... 050 ... "Tropical Islands"-- Vorwort --
Obgleich es schon recht viele Erfahrungsberichte zu TI gibt, will ich noch einen (recht kritischen) bei-steuern, da sich ja in letzter Zeit einiges getan hat...
-- Allgemeines --
Bad-Typ: Spaßbad / Familienbad / Hallenbad / Saunaland / Wellness-Center / Freizeitpark
Eignung: Kinder / Erwachsene / Behinderte / Senioren / Textilfrei
Adresse: "Tropical Islands"
Tropical-Islands-Allee 1 (Cargolifter-Halle)
D-15910 Krausnick
Telefon: (+49) 035477 - 605 050
Fax:(+49) 035477 - 606 060
e-mail:welcome@tropical-islands.de
Internet:www.tropical-islands.de
GF:Ole Bested Hensing (TI) / Haruyoshi Ono (Tanjong Konzern)
Region: Brandenburg, Dahme-Spreewald, südlich von Berlin
Eröffnung: 18. Dezember 2004
-- Anfahrt --
A13 Berlin - Dresden bis Staakow (Abfahrt 6, 35 km südlich von B-Schönefeld), Richtung Brand (3 km von der Autobahn). 60 km südlich von Berlin, 100 km nördlich von Dresden.
-- Geöffnet --
Komplettbad:
Täglich: 0 - 24 Uhr (durchgehend)
Wellness:
Mo bis Do: 09 - 01 Uhr
Fr/Sa/So: 0 - 24 Uhr (durchgehend)
-- Tarife --
Spaßbad: 4 - 14 Jahre: 19,50 € (unbegrenzt bzw. Tag)
Ermäßigte: 22,50 € (unbegrenzt bzw. Tag)
Ab 15 Jahre: 25 € (unbegrenzt bzw. Tag)
Familien: 69,50 € (unbegrenzt bzw. Tag)
Ermäßigte sind Senioren (ab 65 Jahre) und Behinderte (ab 70 %). Kinder bis 3 Jahre frei. Sonderpreise für Gruppen (ab 20 Personen) und Jahreskarten (Erw. ab 199 Euro). Familienpreis gilt für bis zu 2 Erw. + 4 Kinder unter 15 Jahren. Zuzahlung Rutschenturm (3 € / Tag), Saunaland (6,50 € / Tag) und Kinderclub (3,50 € / Tag). Geburtstagskinder jeden Alters frei. Stand: 03/08
-- Ausstattung --
Spaßbad: Bewegungsbecken (28 °, 140 x 55 m, 3.800 m², 0 - 135 cm) mit 2 Inseln (auch zu vermieten), 3 Brücken, Sandstrand und Himmels-Projektion; Lagunenbecken (31 °, 1.200 m², 0 - 135 cm) mit Strö-mungskreisel, Wasserfall, Grotte, Wasserschirm, Wasserorgel, 5 Schwallduschen; Whirlpool (35 °), Black-hole-Röhrenrutsche (52 m, Edelstahl) mit Auslauf ins Spaßbecken; Blackhole-Röhrenrutsche (42 m, Edel-stahl) mit Auslauf ins Spaßbecken; Crazy-River-Reifenrutsche (112 m, Doppelreifen, Edelstahl, Aufpreis); offene Rutsche (149 m, Aufpreis) mit eigenem Auslauf; Turborutsche (76 m, Aufpreis) mit eigenem Aus-lauf; Breit-Wellenrutsche (21 m, Edelstahl, Aufpreis)
Saunaland innen: Steinsauna im Angkor-Wat-Tempel (80 - 95 °, Aufgüsse); Salasaca-Baumsauna (80 - 95 °); Inipi-Kräuter-Schwitzhütte (Aufgüsse); Edelstein-Dampfbad im Elefanta-Tempel (42 - 45 °, 3 Bereiche mit Amethyst / Bergkristall / Rosenquarz); Guruwari-Blütendampfbad (45 °); Heilerde-Sauna; 3 Sprudel-becken; Eisbrunnen; Salz-grotte; Ruhehaus; 4 Solarien; Tandoori-Restaurant
Wellness: Abhyanga-Ganzkörpermassage, (59,90 Euro / 60 Min.); Abhyanga-Teilmassage (79,90 Euro / 30 Min.); Shirodhara-Stirnguss (29,90 Euro / 30 Min.); Thai-Massage (29,90 Euro / 30 Min.); Entspan-nungsmassage (23,90 Euro / 20 Min.); Thai Rückenmassage (29,90 Euro / 30 Min.); Lymphdrainage (21,90 Euro / 20 Min.); Fußreflexzonenmassage (23,90 Euro / 20 Min.); Massage gegen Migräne (18,90 Euro / 15 Min.); Ganzkörpermassage (29,90 Euro / 30 Min.); Aroma-Öl-Massage (zzgl. 2,90 Euro); Pee-ling-Massage (zzgl. 5,90 Euro); Honiggel-Schokolade (4,50 Euro); Joghurt-Creme (4,50 Euro); Lemon-Minze (4,50 Euro); Eukalyptus-Lemongras (4,50 Euro); Orange-Lavendel (4,50 Euro); Honig-Salz (4,50 Euro); Totes-Meer-Salz (4,50 Euro); Schlamm-Packung Badia aus dem Toten Meer (4,50 Euro); Rosen-holzöl (5,50 Euro); Diamant-Joghurt aus Afrika (5,50 Euro); Kaffee-Körperpeeling (5,50 Euro)
Sonstiges: 6 Tropen-Restaurants mit 5 Bars und 3.320 Sitzplätzen (Thailand 464, Borneo Malaysia 812, Polynesien 764, Bali 484, Amazonas 400, Kongo 396); Regenwaldpfad; Showbühne; Beachparties; 3 Beach-Volleyball; Mehrzweckfeld; Ballonfahren in der Halle (ab 6 Euro); Bungee-Jumping in der Halle (50 Euro); 4 Bungeee-Trampoline; Spielplatz mit Kletterwand; 2 Tischtennis (kostenlos); Kinderland (Aufpreis); Minigolf (18 Bahnen, Aufpreis); Hüpfburg; Andenken-Shop
-- Erster Besuch am Sonntag, 13. März 2005 --
Erstaunlicherweise ist "Tropical Islands" bereits auf der Autobahn ausgeschildert. Das ist sonst nur großen Freizeitparks erlaubt. So ist die Anlage auch leicht zu finden, obgleich es zunächst ca. 10 km über eine alte, holprige Militärstraße durch das ehemalige Flugplatzgelände zu fahren gilt. Dabei ist auch ein Bahnübergang zu queren, der ziemlich viel Schienenverkehr hat, sogar mit ICE-Zügen. Aber es gibt keinen Bahnhof mit Shuttleverkehr für "Tropical Islands".
