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Foren-Name: Tagesberichte & Fotoserien
Beitrag Nr.: 3328
#0, Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von The Knowledge am 10-Aug-08 um 03:01 Uhr
Letzte Bearbeitung am 10-Aug-08 um 03:18 Uhr ()
Tja,

so kann's gehen: Da wohnt man in der schönsten Stadt am Rhein und muss für gute Musik trotzdem ins widerlich-prollig-verdreckte OBERHAUSEN fahren. O-BER-HAUSEN. Ja, ganz richtig. Die Stadt mit dem CentrO PARK. Furchtbar.

Aber umsonst und draußen, denn Oberhausener sind eh alle arbeitslos, und deswegen ist das "Olgas Rock"-Festival auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände auch kostenfrei. Das zieht natürlich auch verschuldete Werbetexter und Call-Center-Führungskräfte aus Brühl (Erftkreis) an, die ihre Porsche-Leasingraten nicht mehr bezahlen können. Also fix das Jenny-Leuscher-Navi auf "Vestische Straße" (hat das was mit Vester zu tun?) programmiert und nach einer guten halben Stunde waren wir dort.

Über das hochpeinliche Publikum (14-jährige Kiddies, die wohl irgendwann irgendwo mal "Antifa ist cool!" gehört haben und jetzt einen auf "Wir sind stolz, zukünftige Hartz-IV-Empfänger zu sein" machen, legen wir besser den Mantel des Schweigens. Lars, für mich auch ein Bier, bitte!

Danke. Kommen wir zum Headliner des Abends: die formidablen KLEE aus (igitt!) Köln, auch bekannt durch ihre Hitsingle "Gold", mit der sie beim Bundesvision Song Contest antraten und immerhin zehnte wurden. Nicht schlecht für ein Mini-Bundesland wie das Saarland, für das sie ins Rennen gingen. Für mich damals die heimlichen Sieger.

Auf die Bühne kamen sie, dem Wetter entsprechend, in Regencapes. Es blieb dann aber trocken.

KLEE sind

Steve Servaes - Keyboards

Tom Deininger - Gitarre

Suzie Kerstgens - Gesang sowie Pele Götzer - Bass (neben ihr) und Daniel Klinger - Schlagzeug (irgendwo hinten, war für meine Klumpkamera zu weit weg)

Fazit: KLEE sind sicherlich ziemlich gefällig, aber bleiben doch auf einer qualitativ guten Seite. Vor allem sind sie eine verdammt geile Live-Band. Das (widerliche!) Publikum hat das große Engagement und die Spielfreude der Band aber nur mäßig gedankt. Ich wurde ja im Vorfeld schon gewarnt, dass Olgas Rock schlimm sein soll, aber so assig habe ich's mir dann doch nicht vorgestellt. Naja. "Erinner dich" gab's als Zugabe und dann schnell noch Karten für die After-Show-Party gesichert.

Nach einem Abendessen im CentrO kamen wir dann an einen Ort, an dem die Klos so aussehen:

dem "Druckluft" in Oberhausen. Hier sollten die extrasupertollen "Großstadtgeflüster" aus Berlin und "Bratze" aus Hamburg auftreten. Eintrittspreis: 6 Euro. Bierpreis: 1 Euro 80. Ich liebe Oberhausen!

Beide Bands sind im Electropunk-Bereich anzusiedeln. Großstadtgeflüster sind bekannt durch die ziemlich kommerzielle Hitsingle "Liebe schmeckt gut" vom ersten Album und vor allem durch den Clubhit "Ich muss garnix", der zur Hymne der ab 1990-geboren-Generation wurde. Also eigentlich Teeniemusik. Macht aber nix!

Los ging's:

Großstadtgeflüster überraschten mit einer total schrägen Tanzperformance zu "Ein guter Tag zum Weinen".

