… 197 … „Ruhrtal-Therme Witten“Glück auf oder Schluck-auf ?
== Vorwort. ==
Die Freizeit-Anlage „Kemnader See“ ist eine Oase für Erholungssuchende. Die Ruhr wurde hier aufgestaut und zu einer Freizeitlandschaft mit Bootshafen, Strandbädern, Sport- und Spielplätzen, Angel- und Wandermöglichkeiten umgestaltet. In der Zeit, als ich noch in Bochum wohnte, war ich alle paar Wochen im Revierpark Heveney und im Freizeitbad, um mich zu entspannen. Das Bad lag sozusagen gleich hinter dem Hügel, fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt. Damals war ich noch Bäderleiter im benachbarten Revierpark Dortmund. Zwischenzeitlich wohne ich mit meiner Familie aber im Land „Far far away“ und komme nur noch selten in den Ruhrpott. Vor ein paar Wo-chen habe ich die „Ruhrtal-Therme“ („Freizeitbad Heveney“) mit Frau und Kind und Kegel noch einmal besucht…
== Fakten. ==
Adresse: „Ruhrtal-Therme Heveney“ im Freizeitpark Kemnader See, Querenburger Straße 35, D-58455 Witten-Heven
Region: Nordrhein-Westfalen, an der Ruhr
Bad-Typ: Spaßbad / Hallenbad / Familienbad / Freizeit-Strandbad / Saunaland
Eignung: Kinder / Erwachsene / Senioren / Behinderte / Fitneß / Textilfrei
Telefon: (+49) 02302 - 201 214
Fax: (+49) 02302 - 201 212
e-mail: verwaltung@kemnadersee.de
Internet: www.kemnadersee.de
GF: Klaus Dieter Beier (Freizeitzentrum Kemnade GmbH)
Eröffnung: Juli 1986
Anfahrt: A43 Recklinghausen - Wuppertal bis Witten-Heven oder Bus Linie 339 von Bochum-Querenburg (Ruhr-Universität) bzw. Linie 350 von Herbede und Witten-Zentrum bis Heveney.
== Öffnungszeiten. ==
Mo bis Fr: 09 - 23 Uhr
Sa/So/Fei: 09 - 21 Uhr
== Tarife. ==
3 - 16 Jahre: 3 € (2 Std.), 4,50 € (3 Std.), 6,10 € (4 Std.), 6,50 € (Tag)
Ab 17 Jahre: 7,50 € (2 Std.), 9,50 € (3 Std.), 13,50 € (Tag)
Familien: 32 € (Tag)
Benutzung des Saunalandes immer inklusive. Sondertarife für 10er-Karten, Wertkarten und Früh-schwimmen. Familien sind 2 Erw. + 3 Kinder. Kinder bis 24 Monate frei. Stand: 12/08
== Geschichte. ==
Witten hat seit 1825 Stadtrecht und ist mit rund 100.000 Einwohnern die wohl kleinste Großstadt im „Pott“. Die Industriestadt liegt am Rande des Ruhrgebietes, südlich von Bochum (ca. 400.000 Einwohner) und Dortmund (über 600.000 Einwohner) und nordwestlich von Hagen (220.000 Einwohner), aber dennoch mitten in der Natur, umgeben von Wäldern, Bergen und großen Wasserflächen. Freizeit-Schwerpunkt am Stausee im Stadtteil Heven ist das „Heveney-Ufer“ - mit einer Anlegestelle für Fahrgast-Schiffe der „Weißen Flotte“ sowie dem Hallen- und Strandbad, malerisch am Nordufer des Sees gelegen.
Das „Freizeitbad Heveney“, das sich seit kurzem „Ruhrtal-Therme“ nennt, bietet nicht nur Familien mit Kindern gute Möglichkeiten zum Austoben, sondern auch eine großzügige, interessante Sauna-landschaft. Nachdem das Bad vor über 20 Jahren als reines Gesundheitsbad eröffnet wurde, sich in den letzten Jahren aber kontinuierlich und konsequent zum echten Familienbad weiterentwickelt hat, haben wir uns noch einmal genau hier umgesehen.