Schon von weitem sieht die Halle, die mitten auf dem Runway steht, wirklich imposant aus. Parkplätze gibt es Tausende, denn die einstigen Start- und Landebahnen aus Betonplatten können ebenfalls genutzt werden. Doch dann kommen schon die ersten Zweifel an der Perfektion des Ganzen. Wir parken in der Nähe des Eingangs und hier ist nicht gepflastert. Nach den Schneefällen der letzten Tage, die nun zu schmelzen beginnen, stehen wir mit unserem Auto mitten im Matsch. Bis wir zum Eingang kommen, sind wir und vor allem das Kind schon schmutzig.
Der Eingang macht keinen tropischen Eindruck, ja er ist phantasielos und öde in Beton gegossen und nicht einmal beschildert. Überall liegt Abfall von den früheren Gästen herum, leere Bierflaschen säumen unseren Weg. Das wirkt fast so abstoßend wie eine Bahnhofs-Unterführung im Ruhrgebiet. Keine Einladung für Gäste und keine Empfehlung für das Haus. Drinnen geht es auch nicht viel besser weiter. Ein unbesetzter Souvenirshop und zwei Empfangspersonen an einem Schreibtisch. An die wenden wir uns, denn wir möchten Informationen und eine Pressekarte. Da hapert es schon, denn Infos gibt es außer den mageren Prospekten keine. Uns wird aber versprochen, daß es mit den Eintrittskarten keine Probleme gäbe. Versprochen ist versprochen...
Weiter geht es über die Taschenkontrolle. Ja, Sie haben richtig gelesen. Wie auf einem Flughafen sind Me-tall-Detektoren als Türen für die Personenkontrolle und Durchleuchtungs-Rollbänder für die Taschen vor-handen. Allerdings sind diese außer Betrieb oder Attrappen. Jedenfalls werden die Gäste manuell von einer Dame kontrolliert. Diese durchwühlt alle Badetaschen, angeblich um nach gefährlichen Gegenständen zu suchen. Diese existieren aber wohl nur in Form von Lebensmitteln. Darauf kommt es nämlich an. Man möchte nicht, daß die Gäste Speisen und Getränke mitbringen und durchsucht jede Tasche vor allem danach. Meines Erachtens nicht nur eine Unverschämtheit, sondern ein unerlaubter Eingriff in die Privatsphäre und damit unrechtmäßig.
Weiter geht es zur Eintrittskarten-Ausgabe. Hier weiß man schon nichts mehr davon, daß wir Presse sind, obwohl die Empfangsdame nur zehn Meter entfernt sitzt. Es wird also gleich wieder nachgefragt. Wir verlassen uns auf die Aussage, daß wir beim Ausgang problemlos mit dem Presseausweis hinauskämen. Versprochen ist versprochen. Wir erhalten also je eine Magnetkarte, auf der unsere Eintrittszeit gespeichert ist und gehen davon aus, daß wir diese als Schrankverschluß verwenden sollen und erst wieder zum Austritt brauchen. Das stellt sich aber später als falsch heraus.
Die Eintritts-Preise sind übrigens nach Alter und Ankunftszeit gestaffelt und differieren daher sehr. Die Zuschläge für Zeitüberschreitung bleiben aber immer gleich. Am günstigsten kommt man nachts ins Bad, allerdings sind dann auch die Attraktionen nur eingeschränkt nutzbar. Die Show läuft beispielsweise nur in der Hauptzeit, wenn es relativ teuer ist.
Nun beginnt die Odyssee durch die Halle. Nach etwa fünfzig Metern ein Counter zur Abgabe der Mäntel. Kostet nix. Doch wohin jetzt? Weit und breit keine Umkleide zu sehen. Immer dem Weg folgen, heißt es. Wir folgen also und kommen nach einem Gang durch die halbe Halle (ca. 300 m) schließlich in den Garderoben an. Die beiden Taschen, die ich schleppe, haben mir schon ganz schön zugesetzt und ich schwitze. Also umziehen und zum Schrank. Aber zu welchem? 2.158 gibt es davon im Untergeschoß, doch wir haben keinen Schlüssel. Den bekommt man nämlich an einer weiteren Rezeption gegen Vorlage der Eintritts-Magnetkarte. Und nun können wir uns einen freien Schrank aussuchen. Ist aber gar nicht so einfach, denn freie Schränke erkennt man als Erstbesucher nur daran, daß sie offen sind. Das sind aber nur wenige. Wie wir kurz darauf feststellen, sind aber weit mehr als die Hälfte leer, nur die Türen sind geschlossen. Die Beschilderung zu den Umkleiden war übrigens auch nur am Eingang vorhanden, den Rest der Strecke mußte man sich denken. Und hier braucht man schon fast ein Navigationssystem.
