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Foren-Name: Plauderecke
Beitrag Nr.: 9126
#0, Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Friesenjung87 am 07-Jun-10 um 16:44 Uhr
Letzte Bearbeitung am 07-Jun-10 um 16:45 Uhr ()
Moin,

ich bin etwas sauer über die Bundesregierung, ganz besonders über die FDP, habe ich doch FDP bei den Bundestagswahlen angekreuzt. Da machen sie erst die riesen Werbung, Deutschland hätte genug Geld, muss es nur sinnvoller ausgeben, senkt hier und da tatsächlich Steuern und jetzt höre ich den Guido gestern mit mahnender, erziehender Betonung sagen: "Freibier für alle macht beliebt. Aber dann fährt der Karren vor die Wand.” Da bin ich ja aus allen Wolken gefallen, ich musste schon fast lachen vor Entsetzung.

Ja, ich mag naiv sein, dass ich Schwarz-Gelb gewählt habe. Bin ja auch erst Zweitwähler . Aber so massiv enttäuscht zu werden, hätte ich ja nicht gedacht. Was soll ich denn überhaupt noch wählen? Linkspartei geht gar nicht, SPD kommt am Ende auch immer nichts bei raus, also gibt es nur noch eine Alternative: Gar nicht mehr wählen. Und dann beschwer Deutschland sich ernsthaft darüber, wenn immer weniger Leute wählen gehen (wollen). Lächerlich.


Das Schlimmste ist, dass sie im Sozialbereich kürzen wollen. In einem Land, in dem die Armut immer mehr zunimmt, kann ich das danngar nicht mehr nachvollziehen.

Verärgerte Grüße,

Stef


#1, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von vestermike am 07-Jun-10 um 17:37 Uhr

Wir wollen halt keine spätrömische Dekadenz!

#2, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Bends am 08-Jun-10 um 00:33 Uhr

Dekadenz-Bends schon!

#3, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von MarcelR am 08-Jun-10 um 00:49 Uhr

>Dekadenz-Bends schon!

Ich hätte jetzt auf Decadance getippt...


#5, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Bends am 08-Jun-10 um 10:56 Uhr

Dann hätte ich entweder "Clap your hands to the beat - don´t stop to move your feet, hey hey, Deca Dance, Deca, Deca, Deca Dance" oder "Wuuuuuuuuuuuuuhuuuuuuuuuuuuu"-Staubsauger-Surren geschrieben!

#4, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Wutwi am 08-Jun-10 um 09:19 Uhr

Letzte Bearbeitung am 08-Jun-10 um 09:34 Uhr ()
Wo will man sparen? Wenn diese Frage kommt, schreit alles erstmal:
Bei mir nicht. Aber... (und dann kommen Vorschläge, immer bei den anderen...)

Ich finde es gut, dass endlich auch mal gespart wird, nicht nur immer die Einnahmen-Seite (Steuereinnahmen, ect.) erhöht wird. Auch im Privaten gilt: Ich kann nur das ausgeben, was ich einnehme!

Wo soll gespart werden? Schade, dass man in den Medien immer nur allgemein den Sozialbereich hört. Wenn man sich das aber genau ansieht, bekommt es ein eigenes Bild:

Das Elterngeld bei Hartz IV wird abgeschafft. (Aufschrei!)
Das Elterngeld wurde für Angestellte/Arbeiter geschaffen, die während der ersten zwei Jahre zu Hause bleiben und sich um die "Aufzucht" der Kinder kümmern. Das Elterngeld soll also den evtl. Verdienstausfall dämpfen. Dass es als eine Zusatzeinnahme von Hartz IV Empfängern genutzt wird, war nie geplant.

Bei der Arbeitsagentur soll gekürzt werden. (Aufschrei!)
Was macht es für einen Sinn, einem arbeitslosen Dachdecker einen CAD-Computerkurs zu bezahlen, wenn er das nie nutzen wird? Es werden hier Massnahmen bezahlt, die keinen Sinn machen; Hauptsache, die Menschen werden irgendwie beschäftigt. Auch das soll nun auf den Prüfstand.

