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Foren-Name: Europa-Park
Beitrag Nr.: 1066
#0, BZ-Interview mit Roland Mack
Geschrieben von EP Fanclub Schweiz am 29-Mar-03 um 08:32 Uhr
Letzte Bearbeitung am 29-Mar-03 um 08:41 Uhr ()
"Uns treibt kein Gigantismus"
BZ-INTERVIEW mit dem Chef des Europa-Parks, Roland Mack, über seine Vorbilder, Visionen und seinen Mangel an Freizeit im Freizeitpark





Er begann im väterlichen Betrieb in Waldkirch als Karussellbauer. Heute ist er einer der erfolgreichsten Unternehmer Deutschlands: Roland Mack (53), Geschäftsführer des größten saisonalen Freizeitparks Europas. Vor dem Saisonstart am 5. April sprachen mit ihm Petra Kistler und Stefan Hupka.

BZ: Sie bieten Freizeitpark, Vergnügen, Unterhaltung an, und das in Zeiten des Krieges. Müssen Sie sich Sorgen machen ums Geschäft?
Mack: Das wissen wir noch nicht - so kriegserfahren sind wir gottlob nicht.
BZ: Haben Sie den 11. September gespürt?
Mack: Ein, zwei Tage lang vielleicht, als keiner mehr vom Fernseher wegging.
BZ: Sind gar Krisenzeiten für Sie gute Zeiten?
Mack: Eher ja. Wir haben drei Rezessionen erlebt, und in jeder Rezession haben wir zugelegt. Die Konsumenten bremsen bei Investitionen, bei Fernreisen, aber die überschaubaren Kurzreisen gönnen sie sich weiter. Auch der Park gibt Gas: Das neue Hotel entsteht in einer Phase, in der der Mittelstand mit Investitionen eher zurückhaltend ist.
BZ: Wollen Sie sagen, die Krise, unter der alle ächzen, hat sich bei Ihnen in Rust noch gar nicht blicken lassen?
Mack: In der Tat. Nicht einmal die Pro-Kopf-Ausgaben der Gäste im Park sind zurückgegangen. Wenn sich die Familien entscheiden, hier einen Tag zu verbringen, soll der Tag auch schön sein.
BZ: Europa-Park, du Insel der Glückseligen!
Mack: Warten wir mal ab. Noch ist der Krieg nicht vorbei.
BZ: Sie schielen auf das Fernpublikum, oder warum interessieren Sie sich so für den Flughafen Lahr?
Mack: Wenn wir das Einzugsgebiet vergrößern, brauchen wir am Produkt selbst gar nicht viel verändern. Wir erfüllen ja die Bedürfnisse von Menschen, die in Hamburg, London oder Leipzig wohnen. Wir müssen nur die Infrastruktur schaffen - das kann ein Intercity-Anschluss oder ein Flughafen sein.
BZ: Würden Sie den Flughafenbetrieb zur Not auch alleine stemmen?
Mack: Wir wollen selbst nicht aktiv werden, wir haben nur Bedarf angemeldet. Solange es keine Flüge von Straßburg nach Hamburg oder Leipzig gibt, müssen wir uns für einen Flughafen in Lahr stark machen.
BZ: Erwarten Sie vom Land, dass es zuschießt?
Mack: Wir leben in einer Marktwirtschaft. Wenn die Lahrer sagen, wir betreiben den Flughafen auf eigenes Risiko und wenn das Land sagt, es gibt keine Subventionen, dann steht einer Genehmigung eigentlich nichts im Weg.
BZ: Haben Sie je Subventionen erhalten?
Mack: Nein, wird sind immer ohne ausgekommen.
BZ: Jenseits der Grenze sieht das anders aus. Das im Elsass geplante "Bioscope" wird vom Staat unterstützt.
Mack: Deshalb haben wir auch scharf protestiert. Konkurrenz belebt das Geschäft, aber bitte mit gleichen Bedingungen! Was passiert, wenn der Wissenspark nicht läuft? Dann ändern die das Konzept, und zwar in Richtung Europa-Park.
BZ: Reizt Sie nicht ebenfalls ein Science Center?
Mack: Wir befragen die Gäste nach ihren Wünschen: Wollen sie ein Hotel, ein Spaßbad oder ein Science Center? Aber dass wir so etwas finanzieren oder umsetzen, soweit sind wir noch längst nicht.
BZ: Wer entscheidet über den Europa-Park der Zukunft - die Marktforschung oder ihr Bauch?
Mack: Beides.
BZ: Und was ist wichtiger?
Mack: Bislang war es der Bauch. Ich kenne den Markt und die Branche, und ich bin täglich im Geschäft und sehe, wo die Besucher richtig Spaß haben. Ich kenne meine Gäste, mein Einzugsgebiet, kann meine Kunden befragen. Deshalb wäre es töricht, entsprechende Daten zu ignorieren.
BZ: Haben Sie eine Vision für "Europa-Park 2025"?
Mack: Wir müssen mehr und mehr zum Kurzreiseziel werden. Familien, die drei, vier Tage bleiben wollen, muss ein Rundumpaket angeboten werden: Hotels, Angebot für den Abend, vielleicht ein weiterer Park oder ein Spaßbad. Jetzt eröffnen wir ein Vier-D-Kino, das auch als Abendkino genutzt wird.
BZ: Haben Sie irgendwo auf der Welt ein Vorbild?
Mack: Disney ist ein Unternehmen, das in diese Richtung geht. Disney ist, wie wir, ganz klar auf die Familie ausgerichtet. Mittlerweile beliefern wir Disney mit unseren Fahrgeschäften.
BZ: Las Vegas, Glücksspiel, Erotik - ist das etwas, das Sie reizen würde, beruflich versteht sich?
Mack: Nein, im Moment denken wir daran überhaupt nicht. Sicher sind wir auch nicht von Gigantismus getrieben. Wir versuchen lediglich das zu tun, das uns auch morgen noch Kunden bringt.
BZ: Wo sind die Grenzen Ihres Wachstums?
Mack: Wir haben nicht das Ziel, ein europaweites Angebot zu schaffen. Wir wollen auch nicht Kunden aus China oder Japan ansprechen. Mit den Geländereserven an der Autobahn sind wir ausreichend versorgt. Disneyland in Paris hat sich 2000 Hektar Gelände gesichert. Mit 60 Hektar Parkgelände und 100 Hektar Erweiterungsgelände sind wir noch relativ bescheiden.