Okay, die Taschen geschultert und über die Treppe nach oben zu den Duschen. Die lassen wir aber erst mal links liegen, denn wir suchen ja zunächst eine freie Liege am Strand. Wohin sonst mit den Taschen? Also wieder den Berg runter und Liege suchen. Davon gibt es allerdings recht wenige und viele Gäste lie-gen darum im Sand. Es war übrigens eine weise Entscheidung, die Duschen noch nicht anzuschauen, denn als ich sie kurz darauf inspiziere, finde ich Exkremente in der Herrendusche, die auch noch überall auf dem Boden zertreten wurden. Glücklicherweise habe ich Badeschuhe an und achte darauf, nicht in die Fäkalien zu treten. Bei so vielen Angestellten hat man an den Putzfrauen offenbar gespart. Die Naßräume sind jedenfalls katastrophal schmutzig.
Nun sehen wir auch, daß wir wichtige Utensilien nicht dabei haben. Hier kann man nämlich nicht ständig in Badesachen herumlaufen, weil man sonst schnell kalt bekommt. Zwar soll die Lufttemperatur tagsüber 25 ° betragen, doch gerade wenn man aus dem Wasser kommt und die Badehose noch naß ist, braucht man mehr. Die gefühlte Temperatur liegt um 20 °, Sonne gibt es hier ja keine. Die meisten Gäste laufen in Shorts und T-Shirts herum, wir haben aber nur unsere Bademäntel dabei (die sind total überflüssig). Näch-stens also leichte Sommerkleidung nicht vergessen.
Das Relaxen am Strand macht Laune, vor allem mit einem Longdrink in der Hand (4,90 Euro) oder einem Softeis (verläuft sehr schnell). Leider will das Kind etwas ganz anderes, nämlich baden. Aber dafür gibt es ja zwei Becken, wovon das größere allerdings für Kinder auf Dauer zu kühl ist. Ein Kinderbecken gibt es leider nicht. Überhaupt hat man für die Kinder ein recht geringes Angebot. Offenbar geht man davon aus, daß fast ausschließlich Singles und kinderlose Paare hierher kommen. Das ist aber nicht der Fall. Wir sehen viele Familien und es könnten noch wesentlich mehr sein. Einen Familientarif haben wir übrigens beim Eintritt auch vergeblich gesucht.
Erst nach langem, langem Suchen haben wir dann die sogenannte Kinderbetreuung gefunden. Es handelt sich um eine Spielecke für Kleinkinder, schmutzig und ohne Betreuung. Allerdings kann man allerlei Sport- und Spielgeräte hier ausleihen, das meiste jedoch gegen zusätzliche Bezahlung. Die große Chance, auf einer der vielen freien Flächen einen Indoor-Kinderspielpark zu errichten hat man auch hier verpaßt. Damit wären sicher 500 bis 1.000 Gäste täglich zusätzlich zu generieren. Spielhäuser gibt es in Brandenburg bislang übrigens nur zwei - in NRW sind es bereits über 50 und in den USA über 3.000. In Österreich wurde übrigens gerade das erste in Wien eröffnet. In diesem Sektor gibt es also noch viele Entwicklungs-Möglichkeiten. Von den Spiel-Angeboten für Kids in "Tropical Islands" sind wir jedenfalls sehr enttäuscht. So muß man als Elternteil also auch hier ständig auf die Kleinen aufpassen und kann sich nicht richtig entspannen.
Zurück zu unserem Strandplatz. Obgleich draußen die Sonne scheint, haben wir drinnen davon wenig. Zwar wurde die Südfront großflächig mit einer transparenten Skyplane-Haut versehen, die auch UV-Strahlen passieren läßt, doch sind diese Fenster durch Planen verhängt. Lediglich eine von vier Lichtöff-nungen wird genutzt. So wirkt die Halle stets düster und es kommt kein Strandgefühl auf. Warum nicht alle Vorhänge geöffnet sind, bleibt uns ein Rätsel. Bräunen kann man also hier nicht - und zu unserem Erstaunen hat man nicht einmal daran gedacht, irgendwo ein Solarium anzubieten.
Ab ins Becken. Die Edelstahlbecken von zeller sind sehr schön gemacht und qualitativ hochwertig. Hier gibt es nichts zu meckern. Etwa die Hälfte des Lagunenbeckens ist allerdings für Erwachsene zu flach (größtenteils um 60 cm). Das ist wohl eher für die Kinder gedacht und so gibt es dort auch einen Wasser-pilz und eine kleine Wasserorgel (leider ohne Beleuchtung). Eine Minirutsche für Kleinkinder finden wir allerdings nicht. Durch einen Schwimmtunnel gelangt man in den tieferen Bereich (135 cm), wo auch der Strömungskanal und die Nackenduschen sind. Das Becken wird übrigens gut frequentiert und vor allem die Wildwasser-Sequenzen sind sehr beliebt. Noch beliebter ist der Whirlpool auf einer Halbinsel, der leider nur schwimmend zu erreichen ist. Eine Ausstiegstreppe existiert ebenfalls nicht, so daß dieser Whirlpool für kleinere Kinder und Behinderte nicht nutzbar ist. Dennoch ist er wegen der angenehmen Wassertemperatur stets voll. Etwa zehn Personen passen rein. Man hätte auf dem Gelände gut und gerne eine Handvoll Whirlpools verteilen können, die sicherlich auch dann noch alle voll gewesen wären.