Sängerin Jen Bender

Der schwitzende Keyboarder Raphael Schalz

Neu in der Band und eine echte Bereicherung: Schlagzeuger Chriz Falk

Fazit: Großstadtgeflüster sind die ultimative Partyband. Nach drei Liedern ließ ich Lars Lars sein und habe mich in den Pogopit vor der Bühne gewagt. Besonders bei "Ich muss garnix!" war das ziemlich anstrengend, ich habe aber mit den ganzen 18-jährigen gut mitgehalten. Nach dem Gig gab's noch CD-Verkauf und Autogramme. Nette Band die ich jetzt schon 3 Jahre verfolge. Hoffentlich landen die mal einen dicken Hit, damit sie schon bald nicht mehr in Kaschemmen wie dem "Druckluft" spielen müssen.

Nach Großstadtgeflüster würden es "Bratze" ziemlich schwer haben, denn der Großteil des Publikums schien auch wegen den Berliner gekommen zu sein. Bratze, die das Spektakel erfürchtig von der Seite beobachteten und artig Applaus spendeten, mussten da schon Vollgas geben.

Und sie gaben Vollgas.

In Turnhose!

Bratze sind:

Norman Kolodziej - Keyboards, Programming, Gitarre. Genialer Typ, dem man seinen Hamburger Slang gut anhört. War wie ein Heimatfilm für mich.

Und nun zum Star des Abends:

Kevin Hamann (Gesang, Keyboards) ist definitiv völlig durchgeknallt! Der Typ hat sich sowas von verausgabt, das habe ich noch niemals zuvor gesehen - und ich habe schon einige Konzerterfahrung. Unfassbar! Die Turnhose war nicht nur stylishes Kleidungsstück, sie war auch ein Stück Funktionskleidung.

Fazit: Bratze zeigen, dass Hamburg noch immer ganz vorne mitspielt in Deutschlands Musikszene. Laut Lars zwar "nicht so seins", aber man kann es eben nicht allen recht machen. Die kruden Texte passen gut zum immer verzerrten Bass-Synthie. Definitiv keine leichte Kost, aber durchaus hörbar. Ich bin seit dem Konzert jedenfalls Düsseldorfs erster Bratze-Fan.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit - ihr wart ein wunderbares Publikum.

Man sieht sich in einem sleazy Musikclub eurer Wahl. Hauptsache, es riecht genug nach "Bier + Schweiß", dass Vester nicht kommt.

Grüße,

Tim
... so wie jetzt kann es immer sein!


#1, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von peterbourbon am 10-Aug-08 um 03:18 Uhr

Letzte Bearbeitung am 10-Aug-08 um 03:19 Uhr ()
Hi,

der andere Teil von Bratze ist Clickclickdecker - die Soloplatte kannst du gerne haben, aber ich denke, du stehst nicht so sehr auf Gitarrengeschwurbelzeug.

Ansonsten Is Bratze, Der Tante Renate (und wie seine weiteren Alter Egos so heißen mögen) leider das einzige schwarzen Schaf des Audiolith-Umfelds, die ja ansonsten mit Plemo und Dance Inc. ziemlich nettes Zeug releasen.

Bratze ist so'n bisschen wie Gemüse für Kleinkinder in Aufläufen tarnen: Wenn Indies sich zu fein für Daft Punk sind, hören sie eben dieses ähnlich funktionierende CaptainFuture-artige Prollzeug.

Ganz schlimm aber Klee: Wer Suzi live erträgt, dem gebührt ein Bundesverdienstkreuz. Mich hat die mal ca. 30 Minuten mit absolut unwitzig-abernem "Ich pflücke auch Gänseblümchen"- Koks-Gebrabbel auf der Bühne in den Wahnsinn getrieben. Total schade eigentlich, weil Band qualitativ super hochwertigen Live-Kram abliefert.
Da lobe ich mir doch den ansich hyperernsten Maximilian Hecker, bei dem ich mal einen Lachanfall hatte.

Und: Geht nicht nach Oberhausen: Gebäude 9 und Pretty Vacant sind doch gar nicht so weit entfernt.

Gruß,
Turgut

I wish the milkman would deliver my milk in the morning.

#2, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von Twin am 10-Aug-08 um 12:28 Uhr

HAHA! Im Druckluft war er! Opfa!