Und es betrifft sehr wohl auch die obere Schicht und die Wirtschaft.
Brennelementsteuer (für längere Laufzeit der Atomkraftwerke), Steuer auf Abflüge in Deutschland (betrifft Vielflieger), Wegfall der ermässigten Ökosteuer für energieintensive Betriebe (was meiner Meinung eh bescheutert ist: wer viel verbraucht, zahlt weniger?!?), Einsparungen bei den Bundesbeamten (hier gehört auch die gesamte Politikerriege dazu!) und die Abgaben für Finanzinstitute.

Schade, dass man von der Opposition und den Gewerkschaften nur hört: UNGERECHT!
Ist es gerecht, dass man bei einem Spitzeneinkommen heute bereits 47 % Steuern bezahlt? Und das soll erhöht werden? Wer von Euch würde sagen: Ich gehe in die Arbeit und gebe über die Hälfte direkt an den Staat? Natürlich, bei einem Jahreseinkommen von mehr als 500.000,- €uro kann man sich das locker leisten, aber wäre es trotzdem gerecht? Und wieviel würde das dem Staat einbringen? Sicher nicht die erhofften 10.000.000.000,00 €uro.

Gruß Wutwi
I survived "Papa, ich mag Eiiiis!" 232 times!


#6, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von MarcelR am 08-Jun-10 um 12:51 Uhr

>Wo will man sparen?

Thomas Bernhard hätte geschossen Einfach mal 85 Minuten Zeit nehmen, und sich danach zum Beispiel fragen, warum das Sparpotential von ca 40-50 Mrd Euro per anno beim mafiös-korrupten Gesundheitssystem nicht angegangen wird.


#7, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Wutwi am 08-Jun-10 um 13:27 Uhr

Letzte Bearbeitung am 08-Jun-10 um 13:33 Uhr ()
Ist richtig. Allerdings würde sich der Bund hier "nur" 16 Milliarden sparen, da dann nur der Zuschuss vom Bund zum System wegfallen würde. Die restlichen 24-34 Milliarden entlasten die Beitragszahler, aber nicht den Staatshaushalt.

Ich frage mich schon seit langem, warum wir uns ein System mit 202 Krankenkassen (mit jeweiligen Vorständen, Verwaltungsapperate und Abrechnungssystemen) leisten. Es gibt nur eine Rentenversicherungsanstalt, eine Arbeitsagentur und auch die normalen Versicherungen (wie Allianz oder Gothar) kommen nicht auf eine so hohe Anzahl...

Gruß Wutwi
I survived "AOK, wir verbinden Sie weiter. Bleiben Sie in der Leitung, ihr Anliegen ist uns sehr wichtig!" 73 times!


#8, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von MarcelR am 08-Jun-10 um 14:28 Uhr

>Die restlichen 24-34 Milliarden
>entlasten die Beitragszahler, aber nicht den Staatshaushalt.

Was im Land des Exportweltmeisters eine Steigerung der Binnenkonjunktur bedeuten würde, was wiederum Bund und Länder (Kommunen) merken würden, was wiederum eine Verbesserung der Einnahmeseite wäre, was wiederum mittel- und unmittelbar auch den Bundeshaushalt entlastet.

Mein Sparpaket (ohne Gesundheit, Arbeit, Sozialhilfe)
1,6 Mrd Steinkohlesubvention, 2,5 Mrd Militärbeschaffungen, 0,8 Mrd Agrarsubventionen, 2 Mrd Steuerbefreiungssubvention für Schichtarbeit nachts und sonntags, rd 3 Mrd beim ermäßigten MwSt-Steuersatz, 1 Mrd Afganistan-Krieg, 0,5-1 Mrd Kerosinsteuerbefreiung, 15 Mrd unbekämpfter Umsatzsteuerbetrug, 17 Mrd jährlich neue Solarsubventionen, 30 Mrd Steuervergünstigungen (Ehegattensplitting, Werbungskosten), 3 Mrd Pendlerpauschale, 3,5 Mrd Abschaffung Wehrpflicht

= 79,9-80,4 Mrd

Aus dem Einsparpotenzial der Gesundheit die Hälfte in Schuldentilgung (Zinslastsenkung), die andere Hälfte oben auf auf die Bildung. Und man findet bestimmt noch die ein oder andere verschüttete Mrd, mit der man die Lohnnebenkosten und/oder die MwSt dauerhaft senken könnte.

Und genau deshalb ist das, was die Tigerente in Berlin verzapft durchaus als sozial ungerecht, nicht zielgerichtet, spalterisch - oder schlicht: Müll&Murks zu bezeichnen.


