerdings hätten wir dann jetzt schon wieder langsam ans Anbauen denken müssen ... Ich will damit deutlich machen, dass Unternehmertum immer eine Mischung aus betriebswirtschaftlich fundierten Zahlen, den dazugehörigen vernünftigen Ansätzen UND unternehmerischem Mut und Risiko ist. Wissen Sie, vor ein paar Jahren wurde es sehr modern, an die Börse zu gehen, um entweder frisches Kapital zu „besorgen“ oder um „cash“ zu machen. Beides kommt für uns nicht in Frage und deshalb scheidet ein Börsengang für uns auch aus.
Was empfehlen Sie anderen Familienunternehmen? Was ist Ihr Erfolgs„rezept“?
Roland Mack: Da stellen Sie mir natürlich eine schwierige Frage. Aber mir ist in diesen Tagen – auch nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. – sehr klar geworden, es scheint gerade auch unter jungen Menschen wieder modern geworden zu sein, Flagge zu zeigen. Und das halte ich für eine großartige Tugend: Position zu beziehen, ein Unternehmen formen, ihm ein Gesicht verleihen, das klar und unverwechselbar ist und damit Kontinuität zu erzielen. Das ist es, was wir in den vergangenen 30 Jahren getan haben und das kann ich eigentlich auch guten Gewissens weiter empfehlen. Sicherlich ein wichtiger Pfeiler für den Erfolg.
Apropos Kontinuität im Familienunternehmen: Wann steigen Ihre Kinder in das Unternehmen Europa-Park ein?
Roland Mack: Ich bin wirklich stolz auf meine Kinder. Michael – mit 26 Jahren etwa so alt wie ich damals – hat im letzten Jahr sein internationales betriebswirtschaftliches Studium abgeschlossen und verdient sich gerade in Liseberg bei meinem Freund Mats Wedin seine „Sporen“. Thomas (24) absolviert gerade das letzte Semester seines betriebswirtschaftlichen Studiums im Hotelfach. Und nicht zu vergessen unser „Nesthäkchen“ Ann-Kathrin, die, gerade 15jährig, noch auf der Suche nach ihrem Weg ist. Auf jeden Fall aber sind unsere Jungs bereits auf dem besten Weg in das Unternehmen und ich denke, wir können diesbezüglich mit Optimismus in die Zukunft des Familienunternehmens Mack blicken.
Damit schließt sich der Kreis und ich sehe: Europa-Park war, ist und bleibt Chefsache. Herr Mack, ich danke Ihnen für dieses persönliche und damit etwas andere Jubiläumsgespräch.