Artikel Kurier (Österreich), 25. 11. 2001Tussauds w(a)ächst Richtung Kontinent
Chessington/Soltau - Die britische Tussauds Group will ihre Position auf dem europäischen Kontinent stärken. Die jüngste Übernahme des deutschen Heide-Parks ist Teil eines rund 200 Millionen Pfund (322 Mill. Euro/4,4 Mrd. S) starken Entwicklungsplans. Dabei geht es vor allem um den Kauf von Freizeitparks.
Beständiges Geschäft
"Die USA sind ziemlich dicht, deshalb liegt das Entwicklungspotenzial für Freizeitparks vor allem in Europa", sagte eine Sprecherin. Freizeitparks hätten den Vorteil, recht krisenbeständig zu sein. "Seit dem 11. September hat es da keine negativen Auswirkungen gegeben", sagte die Sprecherin. Wie das Unternehmen mitteilte, erhält Heide-Park-Eigentümer Hans-Jürgen Tiemann im Gegenzug "bedeutende Anteile" an der Gruppe. Über den Kaufpreis und die Höhe der Beteiligung gab es keine Angaben.
Die Tussauds Group betreibt vor allem in Großbritannien mehrere Themen-Parks mit rund zwölf Millionen Besuchern im Jahr. Außerdem besitzt sie das gleichnamige Wachsfiguren-Kabinett in London und Ableger in Amsterdam und außerhalb Europas.
APA/ch
Jens Uwe Kupka
Bremer Nachrichten, 26. 11. 2001Briten kaufen Heide-Park Soltau
Soltau (ap). Der Heide-Park Soltau wird mit einem Aufwand von 250 Millionen Mark zu einem riesigen Vergnügungszentrum ausgebaut. Im Rahmen des Verkaufs der Anlage an das britische Wachsfigurenkabinett-Imperium Tussauds solle auf dem Gelände des zweitgrößten deutschen Freizeitparks eine Wohnanlage mit bis zu 1000 Bungalows und ein 300-Betten-Hotel entstehen, sagte ein Park-Sprecher. Der Heide-Park zählt mit einer Gesamtfläche von 440 Hektar schon jetzt zu den größten Vergnügungsparks in Europa.
Tussauds betreibt unter anderem das berühmte Wachsfigurenkabinett in London sowie vergleichbare Häuser in New York, Las Vegas, Amsterdam und Hongkong. Den Kaufpreis für den Heide-Park wollte die Tussauds-Gruppe nicht nennen. Der bisherige Besitzer Hans-Peter Tiemann werde Anteilsinhaber bleiben und der Gesellschaft als beratender Direktor zur Verfügung stehen, hieß es. Noch vor wenigen Tagen hatte Tiemann, der den Park 1978 errichtete, von einer Fusion mit Tussauds gesprochen.
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Die Welt, 26. 11. 2001
Heide-Park Soltau tritt Tussauds-Gruppe bei
Inhaber Hans-Jürgen Tiemann erhält im Gegenzug "bedeutende Anteile" des britischen Unternehmens
Von Gisela Reiners
"Wir sind recht stolz, dass der Vertrag mit der Tussauds-Gruppe zu Stande gekommen ist", heißt es in der Verwaltung des Heideparks Soltau. "Schließlich sind wir ein Familienbetrieb, und die Londoner agieren weltweit." In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Inhaber des zweitgrößten deutschen Vergnügungsparks, Hans-Jürgen Tiemann, die Besitzverhältnisse neu gestaltet hat. Er bringt sein Unternehmen in das britische Imperium ein, das aus dem Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud in London hervorgegangen ist. Im Gegenzug erhält Tiemann einen "bedeutenden Anteil" an der Tussauds-Gruppe und wird beratender Direktor.
Jetzt ist der Weg frei, den Heide-Park mit einer Fläche von 85 Hektar für rund 250 Millionen Mark zu einem riesigen Wasserfreizeitzentrum auszubauen mit 1000 Ferienbungalows, einem 300-Betten-Hotel und vielen Sportmöglichkeiten. "Aus eigener Kraft wäre uns das nicht möglich gewesen", heißt es. Mit der Neuordnung dürfte Tiemann, der aus einer Schaustellerfamilie stammt und mit einem Stand für gebrannte Mandeln anfing, am Ziel seines Lebenswerks sein.
Der 53-Jährige hatte den HeidePark 1978 eröffnet und stetig erweitert. Schon früh hatte der Vater von vier Kindern Gelände dazu erworben und ständig vor Ideen gesprüht. Aus dem kleinen Wildpark von früher machte er in dem strukturschwachen Gebiet eine überregionale Attraktion mit zwei Millionen Besuchern im Jahr. Das ZDF benutzte den Park als Kulisse, jährlich finden hier Weltmeisterschaften im Pfahlsitzen statt, jedes Jahr gibt es neue Attraktionen, zuletzt wurde im Frühjahr 2001 die größte Holzachterbahn der Welt eingeweiht. Der Park öffnet meist Ende März und schließt Anfang November. Die Tageskarte für 41 Mark pro Person erlaubt es, alle 40 Fahrgeschäfte und Attraktionen so oft zu nutzen, wie man will.
Die Tussauds-Group in Chessington, Surrey, ist jetzt Europas führendes Freizeit-Unternehmen. Es unterhält Wachsfigurenkabinette und Vergnügungsparks in Großbritannien, New York, Las Vegas, Amsterdam und Hongkong. Außerdem ist die Gruppe zu einem Drittel am British Airways London Eye beteiligt. Das ist ein Riesenrad am südlichen Themse-Ufer, das tagsüber Touristen befördert und nachts hin und wieder von Privaten für festliche Veranstaltungen gemietet wird. "Tiemann wird eine bedeutende Rolle bei unseren zukünftigen Geschäften spielen", ließ Tussauds-Vorstandsmitglied Peter Philipson verlauten.
Jens Uwe Kupka