== Anfahrt. ==
Das Bad ist gut erreichbar, nur 500 m von der Autobahn-Abfahrt entfernt. Parkplätze sind in großer Zahl vorhanden, doch an Spitzentagen könnten es ruhig noch ein paar mehr sein. Der Parkplatz war heute recht leer, dafür aber leider äußerst schmutzig, überall Abfall. Wahrscheinlich feiern hier die Auto-Freaks abends ihre Parties, wenn sie von McDoof kommen. Von außen wirkt das Bad eher un-spektakulär. Es schmiegt sich in den Hang hinein, der vielleicht 300 Meter weiter sanft in den Stau-see ausläuft. Dadurch ergibt sich natürlich eine zweigeschossige Bauweise.
== Funktionsräume. ==
Im Obergeschoß befinden sich das Foyer, das Restaurant und die Umkleiden. Von hier aus hat man auch einen schönen Blick auf das Badeland. Am Counter erhält man eine Magnetkarte aus Papier, mit der man auch den Schrank verschließt. Mit 833 Schränken ist für normale Tage ausreichend Ka-pazität vorhanden - an Wochenenden und in den Ferien kann es aber teilweise etwas eng werden. Bei den Umkleiden gibt es übrigens zwei verschiedene Hersteller, was aus der Erweiterungs-Maßnahme resultiert. Über eine Treppe gelangt man am (kostenlosen) Fitneß-Raum vorbei und durch die Duschräume ins Badeland.
== Schwimmhalle. ==
Das Erlebnisbecken ist am Wochenende meist mit spielenden Kindern gut gefüllt, während die Eltern sich am Beckenrand auf den Liegestühlen in der Sonne räkeln. Über das Becken spannt sich eine relativ niedrige Leimbinder-Holzdecke, die mit kleinen Oberlichtern versehen ist. Die Dachkonstruktion ist schön anzuschauen; vor allem bei bedecktem Himmel wirkt dieser Raum allerdings ein wenig dunkel.
Dafür stimmt aber die Dekoration. Eine originelle Innen-Ausstattung mit Fischernetzen, Bullaugen, Galionsfiguren, Strandkörben, Bojen und bronzenen Seelöwen läßt Ferienstimmung aufkommen. Dazu tragen auch einige Strandkörbe bei. Für die insgesamt gelungene Architektur des Freizeitbades wurde dieses in 1989 übrigens von der Internationalen Architektenkammer (IAKS) ausgezeichnet.
Das Bewegungsbecken wird gerne zum Bahnenschwimmen genutzt, obgleich es nur 135 cm tief ist. An einem Ende werden die Schwimmer in regelmäßigen Abständen durch zwei Wasserkanonen bespritzt. Unter einer Bogenbrücke hindurch schwimmt man in eine Lagune, die in einer Bucht mit Massagedüsen endet. Für natürliche Helligkeit sorgt hier ein pyramidenförmiges Glas-Oberlicht, das ebenerdig zur Eingangs-Zone installiert wurde und so auch Einblicke von oben ermöglicht. Längeres, bewegungsloses Verweilen ist in diesem Becken aber nicht zu empfehlen, da die Beckentemperatur auf Schwimmer abgestimmt ist.
== Familien-Angebote. ==
Das Kinderbecken mit sechs Meter langer Rutsche und dem wasserspeienden Moby Dick erfreut sich bei den Kleinsten großer Beliebtheit. Auch der Innen-Whirlpool ist vor allem am Wochenende oftmals voll. Dann kann es vorkommen, daß die Erwachsenen hier stark in der Minderheit sind. Seit es jedoch auch in den Außenbereichen warme Sprudelbecken gibt, ist der Andrang hier erträglicher geworden.
Für die größeren Kids und abenteuerlustige Erwachsene ist es aber auf jeden Fall interessanter, den rundum verglasten Rutschenturm zu erklimmen. Von dort aus hat man nicht nur einen schönen Ausblick, sondern man kann auch zwischen zwei Abfahrten wählen. Der „Kemnader Blitz“ ist eine 88 Meter lange Röhrenrutsche, der „Kemnader Donner“ eine 46 Meter lange Reifenrutsche. Beide Rutschen von Roigk machen Spaß und sind durch die solitären, flachen Sofa-Ausläufe relativ gefahrlos.
== Außenbecken. ==
Draußen findet man seit wenigen Jahren ein warmes Ganzjahres-Außenbecken, das unter anderem über zehn Sprudelliegen mit freiem Himmelblick verfügt. Man kann sich aber auch im Strö-mungskreisel treiben lassen. Dieses Becken ist übrigens das einzige, das als Schwimmerbecken gilt, da es eine Tiefe von bis zu 180 cm aufweist. Hier befindet sich auch der neue Aufsichtsraum. Alle anderen Becken sind höchstens 135 cm tief. Sehr angenehm ist es, sich im etwas wärmeren Außen-Whirlpool entspannen, der sich in der Mitte des Bewegungsbeckens befindet.