Ebenfalls sehr gut frequentiert sind die beiden Blackhole-Rutschen, die hangverlegt sind. Man sieht nur Einstieg und Auslauf. Vom Auslauf aus ist allerdings eine längere Strecke durch das Becken zurückzule-gen, bevor man sich wieder anstellen kann. Auch erfolgt der Auslauf ins Lagunenbecken und nicht in ein separates Landebecken. Da hätte man sicher eine schönere Lösung finden können. Die ampelgesteuerten Rutschen machen Spaß, dürften aber ein wenig länger sein. Vielleicht läßt sich ja später noch eine weitere Röhre nachrüsten, vielleicht sogar eine Reifenrutsche. Bei der Höhe der Halle hätte man hier sogar eine 1.000-m-Rutsche bauen können. Daran hat aber niemand gedacht. Bislang entspricht der Spaßfaktor jedenfalls höchstens dem eines mittleren Freizeitbades in einer Kleinstadt.
Das größere, etwas kühlere Becken auf der anderen Seite probieren wir auch aus. Einen richtigen Namen für das Bewegungsbecken mit den Inseln gibt es ja nicht. Oder heißt das Becken "Südsee", wie auf dem Übersichtsplan verzeichnet? Jedenfalls kann man hier um zwei Inseln herum und unter drei Brücken hin-durch schwimmen. Ein Vergnügen, das sich nur wenige Gäste gönnen. Denn irgendwie wird das Ganze nach wenigen Minuten recht langweilig. Aber immerhin fin-det man in diesem Becken die wohl einzige Gelegenheit in ganz Deutschland, eine 100-Meter-Indoor-Schwimmbahn zu nutzen. Schade, daß die Tiefe nicht für Profis geeignet ist, denn hier könnte man ideal trainieren oder sogar Wettkämpfe ausrichten.
Beide Becken sind übrigens ziemlich schmutzig, was auf mangelnde Pflege zurückzuführen ist. Die Be-ckenböden sind voller Sand und es schwimmen einige alte Pflaster im Wasser herum. Mehrere Zigaretten-kippen an der Überlaufrinne und auch im Sandstrand sowie Verpackungsreste von mitgebrachten Snacks werden auch nach unserem Besuch noch da sein. Zwischendurch macht wohl niemand sauber. Vielleicht kommt ja nachts die Putzkolonne.
Nächster Versuch: wir möchten essen. Die Restaurants haben alle eine sehr begrenzte Speisen-Auswahl und sind zudem recht hochpreisig. Und obgleich wir an einem Sonntag-Mittag da sind, sind die meisten Plätze unbesetzt und sogar die Restaurants teilweise nicht voll in Betrieb. Wir möchten an einem Buffet essen, doch dort ist gerade Mitarbeiter-Schulung und wir werden weggeschickt. So gehen wir zum Terras-sen-"Restaurant" mit Blick auf den Event-See.
Wir setzen uns also hin und studieren die karge Speisekarte. Aber niemand kümmert sich um uns. Die Be-dienungen wischen gelangweilt die noch langweiligeren Tische und wir warten eine halbe Stunde. Die Ti-sche sind übrigens aus dunkelbraunen Melanin-Platten, ohne Tischdecken, Kerzen, Blumen oder sonstiger Dekoration.
Schließlich wollen wir am Tresen bestellen, doch dort gibt es nur ein teures Tagesgericht, das wir gar nicht haben wollen. Nach mehrmaligem Nachfragen kommt schließlich die Bedienung, die einen mürrischen Eindruck macht. So stellt man sich das Südsee-Paradies nicht vor. Wir bestellen und erhalten eine weitere halbe Stunde später unseren Salatteller und das Nudelgericht. Recht knapp bemessen die Portionen und auch nicht gerade wohlschmeckend. Wie in der Cafeteria eines Kaufhauses. Zwei mickrige Scheibchen Weißbrot gibt es zum Fitneß-Salat dazu, nicht einmal frisch geschnitten. Nun erfahren wir übrigens, daß man nur auf die Magnetkarte buchen kann, wir aber lediglich unsere Schrankschlüssel dabei haben. Man muß also seine Magnetkarte eigentlich ständig am Körper tragen, was aber in Badekleidung gar nicht möglich ist. Also hat man ständig ein hohes Diebstahl-Risiko zu tragen. Bei Verlust sind 100 Euro fällig. Also wieder 200 Meter zu den Liegen laufen, die wertvolle Magnetkarte aus der Tasche nehmen und zurückkommen. So kommt wirklich keine Urlaubsstimmung auf. Warum kann man denn nicht auf den Schlüsselchip buchen? Technisch wäre das doch überhaupt kein Problem und das Risiko für den Gast wäre wesentlich geringer. Man könnte den Schlüssel am Eingang erhalten und bis zum Auschecken am Körper behalten Die Magnetkarte entfiele und auch der Counter mit zwei Personen an der Garderobe. Allein diese Maßnahme könnte dem Betreiber über 130.000 Euro pro Jahr an Personalkosten einsparen und zusätzlich einen höheren Umsatz in der Gastronomie bringen. Hier scheint mir alles nicht richtig durchdacht zu sein.
