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Legoland gehört jetzt einer US-FirmaFrankfurt a. M. · 13. Juli · Der dänische Spielwaren-Hersteller Lego hat seine Legoland-Freizeitparks an die US-amerikanische Kapitalanlagegesellschaft Blackstone verkauft. Der Grund dafür sind Geldprobleme: 2003 und 2004 machte Lego einen Verlust von rund 390 Millionen Euro.
Wie beide Unternehmen gestern am Lego-Hauptsitz im dänischen Billund mitteilten, zahlt Blackstone 375 Millionen Euro für die vier Parks im dänischen Billund, im bayerischen Günzburg, im englischen Windsor und in Carlsbad in Kalifornien (USA). Alle zusammen werden jährlich von rund fünf Millionen Menschen besucht.
Wie der Hersteller der Kunststoff-Stecksteinchen mitteilte, hat er zusammen mit Blackstone und dem europäischen Unterhaltungskonzern Merlin eine neue Firma gegründet. Neben den Legoland-Parks werde sie unter anderem auch die Aquarien-Kette "Sea Life" besitzen und mit jährlich etwa zwölf Millionen Besuchern die zweitgrößten Vergnügungspark-Gruppe Europas und die neuntgrößte der Welt sein. Die Lego-Besitzerfamilie Christiansen bleibt mit 30 Prozent an der Gesellschaft beteiligt.
---- FAZ -----
Legoland wird amerikanisch
US-Investmentfirma Blackstone zahlt 375 Millionen Euro für die vier Freizeitparks
I. M. Stockholm, 13. Juli
Der hart gedrängte dänische Spielzeugkonzern Lego stösst die Mehrheit an Legoland ab. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, zahlt die amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone Capital Partner 375 Mio. Euro. für die vier Freizeitparks. Diese werden darauf in die neu geschaffene Merlin Entertainments Group eingebracht, an der Blackstone zu 70% beteiligt ist; die Lego- Gruppe sowie die Besitzerfamilie halten die restlichen 30%. Merlin Entertainments, das erst im Mai von Blackstone für 102 Mio. £ aufgekauft wurde, verfügt über gut zwei Dutzend Touristenattraktionen in acht Ländern; darunter die Sea- Life-Aquarien und die «Dungeons». Durch den Kauf von Legoland wird Merlin nach eigenen Angaben zum zweitgrössten Anbieter von Unterhaltungsanlagen in Europa und zur Nummer neun weltweit.
Computerspiele statt Lego
Das 1968 im dänischen Billund eröffnete Legoland wurde rasch zum wichtigsten Touristenziel ausserhalb Kopenhagens. Dennoch dauerte es fast 30 Jahre, bis 1996 im britischen Windsor der zweite Park entstand. 1999 kam der Vergnügungspark in Kalifornien dazu und vor drei Jahren jener in Süddeutschland. Damals zeichnete sich die nahende Krise jedoch bereits ab: Der einst in allen Kinderzimmer vertretene Spielzeugkonzern verzeichnete 2003 und 2004 einen massiven Umsatzschwund und ein tiefes Loch in der Ertragsrechnung. Einerseits litten die bunten Bauklötze an veränderten Spielgewohnheiten und hatten vor allem das Nachsehen gegenüber Computerspielen. Anderseits litt Lego an strategischen Fehlentscheiden, indem etwa klassische Produktserien vom Markt genommen wurden und das Sortiment zu sehr verzettelt wurde.
Steiniger Weg aus der Krise
Der Konzern beschloss im vergangenen Jahr ein rigoroses Sparprogramm mit Entlassungen, Standortschliessungen und Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer. Auch der Verkauf von Legoland ist eine Konsequenz aus der Konzentration auf das Kerngeschäft. Anlässlich der Präsentation des Rekordverlustes 2004 im April zeigten sich die Dänen bereits zuversichtlich, dass der Tiefpunkt überwunden sei. Lego will schon im laufenden Jahr wieder Marktanteile zurückerobern und in die Gewinnzone zurückkehren.
