Oh doch, es könnte schon bald soweit sein. Zumindest nach dem folgenden Artikel aus dem St. Galler Tagblatt zu urteilen:
Quote
Alpen-Achterbahn
Am Bürserberg wird das Nahverkehrsmittel der Zukunft auf Herz und Nieren geprüft: Ein alpin-urbanes Schienentaxi mit Schweizer Technik
BÜRSERBERG. Am Eingang des Brandnertals wird der Coaster getestet: Das Schienentaxi mit Schweizer Technik soll ab 2006 serientauglich als Nahverkehrsmittel zur Verfügung stehen - etwa in Schweizer Tourismusgebieten. Ein Augenschein.
CHRISTOPH ZWEILI
Die Fahrt vom Wallgauer Talboden zu den terrassierten Hängen am Eingang des Brandnertals auf 1100 Meter Höhe ist kurvenreich, verspricht topografisch bedingte Höchstschwierigkeiten und damit Coasterpotenzial. Hier, in der hochalpinen Walsergemeinde Bürserberg, liegt die Teststrecke für das «Nahverkehrsmittel der Zukunft». Entwicklungsingenieure loten hier seit Monaten auf einer verdrehten und verbogenen Stahlträger-Konstruktion die Grenzen des Coasters aus. Nervenkitzel auf diesem Traum für Achterbahnfreaks ist garantiert: Ferngesteuert und wie von Geisterhand bewegt, überwindet der vier Meter lange Prototyp eine halbsbrecherische Steigung von 60 Prozent, wird in 45 Prozent Schieflage gepresst, überwindet engste Kurven und rattert über Kuppen und Senken. An der Haltestelle tankt er Energie - über Stromschienen auf der Unterseite des Gefährts.
Personenfahrten erst ab Mai
Noch ist die Berg-und-Tal-Fahrt fürs Publikum haftungsrechtlich tabu. Auch das Kamerateam von Televisiun Rumantscha schickt deshalb nur eine Kamera, festgebunden zwischen den gepolsterten Schalensitzen, auf die Teststrecke mit. Das rätoromanische Fernsehen lässt sich dabei von journalistischem Gespür leiten: Auch die Weisse Arena, das grösste zusammenhängende Wintersportgebiet Graubündens, zeigt Interesse am Coaster. Ein strassenunabhängiges Verkehrsmittel soll die Gäste künftig zu den Talstationen der Alpenarena bringen. Der «Downhill-Coaster» ist eine von zwei Anwendungen des Schienenbusses, die sich die Ingenieure der Firma Brusa aus dem st.-gallischen Sennwald vorstellen können. Das sechs- bis achtplätzige Elektromobil verbindet in Berggebieten die Vorzüge einer Zahnrad- mit jenen der Panoramabahn.
Berg- und Stadtbahn
Angetrieben von zwei Elektromotoren aus der Ostschweiz und gespiesen mit Hochleistungs-Batterien aus dem Tessin, sollen die Fahrzeuge dereinst maximal 2880 Personen pro Stunde und Richtung auf der ein Meter breiten Fahrspur transportieren können. In der Stadt soll der City-Coaster die Lösung für verstopfte Strassen bringen - das auf leisen Sohlen und bis zu 80 Stundenkilometern schnell: «Per Knopfdruck an der Haltestelle oder per SMS fordert der Kunde im 24-Stunden-Betrieb das eigene Fahrzeug an, das innert Minuten zur Verfügung steht und ihn ohne Zwischenhalt zum gewünschten Fahrziel bringt», erklärt Philipp Matt, Coaster-Projektleiter bei der Firma Brusa.
Zehn Jahre Entwicklungsarbeit
Die Sennwalder Elektronikfirma Brusa hat 25 Jahre Erfahrung im Bereich der Solar- und Elektrofahrzeug-Entwicklung in den Coaster gesteckt. «Sonst wären wir nie da, wo wir heute sind», sagt Matt. Seit vier Jahren arbeitet die Rheintaler Firma mit dem Erfinder, dem Vorarlberger Geschäftsführer der Coaster Verkehrssysteme Vertriebs GmbH, Rainer Perprunner, zusammen. Der Coaster hat zehn Jahre Entwicklung hinter sich, von der ersten Skizze bis zur vorliegenden Nullserie. Sechs bis sieben Mannjahre hat die Brusa Elektronik AG allein für das elektrotechnische Engineering investiert. Die Entwicklungskosten von rund 3,5 Millionen Franken sollen spätestens ab 2006 durch den Anlagenverkauf wieder zurückfliessen. Das Marktinteresse scheint da. Zwar sei noch kein Vertrag unterschrieben, «doch wir haben bis dato rund 60 Anfragen aus der Schweiz, aus Österreich, Dubai und Iran», sagt Philipp Matt. Wesentlich aufwendiger als ein Schienentaxi-Betrieb für das Skigebiet in den Walliser Alpen wäre die flächendeckende Versorgung im Fürstentum Liechtenstein - hier sucht die Regierung derzeit nach Verkehrslösungen für das Grenzgängerproblem. «Das ist im Moment wohl noch eine Schuhnummer zu gross für uns. Wir wollen zuerst eine kleinere Anlage bauen, um Erfahrungen sammeln zu können.»
Die Tüftelei geht weiter
Technisch hat der Coaster die grössten Hürden genommen, doch in der alten Weberei in Sennwald wird ständig weitergetüftelt. Etwa, wie die trotz geschlossenem Kabinendach im Prototyp deutlich hörbare Hydraulikpumpe besser abzuschirmen ist. «Wir werden auch dafür eine Lösung finden», sagt Matt. Vor ihm auf dem Prüfstand liegt der 69 Kilo leichte asynchrone Coastermotor auf der Drehbank. Er ist festgezurrt wie ein bockiges Pferd: Der Aluminiummotor hat mit 300 Newtonmetern unter Volllast ein Drehmoment vergleichbar mit einem Porsche Carrera. 40 Kilometer entfernt im Brandnertal zeigen unterdessen Studenten der Fachhochschule Vaduz Interesse am Coaster. Antrieb, Technik, Sicherheit: Jedes Detail wird studiert. Der Masterlehrgang soll ein Marketingkonzept für das Schienentaxi entwickeln. Ingenieur Philipp Matt aber wartet auf die erste Fahrt.
BEFRAGT
Den Autoverkehr substituieren
Warum braucht es den Coaster - gibt es nicht schon genug Verkehrsmittel?
Das weitere Ansteigen des Individualverkehrs lässt sich exakt berechnen. Derzeit kann weltweit kein am Markt befindliches Verkehrssystem den Autoverkehr so gut substituieren wie der Coaster.
Wie stellen Sie sich die Linienführung im innerstädtischen Bereich vor?
Wir können aufgeständert, ebenerdig und unterflurig fahren, diese Ebenen rasch wechseln und um die Ecken fahren.
Wie sicher ist der Coaster?
Ein vierstufiges Sicherheitssystem überwacht die Fahrabläufe. Erst bei einer Ausnahmesituation greift die übergeordnete Sicherheitssteuerung ein und stoppt das entsprechende Fahrzeug. (cz)
Philipp Matt Coaster-Projektleiter
Link
Klingt doch recht interessant. Ich bin gespannt, ob und wie es mit dem "Coaster" weitergeht.