#3, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von Bends am 10-Aug-08 um 12:41 Uhr

>Nach einem Abendessen im CentrO kamen wir dann an einen Ort, an dem die Klos so
>aussehen:
>
>

Ist doch harmlos. Ich war vor einigen Jahren mal in der Hyper-Kaschemme Soundgarden in Dortmund, wo Torch quasi für mich und ein paar andere Leute gespielt hatte.
Die Klos dort waren allerdings so normale Einzelschicehäuser wie in einer Altbauwohnung, nur mit dem Unterschied, das diese mindestens 3 Jahre nicht mehr geputzt wurden.
Und mehr Tags waren da auch drin. Immerhin hatte Dormtund zu dem Zeitpunkt die eindeutig cooleren Writer, so daß diese Örtlichkeit schon quasi ein Ort der Kultur und des Austauschs war!

Gruß,
Marc


#4, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von jens_hoeffken am 10-Aug-08 um 17:17 Uhr

Jetzt scheint sich das Publikum zu mischen. Leute, die von besprayten Dreckstoiletten überrascht sind und Fotos schießen, habe ich bislang wenige gesehen.
Das wirkt irgendwie wie so eine Art "Indie-Tourismus".

Bratze habe ich vor kurzem im Pretty Vacant gesehen. Wundervoll ist auch deren Campus-Radio-Interview: Das Moderations-Dummchen stirbt praktisch im Gespräch mit dem hellwachen Bratze-Duo.
Klee mag ich nicht. Nur Suzie war in Anajos "Wenn du nur wüsstest" großartig.

War das jetzt eigentlich eine exotische Stippvisite, oder sieht man dich bald auch mal in den Läden, die Audiolith und Tapete wöchentlich anbieten?

Vakanter Gruss, Jens


#5, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von The Knowledge am 12-Aug-08 um 15:16 Uhr

>Das wirkt irgendwie wie so eine Art "Indie-Tourismus".

Glaub mir, mein junger Jens: Ich habe schon in ähnlichen Läden mit ähnlichen Clubs *aufgelegt*, da bist du noch mit der Rassel um den Weihnachtsbaum gekrabbelt. Mir (2 Jahre DJ im Stairway, Hamburg, 5 Jahre DJ im kir, Hamburg) so etwas wie "Indie-Tourismus" vorzuwerfen und einen solchen Abend "exotische Stippvisite" zu betiteln ist nun wirklich lächerlich.

Aber das weißt du ja sicher selbst. Dümmliche Provokation von dir, nichts weiter.


#6, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von jens_hoeffken am 12-Aug-08 um 15:34 Uhr

Old McDonald,

von deiner DJ-Karriere weiß ich natürlich. Aber du musst zugeben, dass es umso seltsamer wirkt, wenn du eine versiffte 08/15-Toilette als erwähnenswert empfindest. Die werden in deinen jungen Jahren doch sicher ähnlich ausgesehen haben. Gut, vielleicht waren die Sprüche origineller und die Schmierereien handwerklich begabter. Das glaube ich sofort.

Ich wunderte mich also vielmehr darüber, warum man gerade dich nicht permanent im Pretty Vacant auf der Box tanzen oder im Gebäude 9 unter der Theke liegen sieht.

Ausnahmsweise also mal keine dümmliche Provokation, sondern eine pikante Verwunderung.

Gruß!


#7, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von Krummbein123 am 12-Aug-08 um 17:29 Uhr

>Klee mag ich nicht.

Seit wann das denn nicht mehr?

MfG Krummbein123
Liebklicken!


#8, Ich muss gar nix!
Geschrieben von VT 340 am 13-Aug-08 um 00:57 Uhr

Tante Renate ist klasse, den habe ich vor einigen Monaten im ##### in Jakobs Heimatstadt gesehen.War ein twas demprimierender Auftritt vor ca. 10 Leuten. Danach mit Bratze nochmal im Pretty Vacant. Als Solokünstler hat er mir jedoch besser gefallen!
Aber mal unter uns: Sowas ist nichts für dich, Tim! Demnächst sehen wir dich noch auf einer Antifa Demo oder so. Wir bleiben bei versifften Toiletten und Urinbefeuchteten Tanzflächen und du bei Cocktails und LED-Panelen mit Ambiente-Effekt.

