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Beitrag Nr.: 5676
#0, Mönchengladbach: Zwölfjähriger bekommt Schmerzensgeld
Geschrieben von Kaffe am 14-Mar-05 um 13:51 Uhr
Diese aktuelle Meldung erschien heute in den Nachrichten beim WDR. Habe keinen alten Beitrag dazu gefunden und poste es jetzt einfach mal hier.

Mönchengladbach: Zwölfjähriger bekommt Schmerzensgeld
Knapp drei Jahre nach einem schweren Kirmesunglück in Mönchengladbach-Rheydt bekommt ein zwölfjähriger Junge jetzt ein hohes Schmerzensgeld. Man habe sich mit der Versicherung des Betreibers der betroffenen Achterbahn nach einem zähen Ringen geeinigt, sagte am Vormittag der Rechtsanwalt des Kindes. Die Summe liege demnach etwas unter der ursprünglichen Forderung der Eltern von einer Viertel Million Euro.

Bei dem Unglück vor drei Jahren kollidierten zwei Waggons. Ursache war offenbar ein Bedienfehler seitens des Personals.Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen auch Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen die Ehefrau des Betreibers und zwei Hilfsarbeiter erhoben.


#1, RE: Mönchengladbach: Zwölfjähriger bekommt Schmerzensgeld
Geschrieben von stilbruch am 14-Mar-05 um 15:32 Uhr

Es handelte sich da um einen unfall der Katz & Maus von Lutz Vorlop.

Der FKF hat damals dazu eine sehr gute pressemitteilung herausgegeben, ich poste das mal hier rein:

"Stellungnahme zur Berichterstattung über den Unfall auf der Rheydter Kirmes am Montag, d.16.9.2002