"Ich stelle mir vor, der Tag ist zwar schön, aber heute kommt keiner." Roland Macks Albtraum

BZ: Haben Sie Angst vor einem Sättigungsgrad, davor, dass die Leute gähnen, wenn sie Europa-Park hören?
Mack: Das hat man immer. Es ist wie das Lampenfieber des Künstlers, der Angst hat, dass er versagt. Manchmal wache ich auf und stelle mir vor, der Tag ist zwar schön, aber heute kommt keiner. Wir wissen ja nicht, wer kommt. Der Vorverkauf beläuft sich nur auf 20 Prozent.
BZ: Die Ruster haben ein zwiespältiges Verhältnis zum Europa-Park. Einerseits bringt er Wohlstand, andererseits hat er das Leben hier stark verändert.
Mack: Positiv verändert. Es gibt kaum einen Hausbesitzer, der nicht auch Fremdenzimmer anbietet. Lange hat der Ort unter dem Verkehr gelitten. Mit der Umgehungsstraße ist das gelöst. Die Chancen, die wir mit dem Park bieten, sind eindeutig und deshalb gibt es kaum Widerstände im Ort.
BZ: Das hängt auch mit dem frühen Feierabend zusammen. Würden Sie das gern ändern?
Mack: Das ist in der Tat schade. Der Park liegt zu nahe am Dorf. Wenn er abends einfach weiterlaufen könnte, und zwar noch schöner, nämlich mit Beleuchtung, das wäre etwas!
BZ: Warum geht das nicht?
Mack: Wegen des Lärms. Deswegen haben wir ja gerade das gute Auskommen mit Rust. Um halb sieben schließt der Park. Dann tritt hier Ruhe ein. Das ist aber andererseits ein Standortnachteil.
BZ: Vor allem für die Hotelgäste.
Mack: Genau. Bei 1000 Betten sind es vielleicht 50, denen die Nacht zu lang wird. Aber wenn es einmal noch wesentlich mehr Betten sind, muss man sich was einfallen lassen.
BZ: Zum Beispiel?
Mack (lacht): Da würde mir manches einfallen.
BZ: Früher "schaffte" man den Park an einem Tag. Sie arbeiten daran, dass man drei Tage braucht, richtig?
Mack: Ja, das ist aber auch zwingend notwendig. Wir haben 80 Prozent Wiederholer, die erwarten auch Veränderungen.
BZ: Veränderungen heißt Erweiterungen?
Mack: Ja, bisher war das immer so, deshalb führen unsere Veränderungen auch zur Verlängerung der Aufenthaltsdauer.
BZ: Wollen Sie ein Familienunternehmen bleiben?
Mack: Ja. Doch wir stehen im Wettbewerb zu anderen Anbietern, und letztlich entscheidet der Kunde. Und der kommt freiwillig und nicht auf Krankenschein. Wenn wir es als Familienunternehmen schaffen, dass er immer freiwillig herkommt, besteht keine Notwendigkeit, dass wir uns in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Ich wäre auch nicht der Prototyp um eine AG zu führen.
BZ: Wieso nicht?
Mack: Für eine AG gibt es nur zwei Gründe: Entweder wollen Sie Kasse machen, weil Sie Familienprobleme nicht lösen können, oder Sie bekommen das Wachstum nicht durchfinanziert. Wenn Sie beides verneinen können, gibt es keinen Grund an die Börse zu gehen.
BZ: Bei Ihnen gehen die Mächtigen dieser Republik ein und aus. Sind Sie stolz darauf?
Mack: Es schmückt uns, wenn sich herumspricht, dass in Südbaden etwas entstanden ist, wo es sich hinzufahren lohnt.
BZ: Gehen Sie auf diese VIPs zu?