Was uns auch auffällt, ist die Bekleidung der Angestellten. Die ist weder einheitlich noch klar erkennbar und hat auch nicht das Geringste mit Südsee zu tun. Man hätte eigentlich Baströckchen und Blütenkränze erwartet, doch das findet man hier nicht.
Was die architektonischen Detail-Lösungen anbetrifft, werden wir ebenfalls enttäuscht. Stellenweise fragt man sich, ob überhaupt ein Architekt zu Rate gezogen wurde. Fliesen gibt es nur in Duschen und WCs (Standard-Ware), Naturstein sucht man vergebens, Sicht-Beton wurde jedoch überall verwendet. Hin und wieder ist der Beton drinnen sogar in war-men Farben gestrichen, im Außenbereich jedoch nirgends. Der - zugegebenermaßen riesige - Boden ist größtenteils so belassen, wie er für die Cargo-Lifter-Produktion ge-braucht wurde. Purer Beton ohne Bodenbelag. Zwei Schienen ziehen sich durch die Halle, nur teilweise notdürftig abgedeckt.
Stellenweise ist Unfallgefahr durch schlecht abgedeckte Bodenlöcher gegeben. So stellt man sich das Südsee-Paradies nicht vor, höchstens die Urlauber-Container an der spanischen Küste. Überhaupt erinnert uns vieles an Mallorca, auch das Publikum. Man hat das Gefühl, daß hier ein Ballermann-6-Ersatz geschaffen wurde, nur daß man sich hier nicht mit Bier und Sangria den Kopf voll haut, sondern mit Cocktails.
Nun laufen wir durch den Urwald. Das sieht aber eher aus wie ein kommunales Gartenbeet, wobei man peinlich darauf achtet, daß kein Unkraut wachsen kann. Alles ist mit Rindenmulch abgedeckt. Zwischendrin einige Dutzend Palmen - oder das, was davon übrig ist. Alle Pflanzen sehen krank aus und wollen nicht wachsen oder ausschlagen. Viele Palmen sind sogar schon eingegangen. Mit einem tropischen Urwald hat das alles wenig zu tun. Und im Mangrovensumpf wächst keine einzige Mangrove. Nicht einmal Goldfische hat man in den kargen Teich ohne Wasserpflanzen gesetzt. Und überall auf wirklich jedem Blatt liegt feiner weißer Staub (vom Sandspielplatz). Abgewischt wird dieser anscheinend nie. So werden auch die restlichen Pflanzen sehr bald eingehen und vom Hauch von Südsee bleibt nichts übrig.
Neben der sehr mangelhaften Flora fehlt auch die Fauna. Wie gesagt, keine Fische. Aber auch Vögel, Schmetterlinge und sonstiges Getier gibt es nicht. Hier können sich wohl höchstens Mäuse wohlfühlen. Das Vogelgezwitscher kommt aus Lautsprechern, die als Felsen getarnt sind. Hier sollte man sich schnell-stens nach fachmännischem Rat umsehen, um die Pflanzen zu retten, die Staub-Emissionen zu senken und ein wenig Leben in die triste Landschaft zu bringen. Hier oben laufen übrigens nur ein paar Rentner herum, die aber auch wohl eher einen botanischen Garten erwartet hatten. Die Enttäuschung ist allen ins Gesicht geschrieben. Niemand lobt das Ensemble. Und auch unten am Eingang, wo eigentlich der exotische Blumen- und Orchideenbasar sein sollte, finden wir keine einzige Blüte.
Vom "Dschungel" aus hat man übrigens auch einen guten Blick auf die Westseite der Halle, die vom übri-gen Betrieb abgegrenzt ist. Hier ist noch Baustelle. Es soll wohl mal ein Event-Center dort entstehen. Si-cherlich erwartet der Gast hier Unterhaltung, doch Unterhaltung ist nicht alles. Wo ist das Saunaland, wo das Kinderparadies, wo sind die Hotelzimmer? Viel sinnvoller als eine neue Bühne wäre so etwas.
Den Osten der Halle hat man zum "Paradies-Strand" erklärt, wobei dieser Name sicherlich irreführend ist. Es wurde lediglich Sand auf den Boden geschüttet und so entstanden drei Beach-Volleyballfelder. Mit allen negativen Auswirkungen auf die Umgebung, denn alles ringsum ist zugestaubt. Offenbar hat man unterschätzt, wie sehr sich feiner Staub über die Ventilation ausbreitet.
Neben den momentan noch viel zu vielen Mängeln, die hoffentlich bald abgestellt werden, haben wir auch einiges Positives entdeckt. So gibt es beispielsweise einen Fesselballon, der in der Ostseite der Halle positioniert ist. Damit können bis zu drei Personen gleichzeitig in etwa 50 Meter Höhe entschweben und haben von dort einen phantastischen Ausblick. Der Preis von 15 Euro dafür ist noch akzeptabel. Und am Wochenende kommt sogar ein großer Kranwagen, der mutige Bungee-Springer in eine Höhe von 60 Metern liftet. Für 50 Euro ein vergleichsweise preiswertes Vergnügen und wohl die einzige Indoor-Springmöglichkeit weltweit. Sehr schön ist natürlich auch die Möglichkeit, den Badespaß an einem richti-gen Strand zu erleben, ohne schlechtes Wetter fürchten zu müssen. Das Softeis oder den Longdrink ge-nießt man auf der bequemen Liege sehr gerne. Immerhin genießen an Spitzentagen bis zu 9.000 Gäste täg-lich den kleinen Urlaub an der Südsee, an Wochentagen angeblich durchschnittlich über 4.000.