--- NZZ ---
In der Augsburger Allgemeinen steht heute, dass Merlin in Günzburg zunächst in ein paar größere Attraktionen investieren will und danach Erlebnishotels bauen und innerhalb von vier Jahren einen Sea-Life Park neben Legoland errichten möchte:
"Eine Riesen-Chance für die ganze Region"
Jetzt ist es perfekt: Das Legoland hat neue Besitzer. Die "Merlin-Entertainment"Gruppe wird künftig gemeinsam mit Lego-Gründer Kirk Kristiansen im Legoland die Kommandos geben. Hinter "Merlin" steht die amerikanische Investment-Gruppe "Blackstone", die 70 Prozent der Merlin-Anteile hält. Der Rest gehört weiterhin dem Gründer des finanziell schwer angeschlagenen Spielzeug-Herstellers Lego-Company, Kirk Kristiansen. In der Region sorgte die Nachricht für Erleichterung und nährte die Hoffung, dass die "Kinder- und Freizeitregion" durch neue Investitionen in den bestehenden Park und einen "Sealife"-Park - eine Art begehbares Riesen-Aquarium - zusätzlich an Attraktivität gewinnt und noch mehr Gäste anlockt
Der vollständige Artikel dazu: http://www.augsburgerallgemeine.de/Home/DieganzeRegion/Guenzburg/sptnid,25_regid,2_arid,506205.html
Günzburgs Legoland-Geschichte begann schon 1996
Chronologie der Ereignisse: Von der Idee eines Rathausbeamten bis zum Verkauf des FreizeitparksSchon Jahre vor der Eröffnung am 17. Mai 2002 begann die Geschichte des Freizeitparks Legoland in Günzburg. Die Chronologie der Ereignisse:
1996: Lego-Manager John Jakobsen besichtigt zum ersten Mal das damals noch abgesperrte Muna-Gelände an der B16, das nach dem Krieg als Sprengplatz diente einer von dutzenden möglichen Standorten für einen neuen Legoland-Freizeitpark in Deutschland und Europa. Ein Günzburger Rathausbeamter, Rechtsdirektor Herbert Rauh, soll die Idee gehabt haben, den munitionsverseuchten Wald den dänischen Investoren anzubieten. CSU-Politiker Alfred Sauter 1996/97 Chef der Obersten Bayerischen Baubehörde setzt sich gemeinsam mit Bundesfinanzminister Theo Waigel massiv für den Standort ein. Beide Politiker haben in ihren Positionen beste Möglichkeiten, den Weg für das Projekt zu ebnen: Sauter im Bauverfahren, Waigel als zuständiger Minister für das bundeseigene Muna-Gelände.
3. Dezember 1997: Die Nachricht schlägt in Günzburg wie eine Bombe ein: "Lego konzentriert sich auf Günzburg". Zwei Jahre geben die Dänen den Behörden, um das Gelände für den Freizeitpark tauglich zu machen. Behörden des Landes, des Bundes und die Stadtverwaltung Günzburg machen sich im Eiltempo an die Umsetzung. Günzburgs damaliger OB Rudolf Köppler und Ulrich Stegmayer von der Regierung von Schwaben (er ging nach der Umsetzung des Projektes in Ruhestand) ziehen vor Ort die Fäden.
Mai 1998 bis Oktober 2000: Die Entmunitionierung beginnt: Über 212 Tonnen Munition werden auf dem 140 Hektar großen Muna-Gelände aus dem Boden geholt. 62 000 Kleinbomben, 6600 Granaten und 335 Tonnen Schrott entsorgen die Fachleute. Die Bauarbeiten kosten Millionen. Ein erfahrener Sprengmeister kommt bei den Arbeiten ums Leben eine Granate explodiert in seiner Hand.
9. September 1999: Lego Eigentümer Kjeld Kirk Kristiansen gibt in Günzburg im Rahmen eines "Lego-Festes" vor großem Medienaufgebot aus ganz Europa bekannt: Der Freizeitpark Legoland kommt nach Günzburg, der direkte Mitbewerber Tokio hat das Nachsehen.
