Mulmiges Bauchgefühl mit TraditionLütgendortmund. (lamp/PaR) Die Testfahrt machen sie immer noch selbst, Randolf und Michael Schneider. Das ist zwar längst Routine, "aber manchmal stellt sich auch bei mir noch dieses schöne mulmige Gefühl im Magen ein", gibt Michael Schneider zu. Das ist bei der jüngsten Attraktion der Schaustellerfamilie aber eigentlich auch kein Kunststück.
"Funschiff" nennt sich die letzte Errungenschaft der Schneiders, die sie dieses Jahr erstmals zur Pflaumenkirmes mitbringen. "Frontlänge: 24 Meter, Tiefe: 14 Meter, Wert: rund 1 Million Euro", umreißt Michael Schneider die Daten der Schiffschaukel nicht ohne Stolz, denn momentan dürfte das "Funschiff" die größte Schiffschaukel in Europa sein. Sechs fleißige Helfer braucht es für den Aufbau, außerdem einen Kran. "Das ist Schwerstarbeit", sagt Schneider.
Am Ende, wenn alles steht, schwingt das Schiff gut 30 Meter in die Höhe - mulmige Gefühle garantiert. "Aber es gibt keinen Überschlag", betont der Schausteller, "denn unser Schiff soll ein Fahrgeschäft für die ganze Familie sein."
Familie, dieses Wort hat bei den Schneiders einen ganz hohen Stellenwert, denn sie selbst sind eine Schaustellerfamilie seit Generationen. Schon die Großmutter stand Anfang der Fünfziger mit einem Kinderkarussell oder "Hau den Lukas" auf den Dortmunder Jahrmärkten. Die Kinder setzten die Tradition fort, und auch die Enkel Randolf und Michael traten früh in Omas Fußstapfen. "Schon mit sechs Jahren haben wir die Chips für eine Karussellfahrt eingesammelt", erinnert sich Michael Schneider, heute 43.
In der Schule fielen die Schneider-Kinder durch den Geruch von gebrannten Mandeln auf, der in den Jeans saß. "Da nützte alles Waschen nichts." Bei Lehrern und Mitschülern sicherten sich die beiden Sympathien durch Freifahrtscheine und Süßigkeiten. "Wir waren sicher die Interessantesten in der Schule", weiß Michael Schneider - ein Segen und ein Fluch zugleich. Gerne wäre er Zahntechniker geworden, aber das Schaustellerleben liegt eben auch ihm im Blut. "Viel Spaß" macht ihm seine heutige Arbeit auf der Kirmes, immer noch. Die in Büchern und Filmen viel beschworene Jahrmarktromantik nennt sich in Schneiders Worten allerdings ganz unromantisch "Geschäftsalltag".
Dieser Alltag führt die Schneiders bis nach Hanburg oder Ravensburg. Dortmund ist aber immer ein besonderes Heimspiel für Michael Schneider: "Wir sind hier groß geworden, wenn wir nicht in Wohnwagen umherreisen, ist unser fester Wohnsitz Hörde." Das Publikum im Ruhrgebiet sei sehr dankbar und man werde sicher viele alte Freunde wiedersehen. Vielleicht im "Funschiff", in 30 Metern Höhe.
22.08.2007
Quelle: WR online
Gruß
Marcel
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