Vorsicht: Dieser Bericht ist seeehr lang und enthält viele Bilder!Buna ziua,
ich gebe zu, der Sommer ist mittlerweile vorbei, dennoch möchte ich euch die Rumänienimpressionen, die ich dort auf meinem diesjährigen Sommerurlaub gewann, nicht vorenthalten. Eins dabei gleich vorweg: Wer in Rumänien Freizeit- und Themenparks westeuropäischer Standarts erwartet, sollte mit nicht allzu großen Erwartungen dorthin fahren. Neben einigen Luna-Parks an der rumänischen Schwarzmeerküste im Osten des Landes (auf die sich mein Bericht im wesentlichen beschränkt) gibt es, soweit mir bekannt, nur noch die große Luftnummer „Dracula-Park“, die aber bis jetzt über den Status eines Papiertigers nicht hinausgekommen ist (sehr zum Ärger vieler Investoren, doch dazu später mehr).
Rumänische Schwarzmeerküste also. Das sind, von Constanta, der zweitgrößten Stadt Rumäniens, ausgehend, nach Süden bis zur bulgarischen Grenze auf ca. 60 km Länge, neben bzw. zwischen den Städten Constanta und Mangalia, im wesentlichen zahlreiche für den Massentourismus ausgelegte Badeorte, die auch dementsprechend aussehen.
Ich hab mir (sehr zum Verdruss meiner Begleiterin) mal die Zeit genommen, bis ganz nach Süden nach Vama Veche, dem letzten Ort vor der bulgarische Grenze zu fahren, um mich dann an der Küste entlang nach Norden zurück nach Constanta durchzuschlagen, dabei immer nach Fahrattraktionen jeglicher Art Ausschau haltend. Mein Bericht folgt im wesentlichen dieser Tour. Auf geht’s.
Mangalia ist die letzte größere Stadt vor der bulgarischen Grenze. Dort gibt’s zwar keinen Luna-Park, da sich an Mangalia quasi übergangslos der Badeort Saturn anschließt, allerdings begegnete mir (für Rumänien nicht ungewöhnlich) im Stadtzentrum diese nette kleine Ansammlung winzigster Kinderattraktionen. (Mit dabei: Das kleinste „Riesenrad“, das ich je gesehen hab.) Netter Einstieg.
Etwas weiter nördlich, in Saturn, einem ausgewachsenen (und zu gleichen Teilen unerträglichen) Badeort, wurde ich dann zum ersten Mal richtig fündig: Vom Strand nur durch eine Straße getrennt, gab´s dort auf ´nem staubigen Platz eine Art Dauerkirmes mit allem, was dazu gehört: Autoscooter, Karusells, Kinderattraktionen und dem obligatorischen Pinfari-Zyklon.
Gefahren bin ich davon (wie auch in den anderen „Parks“) allerdings nichts, was nicht am Geld lag, der Preis lag umgerechnet meist knapp unter einem Euro. Allerdings hatten viele Fahrgeschäfte bei meinen Besuchen nicht geöffnet (so z.B. in Saturn), zweitens war mein Zeitrahmen aufgrund meiner Begleitung stark begrenzt und drittens war ich mir ob der rumänischen Sicherheitsstandarts nicht immer so sicher (die Rumänen sahen das meist nicht so eng).
Über die Orte Jupiter und Venus, in denen ich leider nichts erspähen konnte, gings anschließend weiter nach Neptun, wo ich in einem Hinterhof quasi durch Zufall über eine Ansammlung einiger netter Geräte stolperte. Auch dies kein Park im eigentlichen Sinn, sondern, wie schon in Saturn, eher eine saisonbedingte Dauerkirmes (vermute ich zumindest).
Olimp überspringend, wo es abermals nichts zu entdecken gab, gelangten wir schließlich nach Costinesti und somit in den Badeort, der mir von allen zu dieser Zeit in Rumänien besuchten Badeorten am meisten auf den Sack ging, da sich dieser in erster Linie auf Massen von prolligen Jugendlichen spezialisiert hat, die sich dann auch dementsprechend benahmen. Auf Mallorca kanns kaum schlimmer sein.
Nichtsdestotrotz gab es dort, etwas vor der Stadt gelegen, einige Karussells, den obligatorischen Autoscooter, die größte Hüpfburg, die ich je gesehen hab und eine interessante Powered-Coaster-Variante.
Weiter gings nach Norden bzw. nach Eforie Sud, im Gegensatz zu Costinesti kein reiner Badeort, deshalb um Längen angenehmer. Außerdem war auch dort Kirmes (vermutlich den ganzen Sommer über). Lag schön in einen Park eingebettet und hatte dementsprechend fast so etwas wie Atmosphäre.
Wenn man von Eforie Sud weiter nach Eforie Nord fährt, gerät man genau zwischen diesen beiden Orten in einer langgezogenen Linkskurve an ein Unikum. Dort steht nämlich völlig unmotiviert mitten in der (nicht unbedingt ansehnlichen) Landschaft ein einzelner Pinfari-Zyklon rum (diesmal in blau-gelb). Und er steht nicht einfach nur rum, sondern ist in Betrieb und wird ausgiebig frequentiert. Eigenartig das.
