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#8, RE: Ex-Spreepark-Chef mit 181 Kilogramm Kokain erwischt
Geschrieben von JUK am 11-Nov-03 um 23:18 Uhr

Berliner Zeitung, 12. 11. 03

Berlin-Lima-Berlin
Der frühere Spreeparkchef Norbert Witte ist wieder zurück - er sitzt wegen Rauschgifthandels im Gefängnis
Karin Schmidl

Vor zehn Jahren sollte er den Spreepark im Plänterwald retten, doch er machte Pleite und flüchtete mit Familie und Karussells nach Peru. Norbert Witte - stets mit Schlapphut, Rolex und flotten Sprüchen - ist eine schillernde Person. Seit Donnerstag voriger Woche sitzt der frühere Spreepark-Chef im Gefängnis Moabit in Untersuchungshaft. Gegen ihn ermittelt das Bundeskriminalamt (BKA) wegen des Handels mit Drogen.
"Wir mussten in der Nacht zum Donnerstag schnell zugreifen, weil wenige Stunden zuvor in Perus Hauptstadt Lima Herrn Wittes Sohn sowie weitere Männer festgenommen wurden", sagte gestern ein BKA-Sprecher in Wiesbaden. Ob die Verdächtigen wie vermutet zu einer international operierenden Drogen-Mafia gehören und welche Rolle Witte und sein Sohn dabei spielen, wird jetzt untersucht. Ebenso, ob ein weiterer Deutscher, der in der vorigen Woche mit Kokain in Lima verhaftet wurde, zu diesem Netzwerk gehört.

In der größten peruanischen Zeitung El Comercio heißt es dazu, die Drogenpolizei sei einer "deutsch-italienischen Mafia" seit Juli auf der Spur. Man habe gewusst, dass Kokain aus dem Anbaugebiet am Fluss Apurímac-Ene im Landesinnern aufgekauft wurde. Internationale Ermittlungen hätten schließlich zum Luna-Park in Lima geführt.

181 Kilogramm Kokain, verpackt in 211 ordentlich verschnürten Paketen, hatten die Rauschgiftfahnder in einem Karussell von Witte gefunden. Der Schwarzmarktwert wird auf gut 15 Millionen Euro geschätzt. Der "Fliegende Teppich" ist eines jener Fahrgeschäfte, die Witte im Januar 2001 im Spreepark abgebaut und nach Lima gebracht hatte. Es sollte jetzt angeblich zur Reparatur nach Hamburg verschifft werden.

Mit diesem Gerät und weiteren fünf Karussells aus Berlin wollte der Spreepark-Pleitier einen Luna-Park in Lima aufbauen. Doch dieser besteht aus zwei kleinen, wenig besuchten Karussells neben einem Einkaufszentrum. Auch andere Geschäftsideen Wittes floppten - so der Plan, mit einer Goldmine oder dem Handel mit gebrauchten Karussells reich zu werden.

Wittes 23-jähriger Sohn, der offiziell als Geschäftsführer der Luna Park S.A.C. eingetragen ist, sitzt nun in Lima im Gefängnis und wird von der dortigen deutschen Botschaft betreut. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es dazu gestern, man empfehle Häftlingen generell deutschsprachige Anwälte, falls sie es wünschten. Mit Peru hat Deutschland kein offizielles Auslieferungsabkommen. Das heißt, bei einer Verurteilung in Peru drohen dem 23-Jährigen dort bis zu 15 Jahren Haft.

Während der Sohn in Lima blieb, ist die übrige Familie längst wieder in Deutschland. Eine Tochter soll ein Café in Berlin führen. Angeblich hat Norbert Witte in Berlin keine Wohnung, weil seine Frau die Scheidung eingereicht habe. Das erzählen ehemalige Kollegen. Und auch, dass Witte in Lima jetzt eine Freundin und eine neue Tochter habe.

Bei der deutschen Justiz ist Norbert Witte kein Unbekannter. 1981 saß er in Hamburg in U-Haft, nachdem sein Karussell Skylab auf dem Dom, dem bekanntesten Rummelplatz der Hansestadt, umstürzte. Sieben Menschen kamen ums Leben. Witte wurde zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Nirgendwo in Deutschland wollte ihn seither noch ein Rummel-Veranstalter haben. Er ging zum ersten Mal Pleite und durfte kein Unternehmen mehr führen. Seit dem Unglück fungierte seine Ehefrau als Geschäftsführerin seiner Firmen. Doch in Berlin wollte man 1990 offenbar nicht so genau hingucken, mit wem man Geschäfte machte. Denn die Spreepark GmbH der Familie Witte erhielt auf Druck des Senats den Auftrag, den ehemaligen DDR-Kulturpark Plänterwald privat weiterzuführen.

Das Ergebnis ist bekannt - nach jahrelangem Missmanagement und Streitereien um ungenehmigte Fahrgeschäfte, gefällte Bäume und Pachtrückstände folgte die nächste Pleite. Wittes Schulden belaufen sich auf fast 15 Millionen Euro, für etwa elf Millionen davon bürgt das Land Berlin. Das heißt, wenn kein Investor für den Spreepark gefunden wird, der einen Teil der Schulden übernimmt, muss das Land bezahlen. (mit hb.)