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Foren-Name: Allgemeines Forum
Beitrag Nr.: 5823
#0, Lunapark Halensee
Geschrieben von Shakergirl am 16-Jun-05 um 13:13 Uhr
Hallo,

ich habe bereits hier gesucht, aber leider nichts gefunden.
Ich bin - wieder mal - auf der Suche nach Informationen zu einem nicht mehr existenten Park.

In diesem Fall geht es um den "Lunapark am Halensee" in Berlin (vorm. "Terrassen am Halensee").

Das Gelände wurde am 14. Mai 1904 als "Terrassen am Halensee" vom Gastronom August Aschinger und dem ehemalige Küchenchef bei Kempinski, Bernhard Hoffmann eröffnet.
Ab 1920 hieß das Gelände dann "Lunapark"

Die Attraktionen dort sollen jährlich gewechselt haben, und es waren neben Shimmy-Treppe auch Wasserrutschbahn, Gebirgsbahn, Wirbelschaukel, Teufelsscheibe, Somalidorf etc. dort vorhanden.

Es gab Tanzturniere und Boxkämpfe. Max Schmeling soll dort 1926 seinen ersten Titelkampf gehabt haben.

Der Park muss eine kaum vorstellbare Größe gehabt haben. So sollen alleine die Restaurants mehr als 16.000 Sitzplätze gehabt haben.
Man sagt alleine im Bayerndorf sollen in den Hochzeiten 35.000 Bockwürstchen täglich verzehrt worden sein.
Zeitweise soll es jeden Abend zum Abschluss ein Feuerwerk gegeben haben.

Am 9. Mai 1929 gab es eine Neueröffnung des Lunaparkes, da der erste Weltkrieg und die Inflation reichlich Spuren hinterlassen haben. An alte Glanzzeiten konnte aber wohl nicht mehr angeknüpft werden.
1933 wurde der Park geschlossen (am 16.10. Konkurs angemeldet), 1934 komplett abgerissen.

Dies ist die Shimmy-Treppe in Halensee. Im Hintergrund sehr Ihr die Gebirgsbahn.
Das sind die beiden Postkarten, die ich bislang auftreiben konnte.

Wer hat mehr Bilder und Informationen?

Gruß,
Claudia.


#1, RE: Lunapark Halensee
Geschrieben von Maaahzel am 16-Jun-05 um 18:23 Uhr

Ein paar Sachen habe ich gefunden:

Terrassen am Halensee
In der Koenigsallee, nicht weit vom Ende des Kurfürstendamms entfernt, gibt es das Halenseebad. Bei sommerlicher Hitze ist es stark frequentiert. Aber - bis zu 50.000 Besucher strömten Richtung Kolonie Grunewald zum Halensee - und das täglich - nach Eröffnung des Lunapark am ersten Pfingstfeiertag 1904! Staunend standen damals die Berliner vor einem modernen Märchenpalast mit wuchtigen Türmen und einer Freitreppe zum Halensee, auf dem Halensee lag Emil Remdes Hausboot. Und es gab eine Wasserrutschbahn in den See hinein. Das umliegende Gelände war in einen riesigen Vergnügungspark verwandelt worden, in dem es Attraktionen jeder damals bekannten Art für junge und alte Besucher gab.

Angefangen hatte es gegen 1900 am Kurfürstendamm mit dem "Wirtshaus am Halensee", ein Lokal, das auch Fontane gekannt und erwähnt hat. Der Kurfürstendamm war zu jener Zeit noch ein Waldweg, auf dem an Sonntagen Kremser die Familien ins Grüne fuhren. In dem Wirtshaus wurde Zwischenrast gemacht nach dem Motto: ''Hier können Familien Kaffee kochen". Zum selbstgebrühten Kaffee gab es mitgebrachte Stullen.

Der Wirtshausbesitzer ließ zusammen mit dem Gastronom August Aschinger nach der Jahrhundertwende ein Wein- und Bier-Restaurant, einen großen Dachgarten mit Liegestühlen und einen immens großen Garten an den Halensee bauen, die "Terrassen am Halensee''. Nicht nur alle erdenklichen Schausteller und eine Gebirgsbahn rivalisierten um die Gunst der Gäste. Es wurden Tanzturniere und Boxkämpfe veranstaltet. Im Lunapark gewann der junge Max Schmeling 1926 seinen ersten Titelkampf.

