Senat gibt Masterplan für Spreepark in AuftragDie Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat sich in das Geschehen um den stillgelegten Spreepark eingeschaltet. Sie lässt einen so genannten Masterplan für das Areal im Plänterwald ausarbeiten. Ein Planungsbüro sei beauftragt, im Oktober sollen die Ergebnisse vorliegen, teilt Verwaltungssprecherin Petra Rohland mit. "Der Masterplan soll Möglichkeiten der Nutzung definieren und detailliert Zonen etwa für den Eingangsbereich oder für Parkplätze festlegen."
Doch genau dazu gibt es bereits Erkenntnisse. Seit einem Jahr entwickelt das Bezirksamt Treptow-Köpenick einen Bebauungsplan für den Spreepark, um die Rahmenbedingungen für Investoren festzuklopfen. Anwohner haben sich geäußert, die Ergebnisse einer Umweltverträglichkeits-Prüfung liegen vor. Jetzt hat Baustadtrat Dieter Schmitz (SPD) dieses Verfahren gestoppt. "Es hat keinen Sinn, wenn zwei Planungen gleichzeitig laufen", sagt der Dezernent.
Seine Behörde war zu dem Ergebnis gekommen, dass maximal 900 Autos auf dem Vergnügungsareal parken könnten, denn der Spreepark ist vom Landschaftsschutzgebiet Plänterwald umgeben. Diese Zahl hält der jüngste Spreepark-Interessent, die dänische Firma Tivoli International, für nicht ausreichend. Sie teilte Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) kürzlich mit, dass sie 2000 Pkw-Stellplätze und 100 Busparkplätze benötige, falls sie diesen Standort in Berlin auswähle. Doch noch gibt es keine definitive Entscheidung aus Kopenhagen.
"Der Masterplan wird nicht nur für Tivoli gemacht, er gilt für alle Investoren", sagt Strieder-Sprecherin Rohland. Dass die Senatsverwaltung erst jetzt aktiv wird, nachdem die Dänen Interesse bekundet haben, enttäuscht indes den französischen Spreepark-Bewerber Grévin & Cie. "Wir hätten uns mehr Unterstützung vom Land Berlin gewünscht und haben leider nicht die Chance für ein Gespräch mit Herrn Strieder bekommen", sagt Grévin-Anwalt Theo Rauh.
Die Franzosen haben bereits 2002 ein Konzept und ihr Angebot für den Spreepark unterbreitet. Sie verhandeln derzeit mit dem Liegenschaftsfonds und dem Insolvenzverwalter. Seit Herbst 2001 ist der Rummelplatz geschlossen, der einstige Betreiber meldete im Frühjahr 2002 Insolvenz an.
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Berliner Zeitung, 20. 11. 2003Doppelt gemoppelt
Überflüssig: Senat plant parallel zum Bezirk für den Spreepark
Karin Schmidl
PLÄNTERWALD. Versucht Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), seinen Wunschinvestor für den Spreepark durchs Hintertürchen nach Berlin zu holen? Das jedenfalls vermutet man im Bezirk Treptow-Köpenick. Denn parallel zu den Bezirksplanungen lässt Strieder einen Masterplan für den 20 Hektar großen Vergnügungspark im Plänterwald aufstellen.
Dieser Plan ist völlig unnütz, sagt man im Bezirk. Denn im Rathaus Köpenick wird längst an einem Bebauungsplan gearbeitet. Darin ist festgelegt, was an Verkehr, Gebäuden und Lärm zuträglich ist für das Landschaftsschutzgebiet Plänterwald. Mit dem B-Plan wolle man Investoren ein Angebot machen, sagt Bezirksbürgermeister Klaus Ulbricht (SPD). Jeder könne dann entscheiden, ob sich eine Investition für ihn rechnet. "Wozu hier noch ein Masterplan gut sein soll, erschließt sich mir nicht", sagt Ulbricht.
Dass auf dem Gelände wieder ein Vergnügungspark entstehen soll, ist im Senat und im Bezirk unstrittig. Drei Investoren haben bereits Interesse angemeldet: Grévin & Compagnie aus Paris, eine Schaustellergruppe aus Berlin und Tivoli aus Kopenhagen. Senator Strieder hat sich bereits offen für Tivoli ausgesprochen. Das Unternehmen rechnet mit drei Millionen Besuchern jährlich und fordert 2 000 Parkplätze, was der Bezirk als unverträglich für das Waldgebiet ablehnt. Er will 900 Stellplätze genehmigen. Das Dreifache von dem, was der ehemalige Spreepark-Betreiber hatte. Norbert Witte hatte mehr Parkplätze gefordert und seine Pleite mit der geringen Zahl begründet.
"Wir wollen, dass Investoren wirklich kommen", sagt die Strieder-Sprecherin Petra Rohland. Welche Rolle dabei der Masterplan spielt, erklärt sie so: "Damit soll der Bezirk bei der Aufstellung des Bebauungsplans unterstützt werden." Der braucht eine solche Unterstützung aber gar nicht. Das sei totaler Quatsch, kontert man in Köpenick. "Unsere Kollegen sind kompetent genug für Planungsaufgaben, und ich weiß nicht, wieso jetzt die ganze Arbeit noch mal begonnen wird, die wir schon gemacht haben", sagt Baustadtrat Dieter Schmitz (SPD).
Im Berliner Institut für Städtebau, wo jährlich rund 2 000 Mitarbeiter aus Stadtentwicklungsbehörden fortgebildet werden, kennt man sich mit Masterplänen aus. Direktor Martin Daub: "Ein Masterplan ist die Vorstufe für einen Bebauungsplan, eine Art Rahmen, über dessen Inhalt mit einem Investor verhandelt werden kann." Ein Bebauungsplan sei dagegen ein Gesetz, an das sich ein Investor halten müsse. Dass jetzt beide Pläne erarbeitet werden, hält Daub für kontraproduktiv. "Es sei denn, im Senat ist man mit der Arbeit des Bezirks unzufrieden."
Eine andere Erklärung hat der PDS-Abgeordnete Gernot Klemm, Mitglied im Stadtentwicklungsausschuss: "Der Senator hat ab und zu die Angewohnheit, mal schnell fixe Gedanken in die Runde zu werfen und zwei, drei Monate daran festzuhalten." Danach sei es wieder gut. "Ich hoffe, dass es auch diesmal so sein wird."