Eine Super-Achterbahn für Salt Lake City
Zierer Karussell- und Spezialmaschinenbau GmbH entwickelte ein neues Fahrgeschäft - Jetzt letzte TestsNeuhausen. Die größte Achterbahn, die von der Zierer GmbH, Karussell- und Spezialmaschinenbau je gefertigt worden ist, wird in Salt Lake City im US-Bundestaat Utah ab dem Frühling 2007 für Furore sorgen. Zur Zeit werden auf dem Werksgelände in Neuhausen die letzten Tests für den Antrieb vorgenommen.
Schwere Diesel-Aggregate sorgen für eine beständige, sonore Geräuschkulisse auf dem Werksgelände der Zierer GmbH im Gewerbegebiet in Neuhausen. »Die liefern einen Anschlusswert von 600 kWA, den brauchen wir, um den neuartigen Antrieb der neuen Achterbahn, des Tower Launch Coasters, zu testen«, erklärt Wolfgang Brück, Geschäftsführer der Zierer GmbH, einem Unternehmen, das zur Streicher-Gruppe gehört.
Mit dem Tower Launch Coaster betrat die Zierer GmbH technologisches Neuland im Bereich der Achterbahnen. Der Antrieb erfolgt nicht wie bei Achterbahnen üblich über Ketten- und Seilzug-Elemente, sondern über ein so genanntes LSM-System. Vereinfacht ausgedrückt werden mit Hilfe elektrischer Energie die Fahrgastzellen auf den 35 Meter hohen Turm geschossen. Am Scheitelpunkt des Turms verharren laut Brück und Technischem Leiter Walter Steininger die Fahrgastzellen für einen kurzen Augenblick.
Dann geht es im freien Fall in Tiefe. Die Bahn beschleunigt dabei laut Hersteller auf 90 Stundenkilometer. Die Schienen führen dann über einen Camel Back (Kamelbuckel). Es folgen die Horse Shoe-Kurve, die Immelmann-Kurve, erneut ein Camel Back, die Heart Roll (die Linienführung ist ähnlich dem Gewinde eines Korkenziehers) und schließlich eine Half Pipe.
Einen Teil der Strecke legen die Fahrgäste über Kopf zurück. Und hier betritt der Karussell- und Spezialmaschinenbauer erneut Neuland. Die Fahrgäste werden durch so genannte Becken- und Oberschenkelbügel gesichert. Auf die ansonsten bei derartigen Bahnen üblichen Schulterbügel für die Passagiere sei auf Wunsch des Auftraggebers verzichtet worden, teilt Technischer Leiter Steininger mit und Geschäftsführer Brück ergänzt, dass die Sicherheit der Passagiere auf alle Fälle gewährleistet sei. »Das Über-Kopf-Fahren mit frei beweglichem Oberkörper ist für viele sicherlich der ganz besondere Kick«, so Brück.
Der Tower Launch Coaster für Salt Lake City hat eine Schienenlänge von 625 Meter. In einem Fahrzeug finden acht Personen - zwei-mal vier - Platz. Insgesamt fünf Waggons wird die Bahn in der Hauptstadt des Mormonenstaates Utah haben - 40 Personen können dann gleichzeitig den Nervenkitzel des freien Falls und der Über-Kopf-Fahrten erleben.
Der Technische Leiter Walter Steininger ist zuversichtlich, dass die Tests für den Antrieb in den nächsten Wochen erfolgreich abgeschlossen werden können. Dann werden die Anlagen-Teile auf dem Firmengelände abgebaut, in Container verladen und in die USA verschifft. Ein Großteil der neuen Achterbahn ist bereits auf dem Seeweg in die Vereinigten Staaten unterwegs.
Die Zierer Karusell- und Spezialmaschinenbau GmbH hat sich einen Namen mit der Konzeption und dem Bau von spektakulären Fahrgeschäften gemacht. Ihre Geräte stehen beispielsweise im Disney-Park in Orlando in Florida und im Lego-Land in Günzburg. In rund 600 Freizeitparks auf der ganzen Welt kann man sich mit Fahrgeschäften, die in Neuhausen hergestellt worden sind, vergnügen.
Viel Prestige heimste das Unternehmen aus dem Landkreis Deggendorf ein, als es für die Expo in Japan im Jahr 2005 als deutsch-französisches Gemeinschaftsprojekt eine Erlebnisbahn baute. Nach dem Ende der Expo wurde die Bahn in Japan ab- und heuer an Ostern in Büsum an der Nordsee wieder aufgebaut. Sie ist dort die Attraktion in einem Freizeitpark.
Laut Angaben von Geschäftsführer Brück kostet ein Tower Launch Coaster zwischen vier und sechs Millionen Euro - je nach Ausstattung.
(c) Passauer Neue Presse, 27. Oktober 2006 von Franz Bergbauer