>Ich hatte ja gehofft, dass dieser menschenverachtende Müll endlich mal in Vergessenheit
>gerät - so kann man sich täuschen ... "Menschenverachtenden Müll" gibt es heute zugegebenermassen reichlich im Fernsehen; Ulrich Seidl würde ich jedoch mitnichten dazu zählen: Wo werden heute schon noch Menschen ohne irgendeinen (möglichst negativen) Kommentar oder eine Bewertung (die oft nur eine Abwertung ist) portraitiert? Seidl zeigt Exoten und stellt dabei ihre Eigentümlichkeit allein durch Kameraeinstellungen und gekonnte Schnitte besonders heraus. Der Zuschauer empfindet das als peinlich - vollkommen zu Recht: Weil es deutlich macht, wie wir Menschen auf Standards festgelegt sind und die "Non-Mainstreamer" nur verstört begaffen.
"Spass ohne Grenzen" macht (nicht zuletzt aufgrund des aus dem Zusammenhang gerissenen Liedtitels) nachdenklich, weil der Film gerade uns den Spiegel der Übertreibung hinhält. So manche Coaster- und Park-Counts kommen der im Film dargestellten leidenschaftlichen Akribie näher als es auf den ersten Blick scheint. Bloss war 1998 das Internet noch nicht weit genug, so dass es eigens einen Doku-Film und eine Schreibmaschine dazu brauchte. Heute ziehen wir uns nach dem Prinzip der "shifting baselines" bereitwillig selbst auf diversen Web-Plattformen vor der Weltöffentlichkeit aus und schütteln über die scheinbar naiven Kommentare "normaler" Kirmes- und Parkbesucher nur noch unverständig den Kopf. Da kann es doch IMHO durchaus nicht schaden, sich ab und an einmal exemplarisch in Frage stellen zu lassen...
Gruss
Marc
Wir sind ja schließlich nicht zum Vergnügen hier! ...