#9, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von lopi227 am 08-Jun-10 um 14:57 Uhr

>Mein Sparpaket (ohne Gesundheit, Arbeit, Sozialhilfe)
>1,6 Mrd Steinkohlesubvention, 2,5 Mrd Militärbeschaffungen, 0,8 Mrd Agrarsubventionen, 2 >Mrd Steuerbefreiungssubvention für Schichtarbeit nachts und sonntags, rd 3 Mrd beim >ermäßigten MwSt-Steuersatz, 1 Mrd Afganistan-Krieg, 0,5-1 Mrd Kerosinsteuerbefreiung, 15 >Mrd unbekämpfter Umsatzsteuerbetrug, 17 Mrd jährlich neue Solarsubventionen, 30 Mrd >Steuervergünstigungen (Ehegattensplitting, Werbungskosten), 3 Mrd Pendlerpauschale, 3,5 >Mrd Abschaffung Wehrpflicht

>= 79,9-80,4 Mrd

+30 Mrd Steuerverschwendung
+x Mrd Kultur (bitte nicht beschimpfen, aber in harten zeiten muss auch mal auf Bespassung verzichtet werden.)

mfg lopi227


#11, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Wutwi am 08-Jun-10 um 15:23 Uhr

>Mein Sparpaket (ohne Gesundheit, Arbeit, Sozialhilfe)
>...2 Mrd Steuerbefreiungssubvention für Schichtarbeit nachts und sonntags, rd 3 Mrd beim
>ermäßigten MwSt-Steuersatz,..., 30 Mrd Steuervergünstigungen (Ehegattensplitting,
>Werbungskosten), 3 Mrd Pendlerpauschale, ...

Ui. Heisst den arbeitenden Bürger (der eh schon mit hohen Abzügen leben muß) noch mehr belasten. Bei vorsichtiger Schätzung ca. 70 €uro mehr Steuerabzug beim Lohn pro Monat, bei verheirateten Eheparen noch höher.
Bei gleichzeitiger Erhöhung der Preise durch die Umsatzsteuer bei Lebensmitteln wie Gemüse und Wasser aus der Leitung, die derzeit bei 7% stehen.

>Und man findet bestimmt noch die ein oder andere verschüttete Mrd, mit der man die
>Lohnnebenkosten und/oder die MwSt dauerhaft senken könnte.

Mit diesen Massnahmen möchtest Du dann die Lohnnebenkosten senken? Erst erhöhen, um sie dann zu senken? Von einer Tasche in die andere...

Gruß Wutwi
I survived "Steuerrecht IST schön!" 96 times!


#13, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von MarcelR am 08-Jun-10 um 15:58 Uhr

>Von einer Tasche in die andere...

Dir ist aber schon klar, dass es derzeit noch schlimmer ist, oder? Wie etwa die Mär der Mineralölsteuer, die selbstverständlich für den Straßenbau verwendet wird...

Und ja, es käme bei o.g. Idee auch zu einer Lastverteilung in die mittleren (und beim Ehegattensplitting auch in die gehobenen) Einkommen - wer das nicht will, muss klar sagen: Ich finde den Sozialstaat scheis.e!

Das jetzt vollmundig angepriesene Sparpaket ist nicht viel mehr als ein blauäugige Absichtserklärung mit vagen Angaben. Einzig bei den Arbeitslosen (übrigens heißt die AV ausgeschrieben Arbeitslosenversicherung - ist also eine Versicherungsleistung des Staates, kein Almosen wie immer häufiger angenommen wird) wird man konkret.

Nach bisheriger schwarz-gelber Regierungslogik könnte man sagen: Da muss der Arbeitslose einfach nur häufiger im Hotel übernachten, um die Kürzungen über die gesenkte Hotel-MwSt wieder reinzuholen...

Aber was solls - bei einer Staatsverschuldung von 1700 Mrd Euro sind vielleicht erreichbare 80 Mrd ja ein echter Hoffnungsschimmer. x(


#14, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Wutwi am 08-Jun-10 um 16:18 Uhr

>Dir ist aber schon klar, dass es derzeit noch schlimmer ist, oder? Wie etwa die Mär der
>Mineralölsteuer, die selbstverständlich für den Straßenbau verwendet wird...