== Ruhebereiche. ==
Sehr angenehm liegt es sich auf einer der körpergerecht geformten Holzliegen im direkt anschlie-ßenden, mediterranen Wintergarten. Der neue Anbau ist hell und gemütlich und außerdem mit einer UV-durchlässigen Luftkissendecke versehen. Dadurch kann man hier sogar an (sonnigen) Winterta-gen braun werden. Für die ganzjährig streifenfreie Bräune hat man außerdem die Wahl zwischen in-sgesamt acht Solarien im Saunabereich (aufgestellt von BAV aus Essen). Weitere Ruhezonen gibt es rund ums Hauptbecken sowie im Saunaland.
== Saunaland. ==
Ein weiteres Highlight der „Ruhrtal-Therme“ ist das großzügige Saunaland mit dem kürzlich neu ge-stalteten Saunagarten. Insgesamt neun Schwitzräume sind im Angebot. Dabei ist die Nutzung des Saunabereichs stets im Eintrittspreis inkludiert, so daß weder Schranke noch Kontrollen nötig sind.
== Innensaunas. ==
Erkunden wir zunächst den Innenbereich. Drei finnische Aufgußsaunas befinden sich hier, in Temperaturstufen von 80 bis 95 ° gestaffelt. Dazwischen liegt das gekachelte, großzügige, aromatisierte Dampfbad, das sich über zwei Ebenen erstreckt. Gegenüber, in einem halbrunden Milchglas-Raum, kann man fein vernebelte Sole einatmen, was für die Heilung von Lungenkrankheiten sehr förderlich ist. Außerdem gibt es im Sauna-Innenbereich noch drei Ruheräume, ein Tauchbecken und drei Duschräume. Alle Innensaunas wurden übrigens von der Fa. Finnjark aus Hamburg errichtet, sind also qualitativ hochwertig.
== Außensaunas. ==
Von der Außenseite des Hauptgebäudes aus ist eine Finnsauna zugänglich, in der ebenfalls Aufgüsse stattfinden. In einem Doppel-Blockhaus befinden sich noch zwei weitere finnische Saunas, die mit holzbefeuerten Öfen betrieben werden. Zwischen diesem Blockhaus und dem Hauptgebäude liegt das große Abkühlbecken, maximal 20 Grad warm. Für mich definitiv zu kalt, für die meisten übrigen Gäste offenbar auch.
Der Großteil der vorstehend beschriebenen Sauna-Einrichtungen war bereits im ersten Grundrißplan vom Anfang der 1980er Jahre zu finden. Kurz nach der Jahrtausendwende wurde das komplette Saunaland jedoch saniert und schrittweise erweitert. So erhielt der Saunagarten ein recht bemer-kenswertes Ensemble an neuen Einrichtungen.
Zunächst baute man etwas oberhalb des Haupttraktes eine Maa-Sauna ein. Diese Erdsauna wird ne-ben den Elektro-Öfen zusätzlich mit einem holzbefeuerten, offenen Kaminofen beheizt. Beflügelt durch den guten Gäste-Zuspruch einerseits und der wachsenden Konkurrenz andererseits (z. B. neues Saunadorf im Solebad Wischlingen, Medi-Therme Bochum), wurden weitere Außensaunas geplant. Erbaut wurden die Saunas aus Kelo-Holz von der Fa. B+S Saunabau, ebenfalls einem sehr guten Hersteller.
Die wohl beliebteste neue Sauna ist die Stollensauna. Sie ist im rustikalen Stil eines Bergwerks-Tunnels gebaut, mit einer echten Lore als Träger des Ofens. Die Beleuchtung wurde alten Gruben-lampen nachempfunden. Damit wird eine Verbindung zur jüngeren Geschichte des Ruhrgebietes ge-schaffen, das ja bekanntlich einmal das bedeutendste Kohle- und Stahlrevier Europas war. Die Um-setzung hätte aber noch ein wenig authentischer sein können.