Fährt man dann anschließend nach Eforie Nord rein, merkt man schnell, warum das so ist: Die ganze Stadt scheint irgendwie Kirmes zu sein. Es gibt keinen Luna-Park im eigentlichen Sinn, sondern über die ganze Promenade verteilt steht dort mal eben ein Autoscooter, da mal ein Karussell, dort mal eine Kinderattraktion, sogar direkt am Strand stand ein kleines Kettenkarussell. Das wäre in Ordnung, wäre die Atmosphäre in der Stadt und am Strand nicht so nervig: Gnadenlos überlaufen, laut, grell, unangenehm. Platz zwei auf der Sackgängerliste gleich hinter Costinesti. Sorry Eforie. (Die Achterbahn in der Kurve fand ich trotzdem irgendwie cool.)
Und nun zu Highlight und Endpunkt der Tour: Der „Parc Distractii“ in Mamaia. Mamaia ist der Badeort nördlich von Constanta und soweit ich weiß auch der größte und meistbesuchteste Rumäniens. Er unterscheidet sich demnach was Atmosphäre angeht von den anderen besuchten Badeorten (in für Massentourismus ausgelegten Orten ist es nie wirklich angenehm) nur marginal.
Parc Distractii heißt grob übersetzt Vergnügungspark und sowohl was Vergnügen, als auch was Park angeht wird der „Mamaiaer“ Parc Distractii seinem Namen absolut gerecht, denn zum Einen liegt alles, was es dort zu Erleben gibt wirklich in einem abgeschlossenem Park und zweitens gibt es dort so ziemlich alles, was auch in Deutschland einen halbwegs guten Park oder eine halbwegs gute Kirmes ausmachen würde (wenn man etwas nostalgisch veranlagt ist): Karussells, Geisterbahn, Achterbahn, Kotzmühlen.
Nur Thematisierung und eine Wasserbahn fehlen, aber Wasser gibt’s ja gleich nebenan (u.a. in Form eines in diesem Jahr frisch eröffneten Wasserparks, laut Eigenwerbung der erste und größte Rumäniens).
Zusammenfassend ließe sich festhalten: Wer nach Rumänien fährt und dort nicht auf Fahrattraktionen verzichten möchte, sollte lieber gleich nach Mamaia fahren, denn dort gibt es im Vergleich zu den Dauerkirmessen der restlichen (rumänischen) Schwarzmeerküste nicht alles, aber vieles was das Herz begehrt, wenn man sich auf die rumänischen Standarts einlässt und ein wenig nostalgisch veranlagt ist.
Der Rest ist wahrscheinlich nur was für echte Nostalgiker. Ich fand trotzdem beeindruckend, dass die Leute scheinbar überall auf der Welt an den gleichen Sachen Spaß haben.
Dazu mal noch n paar Fragen: Woran liegt es eigentlich, dass sich Pinfari in Osteuropa achterbahnmäßig so stark breit machen konnte? Und: weiß jemand, ob es in Bulgarien an der Küste entlang ähnlich aussieht? Wie ist das eigentlich in Ungarn am Balaton? Ist das „Luna-Park-mäßig“ was los? Osteuropatouristen vor!
Okay, soviel dazu, jetzt noch ein Wort zum Thema „Dracula-Park“.
Ich hab mich in Rumänien mal mit einigen Leuten über den Stand der Dinge unterhalten und im Moment siehts wohl so aus, dass man zwar von offizieller Seite aus gewillt ist, an der Durchführung dieses Projekts festzuhalten, aber die Realisierung mehr als fraglich ist, da mit Ablehnung des Standortes Schäßburg / Sighisoara in Transsylvanien (der Geburtsstadt des historischen Dracula) natürlich inzwischen zahlreiche Investoren abgesprungen bzw. vergräzt worden sind.
Zur Erinnerung: Es war ursprünglich geplant, in Transsylvanien, also im Zentrum von Rumänien, in der Nähe der Stadt Sighisoara einen großen Freizeitpark mit zahlreichen (Fahr-) Attraktionen zu errichten, der Rund um das Thema Dracula angelegt sein sollte. Dafür hatten zahlreiche ausländische (u.a. amerikanische) Investoren ihr Interesse bekundet. Das alles zerschlug sich allerdings, als zahlreiche (nicht nur) örtliche Politiker den Standort Sighisoara bzw. das gesamte Projekt heftigst kritisierten, da sie darin u.a. eine Verhunzung rumänischer Geschichte sahen.
Im Moment favorisiert man einen Standort in der Nähe von Bukarest und auch der Premierminister hat sich für das Projekt „Dracula-Park“ ausgesprochen, aber ohne ausländische Investoren (und mit denen siehts im Moment verständlicherweise mau aus) wird da wohl nichts draus.
Andererseits stehen viele Rumänen diesem ganzen Hick-Hack mit ziemlichen Kopfschütteln gegenüber, da sich die Mehrheit eher für eine Investition diesen Ausmaßes ausspricht, historische Verhunzung hin oder her (das war zumindest mein Eindruck).
Tja, bin echt mal gespannt, ob da noch was draus wird.
Für heute aber erst mal recht herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit, und Tschüß.
Schönen Gruß aus Leipzig,
Eckhard