Übernachten im Freizeitpark
13.08.2007 | 09:18 | Von Beate Lammer (Die Presse)Hotel-Investments. Themenparks werden immer öfter zum Ziel für Kurzurlaube, die Nachfrage nach Hotels steigt. Das Risiko für die Hotelbetreiber ist aber hoch.
Europäer sind anders als Amerikaner. Diese Erfahrung mussten die Betreiber des Pariser Freizeitparks Eurodisney anfangs machen: Die immerzu lächelnden Disney-Figuren, die durch die Straßen laufen und winken, werden nicht selten als lästig empfunden, wenn sie zu aufdringlich sind. Und dass es zunächst auf dem ganzen Gelände keinen Alkohol - nicht einmal Rotwein - gab, habe den Franzosen gar nicht gefallen, erzählt Thomas Beyerle, Leiter Research und Strategie der Deutschen Gesellschaft für Immobilienfonds (Degi).
Mittlerweile kann man in Eurodisney Rotwein bestellen.
Mit der Rücksichtnahme auf europäische Befindlichkeiten und neuen Attraktionen ist es gelungen, mehr Besucher anzulocken. Der Pariser Vergnügungspark schreibt zwar noch Verluste, diese waren zum Halbjahr (Ende März) aber zumindest niedriger als vor einem Jahr.
Endstation Abrissbirne
Das Problem bei Freizeitparks: Die hohen Investitionen müssen sich rechnen, bevor sich die Attraktionen abnützen - also innerhalb weniger Jahre. Wichtig sei, dass der Park die Besucher nicht nur einmal, sondern mehrmals anlockt, sagt Beyerle. Das gelingt nur, wenn man immer wieder investiert um Neues zu bieten.
Die Liste der Themenparks, die pleitegegangen sind, ist lang - in Österreich gehören etwa die Anderswelt im Waldviertel oder das Playcastle in Tirol dazu. Kommt es zur Insolvenz, ist die Nachnutzung solcher Immobilien schwierig: Finde man keinen neuen Betreiber, bleibe oft nur die Abrissbirne, stellt Beyerle fest. Manche Vergnügungsparks werden von finanzkräftigen Partnern gerettet: Die Legoland-Parks etwa gehören seit zwei Jahren mehrheitlich der Beteiligungsgesellschaft Blackstone.
Als gelungenes Beispiel führt der Experte den Europapark im südbadischen Rust an. Dieser funktioniere seit 100 Jahren, weil man dort immer neue Attraktionen biete, weil die Eigentümerfamilie Mack ihr eigenes Geld investiere - und weil man den Besuchern Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung stelle.
Besucher sollen länger bleiben
Große Freizeitparks rentieren sich nur, wenn sie viele Besucher von weit her anlocken, die bereit sind, längere Fahrtzeiten in Kauf zu nehmen. Dem kommt der Trend zum Familien-Kurzurlaub im Freizeitpark entgegen, sagt Michael Widmann von PKF-Hotelexperts. Das mache die Errichtung von Hotels im Umfeld von Freizeitparks notwendig. Deren Erfolg ist wiederum stark von den Attraktionen abhängig: "Wenn ein Park die Besucher sechs bis acht Stunden oder gar zwei Tage bindet, entsteht eine Nachfrage nach Übernachtung", sagt Widmann.
Jubiläum lockt Besucher an
Nach Eurodisney kommen viele Besucher mittlerweile für zwei bis drei Tage. Auch die österreichischen Firmen UBM und Warimpex haben ein Hotel dort. Unter dem Betreiber Mövenpick war das "DreamCastle-Hotel" aber nicht ausgelastet. Seit einem Jahr betreibt die österreichische Hotelgruppe Vienna International das Hotel. Seither geht es besser. Ausschlaggebend für den Erfolg waren jedoch äußere Faktoren: "Das 15-Jahre-Jubiläum von Eurodisney und die Werbung locken viele Gäste an", sagt Fabien Piacentino, Resident Manager des DreamCastle-Hotels. Der neue Betreiber selbst hat wenig verändert. Man versucht lediglich, neue Zielgruppen zu gewinnen: "Mövenpick hat primär auf deutsche Besucher gesetzt. Wir sprechen auch Gäste aus Osteuropa und dem arabischen Raum an", sagt Piacentino. Zudem wolle man nicht nur auf Familien, sondern auch auf Tagungsgäste setzen.
"Das Risiko für den Hotelbetreiber - sofern er nicht identisch mit dem Betreiber des Freizeitparks ist - ist schwer kalkulierbar", stellt Widmann fest. Und hoch: Das König-Ludwig-Musical im bayerischen Füssen, das zweimal pleiteging, hatte fatale Folgen für die Hotels der Umgebung.
Im Europapark Rust funktionierten dagegen auch die Hotels gut. Sowohl der Park als auch die Hotels, allesamt Themenhotels, werden von der Eigentümerfamilie betrieben. Bei so großen Parks wie Eurodisney sei es aber besser, wenn jeweils Spezialisten ihr Know-how in die Hotels oder in den Freizeitpark einbringen, räumt Widmann ein.
Quelle: DiePresse.com