Anstatt des ehemaligen Bio-Sanariums gibt es nun eine Valo-Sauna, ein mildes Schwitzbad mit Farbwechsel-Sternenhimmel, Entspannungs-Musik und Granit-Zentralofen mit Brunnenkugel. Gegenüber befindet sich der Eingang zur unterirdischen Dampfgrotte. Dort laufen pro Stunde drei Entspannungs-Programme, wobei alle 20 Minuten Einlaß für neue Gäste ist. Das finde ich allerdings ziemlich gewöhnungsbedürftig, denn wer will schon im Freien darauf warten, daß er Einlaß ins Dampfbad bekommt. So habe ich die Anzeige einfach ignoriert, was drinnen auch wirklich nieman-dem aufgefallen ist.
Da bleiben selbst bei den verwöhntesten Sauna-Gängern kaum noch Wünsche offen. Zwischendurch kann man sich die Füße am „Hevener Kegel“ wärmen - oder umgekehrt im kalten Quellwasser, das aus einem Stollen des Bochumer Bergwerks Stiepel stammt, der einige Hundert Meter unter der Therme verläuft. Und außerdem gibt es noch einen Trinkbrunnen sowie einen Brunnen mit frischem Eisschnee.
== Sauna-Außenbecken. ==
Auch zwei neue, große Außenbecken befinden sich im Saunaland. Vor allem im Winter heiß begehrt sind das Außen-Warmbecken (ca. 38 °) mit Massagedüsen und das Sole-Außenbecken (34 °). Das Solebecken verfügt ebenfalls über Massagedüsen, zusätzlich aber noch über einen Wildwasserkanal und eine Schwalldusche. Und als Clou hat man ein noch zwei Grad wärmeres Sprudelliegebecken in den Strömungskanal gebaut. Das möchte man am liebsten gar nicht mehr verlassen.
== Gastronomie. ==
Zwischen den Saunagängen bietet sich die originelle Saunabar mit Kaminecke zum „Auftanken“ mit Flüssigkeiten an. Snacks gibt es hier allerdings nicht. Dafür kann man es sich aber abends am Ka-minfeuer gemütlich machen. Eine echte Segel-Jolle steht mitten im Gastraum und erinnert an die vielfältigen Freizeit-Möglichkeiten, die der Stausee sonst noch bietet. Sie wird von den Stammgästen jedoch gerne als Stauraum für die Badetaschen zweckentfremdet.
Für den kleinen Hunger steht das Restaurant „Mövennest“ im Badeland bereit. Von hier hat man ei-nen schönen Blick auf das Bad, auch für externe Besucher. Das Angebot ist für ein Freizeitbad aus-reichend, jedoch nicht unbedingt für Gourmets bestimmt. Im Sommer machen es sich die Gäste gerne auch bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse mit Ausblick auf Segelhafen und Schiffs-Anlegestelle gemütlich. Bezahlt werden muß übrigens überall in bar, da es kein Transponder- oder Chipsystem gibt.
== Sommerbad. ==
Die Außenflächen des „Freizeitbades Heveney“ können sich ebenfalls sehen lassen. Im Sommer bringt eine hangverlegte 100-Meter-Rutsche viel Spaß ins Badeprogramm. Außerdem gibt es weit-läufige Liegewiesen bis hinunter zum Strand.
== Eignung für Behinderte und Familien. ==
Für Gehbehinderte würde ich das Bad nicht unbedingt empfehlen, da es doch ein paar Treppen gibt. Für Familien ist das Bad auch nicht unbedingt gebaut, jedoch gibt es Angebote für alle Altersgrup-pen. Sehr gut ist der günstige Familientarif.
== Defizite. ==
Auszusetzen hatten wir an der „Ruhrtal-Therme“ kaum etwas. Bedingt durch die vielen Um- und Erweiterungsbauten wirkt das Bad stellenweise nicht homogen. So ist die Therme nicht überall auf dem neuesten Stand - was aber von den Gästen klaglos toleriert wird. Weniger gut fanden wir die fehlende Möglichkeit bargeldlosen Zahlens (Solarium, Sauna, Massage etc.) sowie die verbesse-rungsfähige Qualität der gastronomischen Angebote.
Aufgefallen ist uns außerdem, daß es zwar viele neue Attraktionen gibt (Rutschen, Blocksaunas, Außenbecken), aber noch kein wirkliches Alleinstellungs-Merkmal (USP). Die Neuigkeiten gibt es auch schon anderswo, teilweise sogar beim direkten Mitbewerb (z. B. Erdsauna, Stollensauna, Dampfbad, Solebecken). Teilweise hat man das Gefühl, die Bauherren in den Großstädten des Ruhrgebietes bemühten sich, stets möglichst identische Bäder anzubieten. Eine Diversifizierung findet nur sehr eingeschränkt statt. Vielleicht will man durch die Gleichschaltung ein Konkurrenzdenken vermeiden; man erzeugt aber auch Übersättigung bei den Gästen.