Mack: Nein, die auf mich! Soll ich etwa verhindern, wenn sie reinwollen? Das wäre ja feudales Gehabe. Wenn uns in Amerika der Preis als weltweit schönster Freizeitpark zugesprochen wird, ist es vielleicht nur normal, dass auch mal ein Staatsoberhaupt, Bundeskanzler oder Außenminister sagt, jetzt will ich mir dies auch mal anschauen.
BZ: Sie sind oft in den Medien. Wie schaffen Sie es dennoch, sich aus Schlagzeilen rauszuhalten?
Mack: Für die Maßstäbe dieser Branche leben wir solide und bürgerlich.
BZ: Ist ihrem Vater die Entwicklung manchmal unheimlich geworden?
Mack: Unheimlich nicht, aber er hätte es gern beschaulicher gehabt. Er sagt oft, zahle erst mal das Alte, und dann denkst du an das Neue. Nimm den Fuß ein bisschen vom Gas, wir brauchen das Tempo nicht. Vom Ansatz her hat er Recht. Aber ich treibe neue Ideen stets parallel weiter. Die Kunden und die Medien wollen es so. Bei jener Eröffnung fragen die: Ganz nett, aber was kommt als nächstes?
BZ: Es gibt Unternehmen, da klappt die Generationenfolge nicht. Wie macht man das?
Mack: Mein Vater hat das unheimlich gut hinbekommen. Er hat den richtigen Riecher für den Standort gehabt, er hat gegen alle Widerstände und mit höchster persönlicher Belastung an dem Konzept festgehalten. Und er hat einen rechtzeitigen Übergang zur nächsten Generation hergestellt. Ich war von Anfang an beteiligt. Natürlich war es nicht immer einfach, aber es blieb sachlich. Im Konfliktfall hat dann die Mutter ausgeglichen.
BZ: Denken auch Sie schon an Weitergabe?
Mack: Nicht, was die Beteiligung angeht. Aber die Jungs werden auf ihre Aufgaben vorbereitet. Michael macht ein internationales Studium in Lörrach, Basel und Mülhausen, Thomas studiert Hotelfach in der Schweiz. Und Ann-Katrin ist noch zu jung.
BZ: Es wird beklagt, dass in der Politik zu wenige Unternehmer sitzen. Sie haben bei der Wahl des Bundespräsidenten einen kleinen Ausflug für die CDU gemacht. Kommt da noch mehr?
Mack: Das hat nicht viel Zeit gekostet.
BZ: Reizt Sie die Politik?
Mack: Das Interesse ist da, nur die Zeit fehlt. Ich wüsste nicht, wie sich die Firma hätte so entwickeln können, ohne dass ich hier jeden Tag 16 bis 18 Stunden herumspringe. Auch kann ich mehr gestalten. In der Politik sind sie nur einer unter vielen.
BZ: Sie haben viel Kontakt zu Politikern. Wollen die Ihre Meinung hören?
Mack: Politiker sind ziemlich beratungsresistent. Und Gespräche mit ihnen teilweise recht monologisierend. Deshalb zieht es mich zu diesem Berufsstand auch nicht so wahnsinnig hin. Aber diese Leute sind auch wichtig für uns. Wenn sie hier sind und, wie etwa Roman Herzog, vor der Kamera dem Europa-Park Komplimente machen, hilft uns das natürlich uns am Markt zu etablieren.
BZ: Welches Kompliment würden Sie gerne über sich als Unternehmer lesen?
Mack: Er hat 'ne solide Leistung abgelegt. Er war pflichtbewusst, hat das Familienunternehmen nicht nur geerbt, sondern auch erfolgreich weiterbetrieben und hat's geschafft, es in die nächste Generation zu führen.
BZ: Und das alles trotz oder wegen der obwaltenden politischen Rahmenbedingungen?
Mack (lacht): Trotz.