Das betrifft aber die Ausgabenseite des Staates! Ob ich jetzt Steuern für den Strassenbau oder als Subvention für Agrardiesel bezahle, ist mir egal. Ich muss Steuern so oder so bezahlen.

Wenn mir allerdings eine Ersparung bei den Lohnnebenkosten versprochen wird, dies aber mit einem Anstieg der Steuern ausgeglichen wird, dann muß ich in Summe das selbe bezahlen. Hier geht es um die Einnahmenseite des Staates!
Kommt mir so vor, wie die Werbeanrufe der letzten Zeit: "Sie können sich 30,- €uro an Steuern sparen, wenn Sie 100,- €uro in eine Riesterversicherung einbezahlen!"
Öh? Dann bezahle ich aber 70,- €uro mehr im Monat? Wo spare ich da?

>Und ja, es käme bei o.g. Idee auch zu einer Lastverteilung in die mittleren (und beim
>Ehegattensplitting auch in die gehobenen) Einkommen - wer das nicht will, muss klar
>sagen: Ich finde den Sozialstaat scheis.e!

Ja, das sage ich inzwischen laut! Warum sollte ich dann noch in die Arbeit gehen? Für viele lohnt es sich ja jetzt schon nicht mehr! Wenn sich Sozialhilfe und Nettolohn zu sehr annähern, dann bin ich mit einer der ersten, die sich nicht mehr jeden Tag für 150,- €uro mehr im Monat in den Berufsverkehr stürzen!

Gruß Wutwi
I survived "Rentenbescheid-Berechnung vorab" 6 times!


#15, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Bandit am 08-Jun-10 um 23:09 Uhr

>Mein Sparpaket (ohne Gesundheit, Arbeit, Sozialhilfe)
>1,6 Mrd Steinkohlesubvention, 2,5 Mrd Militärbeschaffungen, 0,8 Mrd Agrarsubventionen,
>2 Mrd Steuerbefreiungssubvention für Schichtarbeit nachts und sonntags, rd 3 Mrd beim
>ermäßigten MwSt-Steuersatz, 1 Mrd Afganistan-Krieg, 0,5-1 Mrd Kerosinsteuerbefreiung,
>15 Mrd unbekämpfter Umsatzsteuerbetrug, 17 Mrd jährlich neue Solarsubventionen, 30 Mrd
>Steuervergünstigungen (Ehegattensplitting, Werbungskosten), 3 Mrd Pendlerpauschale, 3,5
>Mrd Abschaffung Wehrpflicht
>
>= 79,9-80,4 Mrd
>
>Aus dem Einsparpotenzial der Gesundheit die Hälfte in Schuldentilgung
>(Zinslastsenkung), die andere Hälfte oben auf auf die Bildung. Und man findet bestimmt
>noch die ein oder andere verschüttete Mrd, mit der man die Lohnnebenkosten und/oder die
>MwSt dauerhaft senken könnte.
>
>Und genau deshalb ist das, was die Tigerente in Berlin verzapft durchaus als sozial
>ungerecht, nicht zielgerichtet, spalterisch - oder schlicht: Müll&Murks zu bezeichnen.

Würde ich aus Deinem Sparpaket nun die Punkte herauspicken, die auf mich persönlich zutreffen müsste ich mir die Frage stellen, ob sich der Job, den ich mache, noch lohnt oder ob ich mir eine gemütliche Couch für die nächte Zeit besorge (bin ich allerdings nicht der Typ für). Man muss schon sehr genau hinschauen wo man spart. Das gespart werden muss ist keine Frage, aber viele Deiner Punkte gehen einfach nur voll aufs Netto und somit auch auf die Kaufkraft. Und das zunehmend bei Normal- oder Geringverdiener.
Wenn man so ein Sparpaket starten möchte kann man das alles nicht über 1 Woche hinweg besprechen und abhaken. Jetzt sind viel zu viele Punkte dabei, die lächerlich erscheinen und das viel zitierte soziale Ungleichgewicht stärken.
Als Beispiel könnte man das Elterngeld nehmen. Beim Hartz 4 Empfänger wird es gestrichen, beim Millionär nicht. Wo ist da die Logik???