Besonders anziehend war das Wellenbad, das man von der Bornimer Straße aus erreichen konnte. Es war zu seiner Zeit einmalig, in künstlich erzeugten, meterhohen Wellen sich zu tummeln als Ersatz für die Wellen in Swinemünde oder Heringsdorf. Andere vergnügten sich hoch zu Roß im ''Hippodrom" oder bei den diversen Schönheitskonkurrenzen. Im "Bayerndorf" floß tonnenweise Bier in Maßkrügen, 35.000 Bockwürste täglich stillten den Appetit. Wer feudaler essen wollte, setzte sich ins "Luna-Palais". Die Besucher vertraten alle Stände: Generäle bis zum russischen Großfürsten, Gelehrten und Kokotten, alle waren da zu finden.

Über das Gelände des Lunaparks erstreckt sich heute die Halenseestrasse. Sie wurde erbaut, um zur Olympiade 1936 in Berlin eine schnellere Verbindung für die südlich gelegenen Bezirke Zehlendorf und Lichterfelde zum Olympiastadion und den Kampfstätten in seiner Umgebung zu haben, praktisch eine Entlastungsstraße zwischen dem Kurfürstendamm, den Messehallen und dem Olymplagelände.

Quelle Text und Bilder: webdesignausberlin.de (weitere Texte und Bilder auf der Seite)

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Frivole Volksbelustigung in Halensee

Am westlichen Ende in Halensee eröffneten der Gastronom August Aschinger und der ehemalige Küchenchef bei Kempinski, Bernhard Hoffmann, 1904 die "Terrassen am Halensee", die 1909 in "Lunapark" umbenannt wurden und bereits 1910 den millionsten Besucher zählten. Nach dem Vorbild von Coney Island in New York war ein Vergnügungspark entstanden, der Sensationen, Abenteuer, Gefahr, die Illusion der großen weiten Welt und das Erlebnis der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der Technik anbot. Völkerschauen, die erste Rolltreppe, jede Nacht ein großes Feuerwerk, Theater, Revuen, Jazzmusik, Kabarett und vieles mehr wurden hier in konzentrierter Form geboten. Das berühmte Wellenbad wurde abschätzig als "Nuttenaquarium" beschimpft, weil sich hier die Damen den genießerisch am Beckenrand sitzenden Herren in der neuesten Bademode präsentierten. Für frivole Volksbelustigung sorgte auch eine Wackeltreppe, an deren Ende ein Gebläse die Röcke der Damen hob. Billy Wilder, der damals im Edenhotel am Kurfürstendamm bei den Five o'clock-Teas als Eintänzer arbeitete hat hier sicher einige Anregungen für seine späteren Filme erhalten.

Im Lunapark und in den unzähligen Tanzcafés und Hotels wechselten jedes Jahr die jeweils aktuellen Modetänze: Cake Walk, Ragtime und Tango waren vor dem Ersten Weltkrieg beliebt. Die Reiseführer betonten, dass die meisten Cafés am Kurfürsten-damm auf Nachtbetrieb eingestellt waren.

Quelle Text und Foto: kurfuerstendamm.de (Kein weiteres Material)

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Und heimatsammlung.de Hält diese beiden Postkarten für 6 bzw 9 Euro zum Verkauf bereit:

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Ich hoffe, ich konnte was zu Deiner Suche beitragen.

Gruß
Marcel


#2, RE: Lunapark Halensee
Geschrieben von Shakergirl am 18-Jun-05 um 11:19 Uhr

Hallo Marcel,

danke für Deine Antwort. Eigentlich suche ich mehr nach Informationen, die man eben nicht im Internet findet. Aber ich fürchte, dafür ist das Durchschnittsalter hier zu niedrig. (autsch, nicht hauen, ist nur realistisch gesehen )

Hier meine neueste Errungenschaft:

Zu sehen ist die Gebirgsbahn und ein Stück vom Eisernen See.


#3, RE: Lunapark Halensee
Geschrieben von Maaahzel am 18-Jun-05 um 14:13 Uhr

Hi Claudia,

na - das habe ich mir fast gedacht. Übrigens schön, dass sich jemand für diese Form der Geschichte der Vergnüglichkeiten ernsthaft interessiert. Vielleicht kannst Du ja bei einer der nächsten Gelegenheiten mal aufzeigen, warum es Dich so interessiert, und was Du schon alles beieinander hast, oder was Dich in Zukunft noch interessieren wird.

