Nach SWR-Recherchen sind angestrebte Pachterträge nicht realistischBaden-Baden (ots) - Baden-Baden. Ein knappes Jahr vor der geplanten Eröffnung
des Freizeitparks Nürburgring liegen fast alle geplanten privatfinanzierten
Projekte noch auf Eis. Das haben Recherchen des Südwestrundfunks (SWR) ergeben.
Die größtenteils landeseigene Nürburgring GmbH baut derzeit für 130 Millionen
Euro die Erlebnisangebote des Freizeitparks. Private Investoren sollen darüber
hinaus für 86 Millionen Euro zwei Hotels bauen, ein Dorf mit Restaurants und
Bars, Café und Bäckerei, sowie 100 Ferienhäuser. Bis auf eine der beiden
Hotelbaustellen ist von den privaten Investitionen bislang kaum etwas zu sehen.
Auch über mögliche Investoren und die Höhe ihrer Zusagen ist nach wie vor nichts
bekannt. Eine fristgerechte Fertigstellung ist nach Meinung von Experten nicht
zu halten.
Projektentwickler ist die Düsseldorfer Firma Mediinvest. Nach SWR-Informationen
wollte Mediinvest ursprünglich bis Ende Juli die Partner für die geplante
Gastronomie verpflichten und Anfang dieses Monats mit dem Bau beginnen.
Auf Anfrage des SWR erklärte Mediinvest-Geschäftsführer Kai Richter, die
Projekte würden plangemäß fertiggestellt - die Genehmigungsverfahren seien
allerdings erst im September oder Oktober abgeschlossen. Kapitalgeber seien
verschiedene Banken. Deren Namen wolle man nicht veröffentlichen. Pächter für die
geplante Gastronomie werde man erst beim Richtfest präsentieren.
Nach SWR-Informationen hat Mediinvest erhebliche Probleme bei der
Verpachtung der Immobilien. Als namhafter Betreiber steht bislang nur der
Hotelkonzern Lindner bereit. Seine Verträge allerdings lassen sich leicht
kündigen; der Hotelier geht kein finanzielles Risiko ein. An mögliche
Pächter stellt Mediinvest dagegen hohe finanzielle Forderungen.
Dem SWR liegen interne Berechnungen der Firma vor. Der mögliche Betreiber einer
großen Diskothek mit siebenhundert Sitzplätzen soll demnach jährlich etwa
600 000 Euro Pacht bezahlen. Aus Sicht von Immobilienexperten kalkuliert
Mediinvest mit extrem optimistischen Umsätzen und Gästezahlen. So geht die
Firma davon aus, dass die geplanten Restaurants während der Hauptsaison
zweimal pro Tag bis auf den letzten Platz gefüllt sind. Einer der
Geschäftsführer der Nürburgring GmbH soll sich mittlerweile mit Mediinvest
überworfen haben. Er wurde von Nürburgring-Chef Walter Kafitz mit einem
Beratervertrag abgefunden.
Der Aufsichtsrat der Nürburgring GmbH, der rheinland-pfälzische Finanzminister
Ingolf Deubel, erklärte gegenüber dem SWR, er wisse nichts von
Finanzierungsproblemen bei Mediinvest. Er habe keinen Zweifel daran, dass
der Projektentwickler die Finanzierung abgesichert habe und die geplanten
Bauten fristgerecht fertiggestellt würden.
Der frühere FDP-Wirtschaftsstaatssekretär Günter Eymael befürchtet demgegenüber,
dass bei einem Ausfall der privaten Investitionen letztlich doch der Steuerzahler
die Kosten für den Freizeitpark Nürburgring übernehmen muss.
Quelle: Presseportal.de
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