Das traurige an der ganzen Sache ist, das vor der Wahl, und Monate danach, von Steuersenkungen die Rede ist (was ja der Witz vorab war). Nun sitzt der kleine Guido da und tut so, als hätte er das nun beschlossene doch Wochenlang gepredigt. Wenn ich mir den seine dummen Sprüche anhöre kann einem teilweise ja schlecht werden. Und zu `ich sach erst mal nix` Merkel sag ich lieber auch mal nichts.

Ich schweife ab. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, daß Dein Sparpaket ebenfalls realitätsfremd ist. Zwar nett gemeint, aber hätte hinten raus auch nichts gutes. Von daher tun sich die Sparpakete nichts.

Gruß Bandit


#16, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von MarcelR am 08-Jun-10 um 23:34 Uhr

>Zwar nett gemeint, aber hätte hinten raus auch nichts gutes. Von
>daher tun sich die Sparpakete nichts.

Genau das ist eben der Punkt - Sparpakete haben nur dann etwas Gutes, wenn sie einen selbst nicht betreffen. Übrigens, warum sind die ganzen dicken Fische denn beim Regierungspaket nicht dabei: Erbschaftssteuer, Reichensteuer, Finanzmarktabgaben, uswusf? Geeenau! Weil die plärrende FDP dann nicht den Wulf mitwählt und die Koalition in Frage stellt. Wer wollte denn nochmal die Subventionen rasieren, und wer hat als erstes laut aufgeheult, als es hieß, gut, kann man ja mit dem Hotelsteuersenkungsschwachsinn anfangen?!

Aber jetzt schweife ich ab. Eigentlich, und normalerweise dürfte es jedem klar sein, eigentlich braucht man überhaupt nicht zu sparen. Das System ist eh vollkommen kaputt und hält vielleicht noch 3, 4 Jahre - oder vielleicht auch noch eine knappe Dekade. Aber in nicht mehr allzu ferner Zukunft wird nicht nur uns, sondern der kompletten westlichen Welt diese Form des Kapitalismus um die Ohren fliegen, weil keiner mehr auch nur noch die Zinsen auf die Schulden zahlen kann.

Es ist egal, welches Sparpekt man sich einfallen läßt - ob jetzt die Absichtserklärung der BR nach einer Woche Klausur, oder meine Variante nach 10 Minuten kaffeetrinkendem googlens. Es ist vollkommen einerlei - denn es braucht keine systematische Änderung mehr, sondern eine systemische. Und solange das nicht auch dem letzten klar wird, pfeif ich eins drauf, freue mich auf vier Wochen kollektiven Vergessens bei der WM - der Scherbenhaufen wartet. Auch bis nach der Fußball-WM. Währungsreform und Schuldenerlassungsgipfel wir kommen - über Johannisburg in den Ruin, quasi...


#17, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Bandit am 09-Jun-10 um 10:38 Uhr

>Genau das ist eben der Punkt - Sparpakete haben nur dann etwas Gutes, wenn sie einen selbst nicht betreffen.

Nein, nicht unbedingt. Jeder muss einen Beitrag leisten. Und hier hakt es. Alle Schichten müssten Ihren Möglichkeiten nach einen Beitrag dazu leisten, dann wäre das Geschrei wohl auch nicht so hoch. Klar verzichtet keiner gerne auf Kohle, aber wenn man sieht, das alle Einbußen haben, hätte man zumindest ein soziales Gleichgewicht geschaffen.


#18, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von vestermike am 09-Jun-10 um 11:31 Uhr

>Übrigens, warum sind die ganzen dicken Fische denn beim
>Regierungspaket nicht dabei: Erbschaftssteuer, Reichensteuer, Finanzmarktabgaben,
>uswusf?

Na also! Ich dachte schon, das kommt gar nicht! Bei einer Versteuerung von Vermögen > 1 Mio. Euro mit 5 % kommt da zum Beispiel schon ein Sümmchen von 80 Milliarden Euro zusammen. Kann man also prima mal angehen - wird aber eben nicht gemacht. Stattdessen wird lieber unten gekürzt und durch lustige Modelle wie die Brennelementesteuer (die natürlich Preiserhöhungen zur Folge haben wird) die Lage noch weiter verschärft.