Das ist doch eine sehr gute Zahl (mehr hat wohl kaum ein Bad in ganz Europa), wenngleich die sehr opti-mistischen Prognosen (ca. 7.000 Tagesgäste im Schnitt) bestimmt nicht erreicht werden.
Was man unbedingt noch erwähnen muß, ist die Bühnen-Vorstellung auf den Südsee-Inseln am Abend. Hier wird wirklich etwas ge¬boten, wie man es sonst nur aus den Musical-Theatern kennt. Eine tolle Show mit über 40 Darstellern, teilweise mit echten artistischen Profi-Einlagen. Alle können tanzen, als ob sie sonst nichts im Leben getan hätten und ausnahmslos alle Akteure, männlich wie weiblich, sind sehr attraktiv und durchtrainiert. Thema unserer Show war "Viva Brasil" und es wurde musikalisch die Geschichte Brasiliens sehr anschaulich dargestellt. Hunderte von tollen Kostümen hat man für diese Show angefertigt. Ein echtes Erlebnis. Und für diesen Preis sicherlich in keinem deutschen Musical-Theater zu bekommen. Hinzu kommt die Möglichkeit, alles vom Liegestuhl aus in Shorts oder Bade-Anzug zu genießen, ohne vorherige Reservierung und mit der Gelegenheit zum Platzwechsel, essen und trinken. Das bekommt man sonst nirgends.
Einen Wermutstropfen gab es dann allerdings beim Auschecken. Natürlich reichte es nicht, den Presse-Ausweis vorzuzeigen. Auch hier mußten wir wieder diskutieren und mehrere Personen wurden befragt, bevor wir unseren Eintrittspreis erlassen bekamen. Man kommt sich als Redakteur manchmal vor wie ein Bettler. Dabei tut man doch sehr viel für das Bad, über das man berichtet und die gebotene Leistung wäre normalerweise mit mehreren Hundert Euro zu honorieren. Es fallen ja auch noch die Fahrt- und Übernach-tungskosten an und mindestens ein ganzer Tag, die der Journalist hier investiert. Von den mehreren Stun-den zum Erstellen des Artikels und dem Aufwand für die Fotos ganz abgesehen. Und schließlich haben wir auch noch für über 50 Euro konsumiert, was wir ja selbst bezahlen. So bleibt auch hier ein schaler Nachgeschmack, wenn man den ganzen Aufenthalt Revue passieren läßt.
Zum Schluß noch ein paar Tips zur nachhaltigen Verbesserung und damit Substanz-Erhaltung. Was neben den Spiel- und Betreuungs-Möglichkeiten für Kinder vor allem fehlt, ist eine schöne Saunalandschaft, vielleicht im balinesischen Stil - siehe "Samoa" oder "Bali-Therme". Diese könnte mehrere Hundert zusätzliche Gäste täglich generieren. Weiterhin fehlen ein Hotel bzw. andere Übernachtungs-Möglichkeiten. Das ließe sich derzeit noch sehr gut in der West-Ecke der Halle unterbringen.
Ein Hotel sollte hier natürlich im fernöstlichen oder fernwestlichen Stil gehalten sein, vielleicht eine Art Hüttendorf auf zwei oder drei Ebenen oder eine Art Maya-Tempel. Damit verbunden müßte natürlich ein günstiger Übernachtungspreis sein, denn man zahlt ja zusätzlich je Stunde einen Euro an Eintritt. Da sollte das "einfache" Doppelbett für zwölf Stunden maximal 30 Euro kosten. Das bedeutete für ein Paar, daß die Übernachtung sagen wir mal von 22.30 Uhr abends bis 10.30 Uhr morgens inklusive Baden im Pool insgesamt 61 Euro kostete (2 x 7,50 Euro Eintritt, 2 x 8 Euro Überziehung, 30 Euro für das Bett). Das wäre eine Alternative zur Übernachtung bei Ibis oder vergleichbaren Mittelklasse-Hotels. Und zusätzlich eine gute Reklame. Weiterhin würden die zusätzlichen Gäste natürlich auch konsumieren, beispielsweise das Frühstück. So könnte man eine viel größere Akzeptanz erreichen.
Der Zeltverleih zum Übernachten am Strand ist sicherlich auch ganz schön, aber keine Alternative zum Bett und doch eher für biertrinkende Mallorcisten geeignet. Mit einem richtigen Hotel würde "Tropical Is-lands" auch als Übernachtungs-Station für Urlauber und als echte Kurzurlaubs-Alternative für Großstädter interessant werden. Und natürlich als trendiges Ziel für verliebte Paare, Hochzeitspärchen oder Kegelclubs. Möglichkeiten gibt es derzeit noch viele, doch wenig wird getan. Das wird sich wohl erst ändern, wenn die Umsatzzahlen einbrechen. Und das ist abzusehen. Warten wir mal ab, wie es in einem Jahr aussieht...
-- Letzter Besuch am Freitag, 07. März 2008 --
Einem geschenkten Gaul schaut man zwar nicht ins Maul, doch heute habe ich es trotzdem getan. Der Be-such im Tropical Islands war kostenlos, inkl. Busfahrt von der ITB aus. Doch obgleich fast nur Journalis-ten und Fachbesucher mitfuhren, war die Organisation ziemlich katastrophal. Im TI gibt es nun wirklich genügend Leute, die sich um alles kümmern und doch klappt herzlich wenig.
