Letzte Bearbeitung am 21-Nov-03 um 21:30 Uhr ()
Der Zuschlag geht wohl an Grevin...Westfälische Rundschau, 21. 11. 03
"Wir möchten den Pano-Park nicht missen"
Olpe. (ms) Die Nachricht von der Rettung des Panorama-Parks ist von den Mitarbeitern, Tourismusvertretern und Kreispolitikern mit Erleichterung aufgenommen worden. "Wir sind hocherfreut, dass es weitergeht", erklärte Frank Beckehoff, Landrat des Kreises Olpe.
Der Tourismus im Kreis sei geprägt vom Tagesausflugsverhalten und der Park in Kirchhundem-Oberhundem sei eines dieser Ziele.
In die gleiche Kerbe schlug Eckhard Henseling vom Kreisverkehrsverband Südsauerland. Das Tagesausflugsverhalten nehme im Spektrum des Sauerlandtourismus einen wichtigen Stellenwert ein. "Da möchten wir den Park nicht missen", sagte Henseling.
Subventionen im Revier in der Kritik
Der von Hermann-Josef Schulte-Wrede aufgebaute Freizeitpark besitze durch seine Einbindung in die Natur ein Alleinstellungsmerkmal und sei auch ein Arbeitgeber, der durch Umsatz und Investitionen in die Region ausstrahle. Die Turbulenzen um das Unternehmen hat der Olper Tourismusfachmann mit heftiger Betroffenheit aufgenommen. "Es wird Herrn Schulte-Wrede nicht leicht fallen, seinen Musterpark verkaufen zu müssen", sagte Henseling.
So sieht es auch Jochen Bludau. "Vor dem Hintergrund, was Schulte-Wrede aufgebaut hat, ist es tragisch", erklärte der Geschäftsführer des Elspe-Festivals. Es wäre bedauerlich, wenn ein mittelständisches Freizeitunternehmen zugrunde ginge und es hinterher nur noch "ein Sauerland für wandernde Rentner" gäbe. Bludau kritisierte in diesem Zusammenhang staatliche Unterstützung von Freizeitparks im Ruhrgebiet. "Ich war vehement gegen jede Subventionierung, auch gegen die von Warner Brothers in Bottrop."
Die Rettung in letzter Minute wurde auch im Hochsauerland begrüßt. "Wir freuen uns darauf, falls es mit dem Kauf geklappt haben sollte", sagte Reinhold Bültmann, Parkleiter von Fort Fun. Die Bestwiger wären dann vom Konkurrenten zum Mitstreiter unter dem Dach von Grévin et Cie. geworden. Bültmann bestätigte die Verhandlungen Grévins mit Schulte-Wrede - "das Interesse von uns ist da" -, zeigte sich aber überrascht, dass der Abschluss offenbar so kurzfristig über die Bühne ging. Er sieht für beide Parks eine gemeinschaftliche Zukunft. "Wir haben bisher nebeneinander gelebt", sagte Bültmann, "und miteinander dürfte das noch einfacher werden."
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Gleiche Zeitung
"Es fällt mir sehr schwer"
Über die Beweggründe für den Verkauf des Panorama-Parks an einen Investor sprach WR-Redakteur Jürgen Blechinger mit Hermann-Josef Schulte-Wrede (65).
Was waren die Gründe für den Verkauf?
Ganz einfach: Die Besucher sind weniger geworden, die Zahlen sind ständig gesunken. Es war in den letzten Jahren ein schwerer Kampf. Die Leute haben weniger Geld zur Verfügung als früher, immer mehr Besucher haben ihre Verpflegung selbst mitgebracht. Natürlich spielen auch die vielen subventionierten Freizeiteinrichtungen im Ruhrgebiet eine Rolle, die haben uns viele Gäste gekostet.
War der Insolvenzantrag, der 24 Stunden später zurückgenommen wurde, ein taktisches Manöver?
Nein, auf keinen Fall. Wir haben das zum Schluss sehr schnell miteinander regeln können, da war keine Taktik im Spiel. Der Investor ist vom Park sehr angetan, besonders von der Verbindung Natur und Technik. Namen kann und darf ich nicht sagen, wir haben Vertraulichkeit vereinbart. Auf jeden Fall werden die Verträge in den nächsten vier Wochen unterzeichnet.
Der Panoramapark ist Ihr Lebenswerk, das sie jetzt aufgeben müssen.
Es fällt mir sehr schwer. Ich habe mein ganzes Leben dafür geackert. Wir haben die komplette Infrastruktur selbst aufgebaut, sogar eine Abwasserleitung über 1,5 Kilometer selbst verlegt. Das waren enorme Anstrengungen, deshalb fällt mir der Verkauf umso schwerer. Wichtig war mir, dass die Mitarbeiter übernommen werden.
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Nochmal die WR
Grévin: Ein Spezialist für Familien
Dortmund. (Eig. B.) Der mutmaßliche Käufer des Oberhundemer Panorama-Parks, die französische Gruppe Grévin et Compagnie, ist einer der größten Betreiber von Freizeitparks in Europa und hat sich auf Familienparks spezialisiert.
Das Unternehmen wurde 1988 gegründet und befindet sich zurzeit auf aggressivem Wachstumskurs. Zu der Gruppe gehören neben Fort Fun unter anderem das Dolfinarium Harderwijk, Avonturenpark Hellendoorn (beide Niederlande), Parc Astérix, Parc de Bagatelle, France miniature, mini-chateaux, Grand aquarium St-Malo, das Aquarium du Val de Loire und das Wachsmuseum Grévin in Paris. Der Parc Astérix bei Paris zieht jährlich rund zwei Millionen Besucher an.
Das franzöische Unternehmen, bekannt für harten Verhandlungsstil, möchte auch in der Bundeshauptstadt Fuß fassen. Noch im Oktober machte Präsident Olivier de Bosredon Druck in Berlin, wo Grévin den verwaisten Spreepark im Plänterwald kaufen will. Im Gegensatz zu "Global Playern" wie Disney oder der US-Kette Six Flags strebt Grévin bewusst Führungspositionen auf kleineren, regionalen Märkten an. "In diesem Sinne haben wir keine Konkurrenz", sagte Bosredon in einem Interview. Im Visier hat die Gruppe unabhängige Unternehmen mit Besucherzahlen zwischen 300 000 und einer Million Besucher pro Jahr. Inhaltlich gliedert sich der Grévin-Besitz in Themenparks, sodann Aquarien, Miniatur-Parks und Wachsmuseen sowie neuerdings Tierparks. Vor diesem Hintergrund erschiene der Erwerb des Pano-Parks konsequent.
Das an der Börse notierte Unternehmen verzeichnete im Jahr 2001 einen Umsatz von fast 90 Millionen Euro.