Letzte Bearbeitung am 13-Mar-07 um 18:56 Uhr ()
Augsburger Allgemeine Ausgabe vom 13.03.2007Neu-Ulm (AZ). Rund 400 Badegäste, die sich
im Neu-Ulmer Spaßbad „Atlantis“ vergnügen
wollten, mussten gestern Abend evakuiert
werden. Gegen 18.30 Uhr war im Keller ein
Feuer ausgebrochen, und innerhalb von Sekunden
verbreitete sich über die Lüftungsanlage
beißender, schwarzer Qualm im ganzen
Bad, in Sauna und Fitnessbereich. Eine Frau
wurde mit Verdacht auf Rauchvergiftung in
die Donauklinik eingeliefert. Für sechs Besucher
wäre die Sauna beinahe zur tödlichen
Falle geworden, doch die Freiwillige Feuerwehr
konnte sie in Sicherheit bringen. Die
Menschen, die ohne ihre Habseligkeiten aus
dem Bad flüchten mussten, wurden zunächst
in Räumen der benachbarten Eislaufanlage
untergebracht
Feuer im Spaßbad: "Atlantis" evakuiert
Badegäste flüchten vor dem Rauch - Eine Frau verletzt - Brandursache unklar - Großeinsatz der RetterVon Roland Ströbele
Neu-Ulm
Im Neu-Ulmer Spaßbad wurde es gestern Abend bitter Ernst. Gegen 18.30 Uhr brach im Keller des "Atlantis" aus noch unbekannter Ursache ein Feuer aus und innerhalb weniger Sekunden hatte sich beißender Qualm über die Lüftungsanlage im ganzen Bad verbreitet. Für rund 400 Badegäste, die sich zur Zeit des Brandes in Bad, Sauna oder Fitnessstudio aufgehalten hatten, endete das Badevergnügen abrupt. Sie wurden evakuiert. Eine Frau kam mit Verdacht auf Rauchvergiftung in die Donauklinik. Es entstand ein Schaden in Höhe von 100.000 Euro.
Kurz nach 18.30 Uhr bemerkten die Badegäste den schwarzen Rauch. "Der Qualm breitete sich rasend schnell aus, es hat furchtbar gestunken", berichtete eine Frau, die im Bikini aus dem Bad geflüchtet war und ihre Kleidung im Spind zurücklassen musste. Sie und rund 400 weitere Gäste konnten sich vor dem Rauch in Sicherheit bringen. Für sechs Besucher wäre die Sauna beinahe zur tödlichen Falle geworden. Sie wurden jedoch rechtzeitig von Männern der Freiwilligen Feuerwehr in Sicherheit gebracht.
In den Räumen der benachbarten Eislaufanlage richteten Feuerwehr und Rotes Kreuz ein provisorisches Betreuungszentrum ein für die Personen, die ohne ihre Habseligkeiten aus dem Bad flüchten mussten. Dort wurden sie registriert, falls jemand von ihnen später doch noch Verletzungen geltend machen würde. Auch ein Notfallseelsorger war vorsorglich auf das Gelände zwischen Donau und Wiblinger Straße gerufen worden.
Der Qualm, der sich im ganzen Gebäude verbreitet hatte und durch Fenster ins Freie gelangte, wurde vom Wind in die benachbarten Wohngebiete bis hinein ins Villenviertel getragen. Von dort aus rief ein Mann bei der Neu-Ulmer Polizei an und klagte über Atembeschwerden. Vorsorglich wurden deshalb die Menschen in der Nachbarschaft des Bades über Rundfunkdurchsagen aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Der Rauch an sich habe keine giftigen Stoffe enthalten, sagte Neu-Ulms Feuerwehrchef Andreas Thoß: "Das ist ganz normaler Brandrauch." Zunächst war weit Schlimmeres befürchtet worden. In ersten Meldungen hatte es geheißen, dass auch Chlorgas ausgetreten sei. Dies hatte sich aber Gott sei Dank dann doch nicht bewahrheitet.
Möglicherweise habe sich durch eine chemische Reaktion Chlorgranulat entzündet, sagte eine Polizeisprecherin. Es seien keine giftigen Gase entwichen. Eine Gefahr für die Umgebung habe nicht bestanden. Vom Landeskriminalamt in München wurde ein Gutachter zu Klärung der Brandursache angefordert. Das Bad werde voraussichtlich noch einige Tage geschlossen bleiben.
Kurz vor 19 Uhr war auch Badbetreiber Wolfgang Stichler, der von seinem Sohn alarmiert worden war, am Ort des Geschehens eingetroffen. Er konnte sich den Brand nicht erklären. Im Keller befinde sich kein Heizkessel oder Ähnliches. Denkbar sei nur ein elektrischer Defekt. "Vielleicht ist einer der Motoren durchgebrannt", mutmaßte er in einer ersten Stellungnahme. Ob er sein Bad am heutigen Dienstag öffnen kann, ist mehr als fraglich. "Eher nicht" sagte Stichler angesichts der Rauchwolken, die sich wie ein dunkler Schleier im ganzen Bad festgesetzt und einen üblen Geruch verbreitet hatten.
Feuerwehrchef Andreas Thoß hatte Grossalarm bei den Wehren in Neu-Ulm, Ludwigsfeld, Pfuhl und Reutti ausgelöst, später auch noch Unterstützung aus Senden angefordert. Auch das Rote Kreuz war mit 30 Mann, fünf Notärzten und vielen Rettungsfahrzeugen vor Ort. Starke Polizeikräfte hatten die Einsatzstelle abgesichert. Obwohl auf dem Parkplatz des Atlantis ein Meer von Blaulichtern zu sehen war, hielt sich die Zahl der Schaulustigen in Grenzen.
Über die Höhe des angerichteten Schadens konnten Polizei und Feuerwehr gestern Abend noch keine Angaben machen. Wolfgang Stichler: "Erst wenn wir wieder hinein können, wird wohl das ganze Ausmaß des Schadens sichtbar".
Augsburger Allgemeine
Artikel vom 13.03.2007 / 14:55 Uhr