ROLAND MACK

wurde am 1949 in Freiburg geboren und wuchs in Waldkirch auf. Er studierte in Karlsruhe Maschinenbau, war Schweißfachingenieur in der väterlichen Karussellfirma Heinrich Mack GmbH & Co. und ist seit der Eröffnung des Europa-Parks am 12. Juli 1975 dessen geschäftsführender Gesellschafter. Heute hat der Park 3,5 Millionen Besucher im Jahr. Mit dem dritten Hotel, das derzeit gebaut wird, gehört der Park auch zu den großen Hotelanbietern. 2000 wurde Roland Mack "Hotelier des Jahres", bekam das Bundesverdienstkreuz und wurde vom französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac zum Ritter des "Ordre national du Mérite" geschlagen.


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visit www.epfans.com


#1, Aeschbacher
Geschrieben von MAG am 29-Mar-03 um 11:35 Uhr

Hallo,
Am 28. März 03 war Roland Mack in der Sendung Aeschbacher zugast. Leider konnte ich das Interview nicht sehen, doch für alle die es sehen wollen gibt es am 30 März (Sonntag) um 4.35 eine Wiederholung auf SF1.
Weitere Infos gibt’s unter: http://www.sfdrs.ch/system/frames/highlights/aeschbacher/
Einfach auf "Ausblick" klicken und dann auf "Gäste"

#2, RE: Aeschbacher
Geschrieben von TheMIR am 29-Mar-03 um 16:23 Uhr

Hat jemand zufällig die Sendung aufgezeichnet?

#3, RE: BZ-Interview mit Roland Mack
Geschrieben von Tim Iser am 30-Mar-03 um 11:15 Uhr

>BZ: Haben Sie je Subventionen erhalten?
>Mack: Nein, wird sind immer ohne ausgekommen.

Keine Subventionen. Sehr löblich! Dann kann ich also davon ausgehen, dass der neue Autobahnanschluß von der Familie Mack bezahlt wurde und nicht vom Steuerzahler. Meinen Respekt.

Tolles Interview. Hätte Loriot nicht besser machen können.


#4, RE: BZ-Interview mit Roland Mack
Geschrieben von Silbersternchen am 30-Mar-03 um 12:12 Uhr

Naja, jetzt mach mal halblang....

Immerhin hats auch 22 Jahre gedauert, bis in dieser Hinsicht was gemacht wurde....

Das direkt als Subvention zu sehen, halte ich für etwas hochgegriffen!

Die Autobahnabfahrt bringt, glaube ich zumindest, auch nicht mehr Leute in den Park. Nur die Anwohner werden jetzt nicht mehr belästigt!

Gruß
Sonja