Oktober 2000: Die Bauarbeiten auf dem Muna-Gelände beginnen 60 Hektar wird der Park zunächst umfassen. 50 Millionen Legosteine werden bis zur Eröffnung verbaut, rund 200 Millionen Euro investieren die Dänen in den Freizeitpark. Im Preview-Center können Neugierige einen ersten Blick auf den Freizeitpark werfen, Rundfahrten über die Baustelle werden angeboten. Parallel dazu werden die B16 und die A8-Anschlussstelle Günzburg umgebaut und erweitert, um das gesteigerte Verkehrsaufkommen bewältigen zu können. Tausende Eintrittskarten werden schon im Vorfeld der Eröffnung verkauft.
17. Mai 2002: Legoland Deutschland öffnet 3000 geladenen Gästen seine Pforten das "Happy End einer Erfolgsgeschichte", wie es Oberbürgermeister Gerhard Jauernig formuliert. Promis wie Bundesinnenminister Otto Schily, Schauspielerin Michaela May, Ski-Rennläuferin Christa Kienshofer und Sänger Lou Bega flanieren durch den Park. Nach Billund (Dänemark), Windsor (England) und Carlsbad (USA) ist es der vierte Freizeitpark des Unternehmens. Mehr als 40 Attraktionen und Fahrgeschäfte gehen in Betrieb, 120 Festangestellte und fast 600 Saisonkräfte nehmen die Arbeit auf. Günzburg feiert zur Eröffnung eine dreitägige Party in der Innenstadt.
7. Januar 2003: Die erste Winterpause im Legoland beginnt. Mehr als 1,3 Millionen Gäste waren in der ersten, verkürzten Saison im Park das selbst gesteckte Ziel von Park-Manager John Jakobsen ist damit erfüllt.
12. April 2003: Die zweite Saison beginnt, Legoland hat das Angebot um zwei neue Attraktionen erweitert. Der Park erwartet in der ersten "Voll-Saison" 1,5 Millionen Gäste.
26. März 2003: Legoland Günzburg-Chef John Jakobsen gibt seinen Wechsel in den Freizeitpark nach Carlsbad (Kalifornien) bekannt. Zum 1. Juni wird der Däne, der mit seiner Frau und drei Kindern in Reisensburg wohnte, seine neue Stelle in den USA antreten. Der begeisterte Hobby-Läufer Jakobsen will sich im Juni mit einem Benefizlauf von Günzburg verabschieden, wird aber am Tag der Veranstaltung krank, so dass er nicht selbst teilnehmen kann.
9. Mai 2003: Der 39-jährige Stig Blicher aus der Lego-Zentrale in Billund wird als neuer Günzburger Legoland-Chef vorgestellt. Das Parkgeschäft ist für ihn Neuland. Zuletzt leitete er als Vizepräsident mit weltweiter Verantwortung Entwicklung und Marketing von Produktlinien wie Lego Racers, Lego Sports und Bionicle. Mit ihm kommen Ehefrau Susanne und die Kinder Amalie (6) und Christian (2) in die Stadt.
7. Januar 2004: Für die zweite Park-Saison waren 1,5 Millionen Besucher angepeilt gezählt wurden bis zur Winterpause jedoch wieder nur rund 1,3 Millionen Gäste. Parkmanager Stig Blicher macht die Hitzewelle im Sommer 2003 und die allgemein schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland dafür verantwortlich, zeigt sich aber dennoch zufrieden mit dem Ergebnis. Das geplante Legoland-Feriendorf, dessen Bau immer wieder verschoben wurde, stehe vor dem Durchbruch, so Blicher zur GZ. Mit der Realisierung sei jedoch eher 2005 zu rechnen.
14. Oktober 2004: Überraschend gibt Legoland die Trennung von Stig Blicher bekannt.
20. Oktober 2004: Lotte Franch Wamberg, bisher Parkchefin im ersten Legoland-Park Billund, wird als neue Managerin des Günzburger Freizeitparks vorgestellt.
21. Oktober 2004: Der Lego-Konzern gibt in einer Pressemitteilung bekannt, dass er sich auf das Kerngeschäft Spielzeugherstellung verlegen wird. Die vier Freizeitparks Günzburg, Billund, Carlsbad und Windsor sollen verkauft werden.
Quelle: Schwabmünchner Allgemeine