Die Abfahrt des Busses verzögerte sich um über eine halbe Stunde, da er restlos überfüllt war und ein zweiter Bus zugemietet werden mußte. Beide Busse mußten unbedingt zusammen fahren, also warten. Und das, obgleich alle Mitfahrer sich vorher angemeldet hatten. Man sollte eben nicht davon ausgehen, daß zwanzig Mitfahrer einfach nicht kommen. Die Fahrt ins TI war entspannt, wenngleich die Werbe-DVD ziemlich nervte. Andauernd spielte die Erken-nungsmelodie "Tropical Ei, Tropical Ei, Tropical Eieieieiei Eiländs".
Im TI erfuhren wir dann, wie der Besuch geplant war. Es gab zwei Gruppen, eine mit Führung durch die komplette Anlage, die anderen konnten es sich im Saunaland gemütlich machen. Ich entschied mich natürlich für die Sauna. Bademantel und Saunatuch gab es umsonst, sogar das Essen wurde gesponsert. Soweit ganz gut.
Schwierig war es, den Schrank zu finden. Die Schrank-Vergabe ist fest, die Nummerierung geht wild durcheinander. Zunächst kommen die Nummern 6.000 bis 8.000 und wenn man schon meint, es geht nicht mehr weiter, kommen dahinter noch 2.000er bis 4.000er-Schränke. Totales Chaos und 15 Minuten für die Schranksuche verschenkt. Die Bademantel-Ausgabe mußte ebenfalls gesucht werden.
Nach einem kleinen Rundgang entschied ich mich, zunächst zu essen, damit ich meine Zeit besser einteilen konnte. Im Restaurant waren Tische für uns reserviert, alles war leer. Es schien fast, als wären wir die einzigen Gäste, und das mitten in der Hochsaison an einem Freitag-Abend. Eigentlich hatte ich eine überfüllte Sauna erwartet. Kaum vorstellbar, daß so die Besucherzahlen signifikant verbessert werden. Die Küche hat Front-Cooking und so konnte man sehen, daß zwei junge Köchinnen beschäftigt waren, zusätzlich zwei Kräfte an der Theke. Eigentlich eine gute Besetzung, und doch viel zu wenig, wie sich später herausstellte.
Wir durften Á-la-carte bestellen, ein komplettes Menu. Ich nahm zunächst eine Spinatsuppe mit Kürbiskernen, auf Empfehlung. Die Suppe war einfach nur wässriger Spinat, dazu gab es eine Art großer Tortilla-Chip. Auf Nachfrage erfuhr ich, daß es hier nur diese Chips gibt, kein richtiges Brot. Baguette also Fehlanzeige, auch keine Weizenbrötchen. Ich bestellte das sog. Naan-Brot hinzu, das sich als flaches Fladenbrot herausstellte, wenig nahrhaft aber immerhin warm. Der Aufpreis von 3,50 Euro ist aber total überzogen. Dennoch: ohne dieses Brot hätte ich das Essen nicht hinunterbekommen.
Als Hauptspeise wählte ich einen Tandoori-Salat mit Hähnchenstücken und Curry-Erdnuß-Joghurt-Ingwer-Sauce oder so ähnlich. Der Salat war schön angerichtet, geschmacklich aber eine Katastrophe. Al-les hatte einen bitteren Geschmack, vor allem die Sauce. Die Hähnchenstücke waren zwar warm, aber total trocken. Normalerweise hätte ich den Salat wirklich zurückgehen lassen müssen, er war ungenießbar. Die 0,7-Liter-Flasche Apollinaris habe ich gänzlich ausgetrunken (5,20 Euro kostet die normalerweise) und hatte immer noch Durst - bevor ich in der Sauna war. Als Nachspeise gab es noch warme Ananas in Sirup. Das schmeckte ganz lecker, jedoch waren die knorzigen Herzen nicht ausgeschnitten und so mußte man selbst um sie herumschnippeln. Immerhin war die Bedienung freundlich. Die ganze Zeremonie dauerte über eine Stunde, obwohl das Lokal leer war.
Das Saunaland ist groß, aber dennoch überschaubar. Die vielen tollen Attraktionen, die beworben werden, hat man in fünf Minuten gesehen. Schön gemacht ist die Angkor-Wat-Tempelanlage, darin allerdings nur eine Sauna. Man hatte hier wirklich sehr viel Platz und davon wurde viel verschwendet. Die Solarien von Dorena sind modern, drei habe ich gezählt. Eine Enttäuschung ist die Geysir-Anlage aus Neuseeland. Na-türlich kein Geysir, sondern nur drei Whirlpools aus GFK. Darum ein wenig weißer Verputz an den Beton gespritzt und schon soll ein Pamukkale-Feeling entstehen. Mumpitz! Auch die versprochenen 38 Grad Wassertemperatur sind Fehlanzeige. Gefühlt: 34 Grad.
Eine Riesen-Aufschneiderei sind die "Flußbecken des Ganges". Es handelt sich einfach um 12 stinknormale, in Natur-stein gefaßte Fußwechselbecken. Der Elefanta-Tempel wirkte von außen auch sehr imposant, er enthält aber lediglich ein großes Dampfbad mit drei gleichförmigen Kammern. Die vielgerühmten Edelsteine sind sehr spärlich in den Ecken versteckt: ein Rosenquarz, zwei Bergkristalle und kleine Amethysten. Wirklich kein Vergleich mit Steinharts Kristallgrotten.