Mit Betroffenheit reagierten wir, die Mitglieder des Freundeskreis Kirmes und Freizeitparks e.V., als wir am Montagabend vom Achterbahnunglück auf der Rheydter Kirmes in Mönchengladbach erfuhren. Doch ziemlich schnell vermischte sich diese Betroffenheit mit dem Ärger über die fast ausnahmslos schlechte und unfaire Berichterstattung der Medien über den Unfall. Da wir uns als Vermittler zwischen Betreibern und Besuchern von Volksfesten und Freizeitparks verstehen und ein besseres Verständnis für diese Branche fördern wollen, können wir diese Berichte nicht unkommentiert stehen lassen.
Was war am Montag passiert? Soweit wir den Unfallhergang rekonstruieren können, hat gegen 19.15 Uhr ein Fahrzeug der Achterbahn "Katz und Maus" des Betreibers Lutz Vorlop aus Hannover nach der ersten großen Talfahrt den darauffolgenden Hügel nicht geschafft und ist wieder zurückgerollt. Diese Panne, die laut TÜV-Gutachten durch ein defektes Radlager am Wagen ausgelöst wurde, ist an sich noch völlig ungefährlich, da nachfolgende Fahrzeuge von den sogenannten Blockbremsen gestoppt werden, solange ein Wagen den folgenden Schienenabschnitt bis zur nächsten Bremse noch nicht verlassen hat. Nun hat allerdings scheinbar ein Mitarbeiter die entscheidende Blockbremse gelöst, so dass die nächste Fahrzeugchaise in den Abschnitt der Bahn fahren konnte und auf den hängen gebliebenen Wagen auffuhr. Eine weitere Gondel wurde ordnungsgemäß von einer Bremse weiter oben auf der Strecke gestoppt. Den Zeitungsberichten zufolge hat es insgesamt sieben Verletzte gegeben, davon wurden drei Kinder schwer verletzt, eines von diesen lebensgefährlich. Die Insassen der gestoppten Gondel erlitten einen Schock, vermutlich von dem Schreckens-Gedanken ausgelöst, ebenfalls noch in die Kollision verwickelt zu werden, bevor die Blockbremse den Wagen zum Stillstand brachte.
Wie das TÜV-Gutachten und die Untersuchung durch die Polizei zeigen, kann ein Herstellerfehler sowie ein grundsätzliches Risiko des Achterbahntyps „Wilde Maus“ als ausgeschlossen gelten: Von den entsprechenden anderen Achterbahnen sind keine vergleichbaren Unfälle oder Pannen bekannt; zwei Bahnen gleichen Typs vom selben Hersteller "Maurer Söhne", die von der Schaustellerfamilie Peter und Renate Münch aus München betrieben werden, fahren seit ihrer Premiere 1995 unfallfrei.
Unverständlich finden wir daher die von den Medien gezogenen Vergleiche zu anderen Achterbahnen dieses Typs. Dass deren Sicherheit nun pauschal in Frage gestellt wird, entbehrt jeglicher Grundlage. Genauso ungerechtfertigt ist der Vergleich zu anderen Achterbahnunfällen der letzten Jahre, die mit dem aktuellen Unglück nichts gemeinsam haben, außer dass es sich dabei ebenfalls um Achterbahnen handelt. Dazu kommt, dass diese Berichte zum Teil äußerst dilettantisch recherchiert wurden. Beispielsweise berichtet der Sender SAT 1 vom Brand einer Holzachterbahn im Phantasialand im letzten Jahr, obwohl der Park nie im Besitz einer solchen gewesen ist. Und dass der Betreiber inzwischen 1,9 Millionen Euro in den Brandschutz investiert hat, wird gleich ganz unter den Tisch gekehrt.
Sätze wie "Viele haben Angst vor Achterbahnen, und ihre Angst hat sich wieder einmal bestätigt." (RTL II) sind nicht nur überflüssige Panikmache sondern schlicht und ergreifend eine verfälschte Darstellung der Realität: Achterbahnunfälle sind glücklicherweise äußerst selten, und aus dem Grund greifen die Medien immer wieder auf die gleichen drei bis vier Fälle zurück. Hier wird von vielen Berichterstattern aus reiner Sensationslust der Branche ein unnötiger Schaden zugefügt, denn Pauschalisierungen, die unterstellen, dass Achterbahnfahren generell gefährlich sei, vertreiben die Kunden. Und noch viel schlimmer: Die Situation der betroffenen Unfallopfer wird durch die wieder hervorgeholten Unglücke übertönt und zu "einem Unglück unter vielen" heruntergespielt.
Wir fordern daher für die Berichterstattung über derartige Fälle eine bessere Recherche und eine verantwortungsbewusste Darstellung. Über fachliche Informationen gibt beispielsweise der Freundeskreis Kirmes und Freizeitparks e.V. gerne und bereitwillig Auskunft.
Eine Gegenüberstellung von anderen Vorfällen macht nur dann Sinn, wenn es sich dabei tatsächlich um analoge Situationen handelt; in diesem Fall wäre das ein Vergleich mit anderen Unfällen einer Wilden Maus vom gleichen Hersteller, ein Vergleich mit ähnlich verlaufenen Unfällen anderer Achterbahnen (Was hat ein Brand mit einem Auffahrunfall zu tun?) oder ein Vergleich mit Unfällen innerhalb des betroffenen Schaustellerbetriebes. Schließlich wird nach einem einzigen Autounfall auch nicht gleich der Hersteller beschuldigt oder das Autofahren an sich als lebensgefährlich eingestuft (was statistisch gesehen ja sogar sinnvoll wäre!).
Unser deutliches Votum lautet daher: Wir verurteilen eine pauschalisierende und sensationsorientierte Berichterstattung, wie sie im Zusammenhang mit dem Achterbahn-Unglück auf der Rheydter Kirmes stattgefunden hat. Stattdessen wünschen wir mehr Differenzierung und Sachlichkeit, mindestens aber die Richtigkeit der veröffentlichten Informationen.
Hier noch ein paar Daten für eventuelle weitere Berichte:

* Die Achterbahn "Katz und Maus" wurde von Maurer Söhne hergestellt und 1995 vom Schausteller Lutz Vorlop in Betrieb genommen; sie hat eine Länge von 370m, eine Höhe von 15m und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h (Herstellerangaben).


* Die zwei weiteren in Deutschland reisenden Exemplare des Typs "Wilde Maus" vom gleichen Hersteller, unserem Mitglied Maurer Söhne, fahren seit ihrer Premiere 1995 unfallfrei.


* Der Unfall vom Montag ist bereits der dritte Unfall der Achterbahn dieses Betreibers: 1995 stürzten Teile der Bahn beim Aufbau in Bad Arolsen zusammen und im September letzten Jahres gab es bereits einen (weniger folgenreichen) Zusammenstoß zweier Wagen in Bad Homburg.


* Vor den beiden letzten Unfällen wurden angeblich jedes Mal von den Fahrgästen "Unebenheiten im Fahrablauf" empfunden.


* Vorlop betreibt noch eine weitere Achterbahn unter dem Namen "Die wilden 50er", eine Bahn des Typs "Wildcat" vom Hersteller Schwarzkopf vermutlich aus dem Jahre 1968, die im Jahr 1999 ebenfalls einen Auffahrunfall hatte, der aber zum Glück glimpflich verlief.


* Es befinden sich zur Zeit sieben klassische Wilde Mäuse in Deutschland auf der Reise, darunter 4 Exemplare der Fa. Mack, Waldkirch, und 3 Exemplare der Fa. Maurer Söhne, München."

Gruß Dirk

"auf dem Lifthill nur Kännchen"