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Foren-Name: Plauderecke
Beitrag Nr.: 6736
#0, Artikel zur neuen Linken
Geschrieben von vestermike am 28-Aug-05 um 13:28 Uhr
Artikel aus "Junge Welt" vom 27.8.2005:

"Im Lande ist von Wahlkampf wenig zu spüren. Der vermeintlich sichere Sieg der Union am 18. September hat zu einer Art politischer Agonie geführt, die sich in den Umfragen zu bestätigen scheint. Für das neueste ZDF-Politbarometer vom Freitag wollen die Demoskopen herausgefunden hat, daß Union und FDP weiterhin eine knappe Mehrheit besitzen, die SPD sich leicht verbessert habe, trotzdem alles beim alten bleibt. Lediglich der Linkspartei wird seit Wochen ein kontinuierlicher Rückgang in der Wählergunst bescheinigt. Derzeit liege das faktische Bündnis aus Ex-PDS und WASG noch bei acht Prozent, so die politischen Wetterfrösche des ZDF. Prognostiziert werden tendenziell sieben Prozent.

Sollte die mediale Dauerkampagne gegen Gregor Gysi und Oskar Lafontaine, gegen Linkspartei und WASG tatsächlich Wirkung zeigen? Fast sieht es so aus. Denn bei allem Hickhack zwischen Union und SPD, FDP und Grünen – in einem scheinen sich die bürgerlichen Parteien im Bündnis mit Medien und Kapitallobbyisten einig: Die Linke muß so klein wie möglich gehalten werden.

Am Donnerstag abend bot das gebührenfinanzierte ZDF den Spitzen von Union, SPD, FDP und Grünen ein Podium, ihre Sicht der Dinge zu verkünden. Wo war Lafontaine? In dieser Woche verkündete die SPD stolz, daß 300 Gewerkschaftsfunktionäre erklärt hätten, sich im Wahlkampf hinter die Sozialdemokraten zu stellen. Von den 1000 Gewerkschaftsaktivisten, die ebenfalls diese Woche öffentlich erklärten, die Linkspartei unterstützen zu wollen, war in den Mainstreammedien kaum die Rede. Hatten da hundert Redakteure einen bedauerlichen kollektiven Blackout?

Natürlich darf auch Gysi mal ran. Meist im Privatfernsehen, denn der eloquente Spitzenmann der Linken garantiert eine bessere Quote als die meisten Politfunktionäre anderer Parteien. Wenn dann aber wie vergangene Woche bei Sat.1 geschehen, die Moderatorin Gysis Partei locker als SED bezeichnet, ist klar, was Zweck der Übung ist. Zudem scheinen die sinkenden Umfragewerte der Linken wie gerufen zu kommen. Zufall?

Die große Koalition der Links-Gegner steht kompakt, und das hat wohl mit den tatsächlichen Kräfteverhältnissen im Lande zu tun. Eine Partei, die für sich in Anspruch nimmt, Menschen zu vertreten, die das untere Viertel der sozialökonomischen Hackordnung im Lande bilden, begibt sich in die direkte Schußlinie derer, die dem oberen Viertel dienen. Schon die vage Gefahr, daß deren Profite und rasch wachsenden Einkünfte geschmälert werden könnten, sorgt dort für Alarmstimmung. Eine Solidarisierung zwischen Millionen Erwerbslosen, Sozialhilfeempfängern, Billigjobbern und von Existenzängsten gepeinigten Normalverdienern gilt bei der etablierten Obrigkeit in der BRD als Sündenfall.

Wahre Sündenfälle dagegen werden – außer bei den Linken – weitgehend ausgeblendet. Ungeachtet deutlich gestiegener Gewinne vernichten die Konzerne in Deutschland weiter Arbeitsplätze. Einer am Freitag vorab veröffentlichten Umfrage der Zeitschrift Euro am Sonntag zufolge sei bei den 30 größten börsennotierten Unternehmen der BRD die Zahl der Inlandsbeschäftigten im ersten Halbjahr um 27300 auf 1,66 Millionen gesunken. Grund für den Jobabbau bei steigenden Profiten sei es, die Profitabilität noch weiter zu erhöhen. Bessere »Wettbewerbsbedingungen«, wie sie Angela Merkel und Co. stets verlangen, schaffen eben mehr Gewinne, aber keine Jobs."


#1, RE: Artikel zur neuen Linken
Geschrieben von vestermike am 28-Aug-05 um 13:50 Uhr

Und noch ein Artikel aus der FAZ:

http://www.faz.net/s/Rub8C365594CA9B436099F189EE1372E9F8/Doc~EE0A51687E55643A3AD16A48E73BDC334~ATpl~Ecommon~Scontent.html