Ansonsten stimme ich Dir vor allem im zweiten Punkt zu. Wozu noch sparen? Ich sehe es auch so, daß das gesamte Währungssystem in absehbarer Zeit wie eine große Luftblase zerplatzen wird - Griechenland war da nur die Spitze des Eisbergs. Die Frage muß sogar erlaubt sein, ob es nicht sinnvoller wäre, sogar gerade jetzt die Einsparungen auf ein Minimum zu reduzieren, um die Schäden in Grenzen zu halten, wenn die Währungen so kaputt sind, dass sie durch neue ersetzt werden (was nur eine Frage der Zeit ist)?


#19, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Wutwi am 09-Jun-10 um 12:58 Uhr

>Na also! Ich dachte schon, das kommt gar nicht! Bei einer Versteuerung von Vermögen > 1
>Mio. Euro mit 5 % kommt da zum Beispiel schon ein Sümmchen von 80 Milliarden Euro
>zusammen.

Wir rechnen: 5% von 1.Mio €uro sind 50.000,- €uro.
8 Mrd. durch 50.000,- sind 1.600.000
Es braucht also 1.600.000 Millionäre, um 80 Mrd. an Mehreinnahmen zu bekommen.
So viele Millionäre leben in Deutschland?
Bzw. wieviele werden dann noch in Deutschland leben, wenn das kommt?
Und auch hier nochmal: Der Spitzensteuersatz (inkl. der Reichensteuer, die gibt es schon!) beträgt bereits 47%!

>Die Frage muß sogar
>erlaubt sein, ob es nicht sinnvoller wäre, sogar gerade jetzt die Einsparungen auf ein
>Minimum zu reduzieren, um die Schäden in Grenzen zu halten, wenn die Währungen so
>kaputt sind, dass sie durch neue ersetzt werden (was nur eine Frage der Zeit ist)?

Erstens: Sparen; wenn nicht jetzt, wann dann?
Zweitens: Was soll denn in einem neuen System anders werden? Das "neue" System werden dieselben aufbauen, die jetzt an der Macht sind/waren. Egal, ob es rot, gelb, schwarz, grün oder orange heisst, auch ein "neues" System wird nichts bringen. Da müsste es schon 60 Jahre zurückgehen. Und das will doch hoffentlich auch keiner.

Gruß Wutwi
I survived "München, erstmals über 34 Grad in 2010" 1 time!


#21, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von vestermike am 09-Jun-10 um 13:30 Uhr

>Wir rechnen: 5% von 1.Mio €uro sind 50.000,- €uro.
>8 Mrd. durch 50.000,- sind 1.600.000
>Es braucht also 1.600.000 Millionäre, um 80 Mrd. an Mehreinnahmen zu bekommen.
>So viele Millionäre leben in Deutschland?

Falsch gerechnet. Die Rede ist ja nicht von Menschen, die genau eine Million haben. Diese Summe dürfte bei einigen Herrschaften ja kaum die monatlichen Ausgaben decken.

>Bzw. wieviele werden dann noch in Deutschland leben, wenn das kommt?

Nunja, man könnte ja auch Gelder, die ins Ausland gehen, ab einer bestimmten Höhe besteuern. Damit hätte man eine Finanzflucht schnell im Griff. Und um der Kritik bezüglich einer Doppelversteuerung gleich vorzubeugen: die gibt es ohnehin schon im täglichen Leben.

>Und auch hier nochmal: Der Spitzensteuersatz (inkl. der Reichensteuer, die gibt es
>schon!) beträgt bereits 47%!

Was nützt der, wenn derjenige, der ihn bezahlt, sich mit Hilfe von Steuerberatern und den deutschen Steuergesetzen wunderbar "arm rechnen" kann? Aber das ganze ist ohnehin Makelatur, denn:

>Erstens: Sparen; wenn nicht jetzt, wann dann?

Nochmals: Überhaupt nicht! Die tägliche Neuverschuldung beträgt dank der Zinsen rund 400 Mio. EUR. Das macht im Jahr eine Summe von fast 150 Milliarden Euro. Zusätzlich zu den 1,7 Billionen Euro, mit denen die Bundesrepublik in der Kreide steht. Fakt ist: wir werden es weder heute noch irgendwann in der Zukunft schaffen können, diesen Schuldenberg abzubauen. Weder mit Streichungen im Sozialbereich, noch mit höheren Abgaben für Reiche. Wir werden es sogar noch nicht einmal schaffen, die Zinsen bezahlen zu können - die Schulden steigen und steigen und steigen. Und um zu begreifen, was das letztendlich bedeutet, muß man noch nicht einmal Peter Zwegert sein.