Nicht so gut, wie es im Prospekt steht, sind die neuen Saunas. Da hätte man sich mehr Mühe geben können. Die blanke Beton-Decke draußen paßt nicht zum Ambiente innen. Und das Dampfbad hat draußen eine Anzeige, die eine Zutrittsregelung darstellen soll. Alle 20 Minuten kann man für zwei Minuten rein- oder rausgehen, ansonsten läuft Programm. Das ist allerdings Blödsinn, denn das „Programm“ läuft ohne Unterbrechung und nach der Anzeige dürfte man nie ins Bad, denn sie steht immer auf Rot. Und 20 Minuten möchte man ja auch nicht unbedingt im Dampf bleiben.
Das Heißbecken draußen ist zwar im Winter begehrt, aber nicht die versprochenen 38 ° warm. Das waren höchstens 35 Grad. Ebenso warm erschien uns das Solebecken, das ja nur 34 ° hat. Dort fühl-ten wir uns wohler, vor allem im wirklich 36 ° warmen Sprudelbecken in der Mitte, das ins Schwimmbecken überläuft. Damit vermischt sich Wasser verschiedener Temperaturen, was sehr an-genehm ist.
Acht Solarien gibt es, von denen aber nur zwei empfehlenswert sind. Alle anderen gehören zum alten Eisen. Und mehr als zwei Solarien werden sowieso selten gleichzeitig benutzt. Da sind also mindestens vier zu viel. Aus dem hinteren Solarienraum sollte man besser einen interessanten Ruheraum machen, vielleicht mit Sha-Liegen oder Dreamwave. Schlecht auch die Saunabar, die nur Getränke anbietet. Und was ist, wenn ich einen Salatteller oder eine Suppe haben will? Dann ab in den Textilbereich, wo die Gastro auch nicht viel besser ist. Bargeldloses Zahlen ist übrigens überall Fehlanzeige, denn das Kassensystem gibt das nicht her. Altertümlich. Ebenso wie die Einstellung der Bediensteten, die nicht unbedingt freundlich zu nennen sind.
== Sauberkeit. ==
Auch die Sauberkeit, bereits für den Parkplatz erwähnt, könnte stellenweise etwas ernster genommen werden. Man findet leider stellenweise Schmutzränder an der Becken-Keramik und vor allem bei den Edelstahl-Becken - obgleich es ansonsten drinnen ziemlich aufgeräumt aussah. Gefährlich ist das zwar nicht, da die Wasserwerte dadurch kaum beeinflußt werden, aber unansehnlich.
== Gästezahl. ==
Das Bad wurde übrigens von Anfang an von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Geplant waren für das erste Betriebsjahr rund 300.000 Besucher. Diese Zahl wurde jedoch um ca. 40 Prozent übertroffen. Bis heute liegt die durchschnittliche Jahresgästezahl bei ca. 420.000, wobei es in 1995 einen leichten Einbruch auf 338.000 Gäste gab. In jüngerer Zeit hat man jedoch die halbe Million mehrmals nur knapp verpaßt. Alle Um- und Ausbauten fanden bei laufendem Betrieb statt, so daß Schließungszeiten weitgehend vermieden werden konnten.
== Planung. ==
Geplant wurde das Bad vom damaligen Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR), der vor ein paar Jahren in Regionalverband Ruhrgebiet (RVR) umgetauft wurde. Der RVR ist auch Mit-Betreiber des Freizeitzentrums Heveney (zusammen mit der Stadt Witten). Weiterhin ist der RVR an den fünf großen Revierparks (Dortmund, Duisburg, Gelsenkirchen, Herne, Oberhausen) und des Freizeitzentrums Xanten beteiligt. Damit ist der RVR u. a. größter Bäderbetreiber im Ruhrgebiet. Der RVR erfüllt aber noch etliche andere kommunale Aufgaben, z. B. die Pflege der Parks und Wälder sowie den Betrieb der Eishallen und vieler Kultur-Angebote.