Ich geh' dann mal mal pünktlich meine Steuern abschicken.


#9, RE: Ich muss gar nix!
Geschrieben von The Knowledge am 13-Aug-08 um 10:54 Uhr

Letzte Bearbeitung am 13-Aug-08 um 11:38 Uhr ()
( ) Der vorlaute Türstopper aus Essen kennt mein Ausgehverhalten aus dem Effeff.

(X) Der vorlaute Türstopper aus Essen hat von meinem Ausgehverhalten ungefähr so viel Plan wie ich von Atomphysik.

P.S.: Ich denke, DAS war jetzt wirklich eine dümmliche Provokation.

P.P.S.: 2007 habe ich noch nicht abgeschickt. Überfällig seit Ende Mai.

P.P.P.S.: Cocktails mit LED-Panelen? Gerne! Aber nur, wenn der Kunde zahlt.


#13, RE: Ich muss gar nix!
Geschrieben von peterbourbon am 13-Aug-08 um 11:43 Uhr

>War ein twas demprimierender Auftritt vor ca. 10 Leuten.

Warum deprimierend? Zu wenig Schweißgeruch und vollgepinkelte Tanzflächen?
Merke dir: Je weniger Besucher, desto Independent - und später kann man im eigenen Bungalow den mit Burberry-Pullis bekleideten Rackern so schön erzählen, dass man "Der Tante Renate" damals noch gesehen hat, als er nicht so bekannt war. Man war quasi vorne dabei - als erster. Naja, oder zweiter - auf jeden Fall war man Entdecker. Die müssen ja nix davon wissen, dass man bereits dort schon Xt-Verwerter war.

Gruß,
Turgut

Auf der Suche nach der engsten Nische.

#14, RE: Ich muss gar nix!
Geschrieben von Keng am 13-Aug-08 um 11:44 Uhr

>Warum deprimierend? Zu wenig Schweißgeruch und vollgepinkelte Tanzflächen?

Ich habe gehört mit ausreichend Rauchern kann man das neutralisieren. Frag mal den Experten aus Velbert.

GAM!NG IS NOT A CRIME


#16, RE: Ich muss gar nix!
Geschrieben von jens_hoeffken am 13-Aug-08 um 11:59 Uhr

>>Warum deprimierend? Zu wenig Schweißgeruch und vollgepinkelte Tanzflächen?
>
>Ich habe gehört mit ausreichend Rauchern kann man das neutralisieren. Frag mal den
>Experten aus Velbert.

Mike schwitzt und pinkelt?

Gruss, Jens


#17, RE: Ich muss gar nix!
Geschrieben von VT 340 am 13-Aug-08 um 12:11 Uhr

Das ist so wie ein extrem leerer Freizeitpark: Da baut man extra Achterbahnen und bemüht sich einen schönen ort zu schaffen.. und niemand will sich das Ganze ansehen. Genauso war das Konzert: Sachen werden aufgebaut um dann vor 10 Leuten aufzutreten, ca. ein drittel der Besucher schienen jeden Tag dort Bier zu trinken und waren lediglich über den Eintritt an diesem Tag überrascht.

#10, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von Keng am 13-Aug-08 um 10:58 Uhr

>so kann's gehen: Da wohnt man in der schönsten Stadt am Rhein

Mensch Tim, sag doch was, dass Du hergezogen bist!

GAM!NG IS NOT A CRIME


#11, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von jwahl am 13-Aug-08 um 11:11 Uhr


>Mensch Tim, sag doch was, dass Du hergezogen bist!

Seit wann wohnst Du in Mannheim?

Jakob


#12, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von Keng am 13-Aug-08 um 11:13 Uhr

>Seit wann wohnst Du in Mannheim?

Äh... Mannheim ist jetzt mal diskussionslos hässlich...

GAM!NG IS NOT A CRIME


#15, RE: Ein gediegener Musikabend in Oberhausen
Geschrieben von Christian Ahuis am 13-Aug-08 um 11:58 Uhr

.. und Ihr sagt nicht bescheid... schade. Ich hatte keine Lust dort alleine aufzulaufen...