>Zweitens: Was soll denn in einem neuen System anders werden? Das "neue" System werden
>dieselben aufbauen, die jetzt an der Macht sind/waren. Egal, ob es rot, gelb, schwarz,
>grün oder orange heisst, auch ein "neues" System wird nichts bringen. Da müsste es
>schon 60 Jahre zurückgehen. Und das will doch hoffentlich auch keiner.

Es wird ein weltweit neues System geben und geben müssen, da das aktuelle sich zwar rühmen kann, den Kommunismus überlebt zu haben, aber ebenfalls vor einer großen Pleite steht. Wie das dann genau aussehen mag, kann ich auch nicht sagen. Aber vermutlich wäre es schon hilfreich, wenn ein Staat in Zukunft einfach mit dem Geld auskommen müßte, das er einnimmt. Es ist doch paradox, daß die Hauptgläubiger der Bundesrepublik Banken sind (Platz 1: Citigroup, Platz 2: Deutsche Bank, Platz 3: Merrill Lnych). Ganz besonders pikant wird dies dann im Hinblick auf Bankenkrisen. Da leiht ein Staat sich Geld von Bank A, um Bank B vor dem Bankrott zu schützen, nur um dann ein paar Jahre später Geld von der genesenen Bank B zu leihen, um wiederum Bank A zu unterstützen. Die Banken und deren Aktionäre machen ordentlich Reibach, und die Bevölkerung soll den Gürtel enger schnallen.


#22, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Wutwi am 09-Jun-10 um 14:02 Uhr

Letzte Bearbeitung am 09-Jun-10 um 14:05 Uhr ()
>Falsch gerechnet. Die Rede ist ja nicht von Menschen, die genau eine Million haben.
>Diese Summe dürfte bei einigen Herrschaften ja kaum die monatlichen Ausgaben decken.

Gut, ich rechne mit Leuten, die 100 Mio. im Jahr verdienen (Übrigens: "Top-Manager" Ackermann von der Deutschen Bank verdient im Jahr 2009 9,6 Mio). Hier braucht es 16.000 Personen, um auf 80 Mrd. zu kommen....

Dazu besteht die Gefahr, bei einer Vermögenssteuer Menschen zu treffen, die wie in Frankreich bezahlen müssten!

>Nunja, man könnte ja auch Gelder, die ins Ausland gehen, ab einer bestimmten Höhe
>besteuern. Damit hätte man eine Finanzflucht schnell im Griff. Und um der Kritik
>bezüglich einer Doppelversteuerung gleich vorzubeugen: die gibt es ohnehin schon im
>täglichen Leben.

Hierzu empfehle ich diese Lektüre.
Daher ist die Einführung einer "Kapitalausfuhrsteuer" rechtens unmöglich, auch mit Ausland unmöglich zu realisieren.

>Nochmals: Überhaupt nicht! Die tägliche Neuverschuldung beträgt dank der Zinsen rund
>400 Mio. EUR. Das macht im Jahr eine Summe von fast 150 Milliarden Euro. Zusätzlich zu
>den 1,7 Billionen Euro, mit denen die Bundesrepublik in der Kreide steht. Fakt ist: wir
>werden es weder heute noch irgendwann in der Zukunft schaffen können, diesen
>Schuldenberg abzubauen...

Also: Feste weiter so und noch weiter in die roten Zahlen? Ohne Rücksicht auf Verluste? Darauf hoffen, dass es mit einem weltweiten Crash einfach erledigt wird? Die Entwicklungsländer werden es uns danken...

Gruß Wutwi


#23, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von vestermike am 09-Jun-10 um 14:30 Uhr

>Gut, ich rechne mit Leuten, die 100 Mio. im Jahr verdienen (Übrigens: "Top-Manager"
>Ackermann von der Deutschen Bank verdient im Jahr 2009 9,6 Mio). Hier braucht es 16.000
>Personen, um auf 80 Mrd. zu kommen....

Also schön! Jetzt habe ich extra wegen Dir nochmal kurz nachgeschaut. 2004 gab es in Deutschland über 750.000 Menschen mit einem Privatvermögen von mehr als einer Million Euro.