== Ausstattung. ==
Spaßbad innen: Bewegungsbecken (28 °, 600 m², 135 cm) mit Gegenstrom-Anlage, Massagedüsen, Wassergrotte, Schwimmkanal, Brücke, Ball-Korb und 2 Wasserkanonen; Kinderbecken (30 °) mit Kurzrutsche, Wasserspeier, Minirutsche und blauem Elefanten; Röhrenrutsche „Blitz“ (88 m) mit ei-genem Auslauf; Reifen-Röhrenrutsche „Donner“ (46 m) mit eigenem Auslauf; Wintergarten-Ruhe-raum; Panorama-Cafeteria „Mövennest“ (40 Plätze)
Spaßbad außen: Außenbecken (30 °, 500 m², 750 cbm, 135 cm - 180 cm) mit Strömungskanal, 10 Sprudelliegen, Brodeltopf, Bodensprudlern, Massagedüsen, Wasserkanonen, Nackenduschen; Au-ßen-Whirlpool (32 °); Sommerwiese
Saunaland innen: 3 Aufgußsaunas (80 ° / 90 ° / 95 °); Aroma-Dampfbad (45 °, gekachelt); Sole-Inhalationsraum (35 °); Tauchbecken (16 °); 8 Fußbecken; 2 Panorama-Ruheräume mit Lesezirkel; 3 Solarien „VIP-Sun Turbo“ (2 Euro / 7 Min.); 2 Solarien „Joker Mega“ (2 Euro / 7 Min.); Solarium „Ergoline 600“ (2 Euro / 7 Min.); Solarium „Soltron Z45“ (2 Euro / 7 Min.); Solarium „UWE Cayenne“ (3 Euro / 9 Min.); Saunabar (20 Plätze) mit Jolle und Kaminofen
Saunaland außen: Erdsauna (90 °) mit holzbefeuertem Kamin; Stollensauna (85 °) mit Lore; Doppel-Blocksauna (80 ° / 100 °, Holzöfen); Außen-Aufgußsauna (80 °); Blockhaus-Valo-Bad (60 °) mit Farbwechsel-Sternenhimmel, Musik und Brunnen; unterirdische Dampfgrotte (50 °) mit Farbwech-sler und Musik; Fußwärmer „Hevener Kegel“; Sole-Außenbecken (34 °, 170 m², 135 cm) mit Strö-mungskanal, Bodensprudlern, Massagedüsen, Wasserkanonen, Nackenduschen; Sole-Außenbecken (36 °, 8 x 4 m, 20 m², 80 cm) mit Sprudelliegen, 9 Massagedüsen und Bodensprudlern; Außenbecken (36 °, 50 m², 110 cm) mit 6 Massagedüsen; Außenbecken (20 °, 50 m², 135 cm); Eisschnee-Brunnen; Trinkbrunnen; Fuß-Tretbecken (12 °); Saunagarten
Strandbad: große Liegewiese; offene Rutsche (100 m); Badestrand; Kiosk
Sonstiges: Café-Restaurant für externe Besucher mit Aussichts-Terrasse; Fitneß-Raum (kostenlos); schöne Holzdach-Konstruktion; Dachbegrünung; Massage; Beach-Volleyball; Groß-Schach; Was-sergymnastik; Ballspiele; Tischtennis; Wassersport; Angeln; Fahrradverleih; Minigolf; Tennis; Grill-hütte; Surfen; Inline-Skating; Schiffs-Rundfahrten; Indoor-Beachsporthalle in der Nähe
== Fotos. ==
Das Fotografieren ist im ganzen Bad verboten, selbst die eigene Familie darf man nicht knipsen. Das nehmen wir aber natürlich erst beim Rausgehen staunend zur Kenntnis. Meine Fotos sind sowieso harmlos und moralisch unbedenklich - wie immer. Um aber keine Schwierigkeiten mit dem Betreiber zu bekommen, werde ich hier meine wirklich gelungenen Werbefotos für die Anlage eben nicht ins Netz stellen. Selbst schuld.
== Resumée. ==
Der Umbau des Freizeitbades zur Familientherme hat der Atmosphäre nicht geschadet. Die Spaß-Elemente halten sich vornehm zurück, die Rutschen stören nicht. Die Erweiterung der Saunaland-schaft ist recht gut gelungen, wenngleich nicht perfekt. Die Mängelliste ist jedoch relativ kurz, der Erholungsfaktor hoch und der Spaßfaktor akzeptabel. Baulich ordne ich das Bad irgendwo zwischen vier und fünf Sternen ein, wobei ich aber wegen der erwähnten Defizite abwerten muß. Daher von mir wohlwollende vier Sterne und eine Besuchsempfehlung.
© by wellSPAss, 10. Dezember 2008
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