Ich würde an Deiner Stelle vielleicht auch noch genauer herausstreichen, woran Du jeweils genau interessiert bist, sprich: Zeitzeugen (kann ja auch mal die Oma oder Opa eines jungen Hüfers hier sein ) und orginale Postkarten, die nicht unbedingt von professionellen Archiven und Händlern bereit gehalten werden.

Jedenfalls bin ich selber durch die Recherche auf einen Hobbysammler gestoßen, der noch weitere Halenseepostkarten und vorallem eigene Fotografien in seinem Fundus wähnt. Der wollte mir unter der Woche mal einen Stand der Dinge übermitteln. Sollte dort tatsächlich was Spannendes dabei sein, würde ich ihn gerne an Dich weiterverweisen, wenn das in Deinem Sinne ist. Er machte nicht den Eindruck, als sei er an großem Profit für sein Material interessiert, sondern eher erfreut, dass sich jemand für den Halensee interessiert.

Gruß
Marcel


#4, RE: Lunapark Halensee
Geschrieben von Shakergirl am 18-Jun-05 um 15:07 Uhr

Hallo Marcel,

>Vielleicht kannst Du ja bei
>einer der nächsten Gelegenheiten mal aufzeigen, warum es Dich so interessiert, und was
>Du schon alles beieinander hast, oder was Dich in Zukunft noch interessieren wird.

Im Prinzip ist es recht einfach. Irgendwann einmal las ich etwas über Hugo Haase und über seine vielen Attraktionen, mit denen er reiste, die er aber auch selbst baute. Wenn man ein bißchen mehr darüber liest, stolpert man zwangsläufig über den Hugo-Haase-Park und über den Lunapark in Hamburg-Altona, über den ich hier ja bereits nach Informationen gefragt hatte (und auch bekommen habe ). Diese Parks hören sich in den Beschreibungen schon so eindrucksvoll an, dass man einfach mehr darüber erfahren will. Und die wenigen Bilder, die man davon hat, sehen einfach absolut erstaunlich aus.
Gut, wenn man nach dem Lunapark Altona sucht, findet man auch den am Berliner Halensee.
Da es im Internet - im Gegensatz zu dem in Altona - recht viele Informationen findet, kann man sich davon schon ein recht gutes Bild machen. Und das alles ist für mich so faszinierend, dass ich am liebsten eine Zeitmaschine hätte, um mir das einmal ansehen zu können.


>Jedenfalls bin ich selber durch die Recherche auf einen Hobbysammler gestoßen, der noch
>weitere Halenseepostkarten und vorallem eigene Fotografien in seinem Fundus wähnt. Der
>wollte mir unter der Woche mal einen Stand der Dinge übermitteln. Sollte dort
>tatsächlich was Spannendes dabei sein, würde ich ihn gerne an Dich weiterverweisen,
>wenn das in Deinem Sinne ist. Er machte nicht den Eindruck, als sei er an großem Profit
>für sein Material interessiert, sondern eher erfreut, dass sich jemand für den Halensee
>interessiert.

Es wäre wirklich schön, weiter Eindrücke bekommen zu können. Es ist so erstaunlich, wie phantasievoll die Parks damals schon ausgesehen haben.

Gruß,
Claudia.


#5, RE: Lunapark Halensee
Geschrieben von Shakergirl am 16-Aug-05 um 12:33 Uhr

Ich hätte da noch 2 Karten von Wasserbahnen.
Diese ist 1911 gelaufen und das gleiche Motiv wie oben:

Und zu dieser kann ich leider nichts sagen, weil die Ansichtskarte nicht verschickt wurde, und auch keine Jahresangabe darauf steht:

Vielleicht weiß von Euch ja jemand mehr?

Gruß,
Claudia.


#6, Deutschlands erster Vergnügungspark
Geschrieben von Clobber_The_Mob am 14-Jun-08 um 21:31 Uhr

Bei 'einestages' gibt es einen Bericht inklusive Galerie über den Park.
einestages.spiegel.de

#7, RE: Deutschlands erster Vergnügungspark
Geschrieben von Bends am 14-Jun-08 um 23:14 Uhr

Und sogar mit Bildern aus dem Archiv von Claudia!