Weiterhin sah ich noch eine Pfahlhüttensauna oben und eine unten und das wars eigentlich. Das Blüten-dampfbad und die Inipi-Sauna sind mir entgangen. Ich hatte jedoch auch wenig Zeit zum Suchen, denn unsere Zeit war bis 21.30 begrenzt ("sonst könnt ihr nach Berlin laufen, das sind sechs Stunden") und so blieb nur eine gute Stunde für die ganze Anlage. Ach ja, es gibt auch noch jede Menge Sand und neben der Sauna ist eines der beiden Zeltdörfer angesiedelt. Von den Zelten sah ich aber nur zwei in Benutzung. Keine Ahnung, wie sich das rechnet.
Erwähnenswert ist noch, daß während meines Sauna-Besuches auch die Show ablief. Diese stört im Saunaland erheblich, man fühlt sich wie auf dem Jahrmarkt. Von Schalldämmung nicht der Ansatz einer Spur. Wie man sich da richtig entspannen soll, bleibt schleierhaft. Wer sich die - sicherlich gut gemachte, aber nur noch eine knappe Stunde dauernde - Show nicht ansehen möchte, sollte vielleicht in dieser Zeit essen gehen.
Insgesamt war die Sauna eher enttäuschend. Die "größte Wellness-Anlage Europas" stellte sich als große Werbe-Luftblase heraus. Ob das Spektakel wirklich acht Millionen Euro gekostet hat, wie von TI behaup-tet, lassen wir mal dahingestellt. Ich denke, man kann so was - trotz imposanter Tempelbauten - locker für die Hälfte bauen, wahrscheinlich für noch weniger. Vielleicht hat man auch die sicherlich opulenten Entdeckungsreisen rund um den Erdball zur Erforschung der Vorbilder mit eingerechnet, obgleich auch das den gigantischen Preis nicht erklären könnte.
Im Badeland findet man nun die Rutschen an Stelle des ehemaligen Beach-Parks mit Kinderland. Die Rutschenhöhe von über 20 Metern kommt nur der Turbo-Rutsche zugute, die erfahrungsgemäß am wenigsten genutzt wird. Man hätte besser eine richtig lange Familien-Reifenrutsche gebaut. Clever immerhin, zusätzlichen Eintritt fürs Rutschen zu verlangen.
Im großen Lagunen-Becken wurde ein Kinderbereich abgetrennt. Auf den Inseln hat man eine Vulkan-Kulisse aufgebaut. Sonst habe ich keine großen Veränderungen festgestellt, außer daß der Regenwald nun gesund wirkt. Ach ja, die Böden sehen jetzt schöner aus. Es gibt aber nicht überall neue Bruchsteine, son-dern nur punktuell. Ansonsten immer noch viel angestrichener Betonboden. Eines hat sich bei TI nicht verändert: es wird viel heiße Luft verkauft. Die Pla-nung geht weitgehend an den Bedürfnissen der Gäste vorbei. Es gibt weder die Mallorca-Atmosphäre noch fühlt man sich wirklich wie im Dschungel.
Der krönende Abschluß war die Abfahrt. Ich hetzte mich wirklich ab, um pünktlich zu sein und kam total verschwitzt an den Bus. Dort - warten! Etwa 20 Personen waren noch im Bad. Sie hatten auf den letzten Drücker ihr Essen bestellt und die Küche hatte das nicht geschafft. So verzögerte sich die Abfahrt um 45 Minuten. Wahrlich eine schlampige Organisation. Wir kamen schließlich erst um 23.15 Uhr wieder in Ber-lin an, geplant war ca. 22.15 Uhr.
Ich muß sagen, daß mich TI auch beim zweiten Besuch nicht wirklich überzeugt hat. Die Größe allein macht einfach noch keine Qualität und manchmal ist weniger einfach mehr. Mit den Sauna-Landschaften in Erding, Bad Wörishofen oder im Mediterana kommt TI jedenfalls lange nicht mit. Übrigens: die Preise fürs Badevergnügen wurden zum Februar 2008 drastisch erhöht. Erwachsene zahlen nun 25 Euro statt 19,50 Euro Basis-Eintritt. Dafür ist allerdings der Zuschlag für Wochenende / Feiertage (5 Euro) weggefallen. Mit Rutschenturm (3 Euro), Kinderclub (3,50 Euro), Saunaland (6,50 Euro) kommt man damit für eine vierköpfige Durchschnitts-Familie (2 Erw. + 2 Kinder unter 15 Jahren) auf stolze 120,50 Euro - aber nur, weil das zweite bis vierte Kind kostenlosen Eintritt erhalten. Da ist der Unterschied zu einem Billig-Urlaub am Mittelmeer inkl. Flug und Hotel wirklich nicht mehr vorhanden. Zumal man, falls man übernachten möchte, für eine Person im 4-Personen-Zelt mindestens 23,50 Euro zusätzlich zahlt, mit Frühstück 10 Euro pro Person mehr. Die Familie zahlt also 130 Euro für ÜF. Macht also satte 250,50 Euro pro Tag. Das ist beispielsweise bei CenterParcs wesentlich günstiger. Will man ein komplettes Zelt für sich allein, zahlt man die Leerplätze komplett wie bei Fremdbelegung. Das ist heftig.
-- Fazit --
Ein Sonderangebot ist TI also kaum noch zu nennen, dennoch empfiehlt sich zumindest ein einmaliger Eintritt - und zwar möglichst bald. Wer weiß, wie lange man sich die hohen Verluste aus dem Betrieb noch leisten kann. Das Beispiel "Space Parc" in Bremen läßt grüßen...
(c) by wellSPAss, 12. März 2008
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