>Hierzu empfehle ich diese
>Lektüre.
>Daher ist die Einführung einer "Kapitalausfuhrsteuer" rechtens unmöglich, auch mit
>Ausland unmöglich zu realisieren.

Da bei ein Doppelbesteuerungsabkommen einseitig kündigen kann, sehe ich da keine wirklichen Problem. Aber ich will jetzt keinen ideologischen Streit daraus machen - ich kann auch durchaus nachvollziehen, wenn jemand strikt dagegen ist.

>Also: Feste weiter so und noch weiter in die roten Zahlen? Ohne Rücksicht auf Verluste?
>Darauf hoffen, dass es mit einem weltweiten Crash einfach erledigt wird?

Genau. Und wenn man sich die Zahlen einiger Länder so anschaut, gewinnt man den Eindruck, daß inoffiziell auch schon so verfahren wird.


#24, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Wutwi am 09-Jun-10 um 15:03 Uhr

>Also schön! Jetzt habe ich extra wegen Dir nochmal kurz nachgeschaut. 2004 gab es in
>Deutschland über 750.000 Menschen mit einem Privatvermögen von mehr als einer Million
>Euro.

Vermögen bedeutet aber nicht Einkommen! Und wenn man die Einkommensteuer erhöht, sind viele nicht dabei, weil sie, wie der "vermögende Bauer" aus Frankreich (siehe Link oben), zwar Grundvermögen haben, aber nur ein Einkommen von ein paar tausend Euro!
Und die Besteuerung von Vermögen führt ebenfalls zu dem Beispiel aus Frankreich!

>Genau. Und wenn man sich die Zahlen einiger Länder so anschaut, gewinnt man den
>Eindruck, daß inoffiziell auch schon so verfahren wird.

Aha. Wenn alle von der Brücke springen, springen wir munter hinterher! Traurig und beängstigend!

Gruß Wutwi


#25, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von vestermike am 09-Jun-10 um 15:05 Uhr

>Aha. Wenn alle von der Brücke springen, springen wir munter hinterher! Traurig und
>beängstigend!

Ich würde eher sagen, alle Ratten springen von der Titanic, weil sie den Eisberg gesehen haben...


#26, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von MarcelR am 09-Jun-10 um 18:11 Uhr

Letzte Bearbeitung am 09-Jun-10 um 18:31 Uhr ()
>Zweitens: Was soll denn in einem neuen System anders werden?

Abschaffung des Zins und Zinseszins. Ein System, in dem sich nicht mehr aus nichts Geld erschaffen lässt. Punkt, aus, Ende - so einfach!

Fabian - gib mir die Welt plus 5%


#27, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von MarcelR am 09-Jun-10 um 19:27 Uhr

>Fabian - gib mir die Welt >plus 5%>

Btw: Wer Probleme mit dem Ende des Films hat, nach dem Motto: Boah, nicht wieder eine Verschwörungstheorie, von wegen kein Bargeld mehr - nur noch mit Karte:

einfach mal zum Spiegel klicken und über Schweden staunen...


#20, RE: Steuern runter, Steuern rauf - Was denn nun?
Geschrieben von Looping Star am 09-Jun-10 um 13:16 Uhr

Du verwechselst den Bankrott eines Staates mit dem austausch einer Währung. Wie toll es ist, eine kleine ungeschützte Währung zu haben merken ja gerade fasst alle Europäischen nicht Euro Länder. Mal einfach die polemischen Schlagzeilen überlesen und im Wirtschsaftsteil der Zeitungen weiterlesen

#10, Mogelpackung
Geschrieben von MarcelR am 08-Jun-10 um 15:09 Uhr

www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,699375,00.html

#12, RE: Mogelpackung
Geschrieben von Wutwi am 08-Jun-10 um 15:39 Uhr

Zitat: Nicht viel besser sieht es bei der Generationengerechtigkeit aus: Für Hartz-IV-Empfänger sinkt die Rente künftig, heutige Ruheständler bleiben von Kürzungen aber verschont.

Glaubt der Kommentator, dass der normale Arbeiter/Angestellte in Zukunft auch so eine hohe Rente bekommen wird wie der heutige Rentner?
Und das vergleicht er mit den Renten der Hartz IV-Empfänger von morgen?

*kopfschüttel*

Gruß Wutwi
I survived "Ich darf erst mit 75 Jahren in Rente...seufz..." 122 times!