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Beitrag Nr.: 836
#0, Galaktische Visionen
Geschrieben von Volker am 21-Feb-09 um 12:50 Uhr
20. Februar 2009 Atemraubende Architektur, blitzende Fassaden, sprudelnde Wasserfontänen, eine Traumwelt mitten in der Wüste - der Vorstellungskraft der Emiratis sind keine Grenzen gesetzt. Animationen von der fertigen Dubai Sports City gibt es schon, zu sehen auf Stellwänden im Foyer der provisorischen Bürozentrale. Derzeit wird dort in engen, kargen Containerräumen das nächste Rekordprojekt am Golf geplant, während draußen rollende Bagger und Kolonnen von Lastwagen die Baustelle in eine riesige Staubwolke hüllen.

„Hier wächst eine Stadt in der Stadt - angetrieben vom Sport“, sagt Geschäftsführer Uma Balasubramaniam. Einfach „Bala“ will der smarte Inder genannt werden, ein Profi, der rund um den Erdball riesige Projekte aus dem Erdboden gestampft hat. Jetzt sitzt er in Dubai, hier gibt es schon die höchsten Wolkenkratzer, die besten Hotels, den größten Flughafen, die spektakulärste Kunstinsel oder die längste überdachte Skipiste. Das Scheichtum erlebt seit Jahren einen geradezu babylonischen Rausch.

Auch in der Depression steht Dubai nicht still

Sports City soll Dubai den entscheidenden Schritt näher bringen ans Ziel, sich gegenüber Europa, den Vereinigten Staaten und den aufstrebenden Sportmächten aus Fernost endgültig als Luxusdestination des Weltsports zu positionieren, um die niemand mehr einen Bogen machen kann. Hier entsteht Olympia, bevor es überhaupt eine Bewerbung gibt. Geboten werden sollen die besten Bedingungen für die besten Sportler, wie Balasubramaniam es ausdrückt.
Der Plan entstand, als niemand an die Möglichkeit einer tiefen Weltrezession dachte. Doch auch das Scheichtum steckt in Schwierigkeiten, der unaufhaltsame Fortschritt ist erheblich gebremst, die Verschuldung steigt, Menschen werden entlassen, Unternehmen gehen pleite, und Bauprojekte verzögern sich oder werden ganz abgesagt, wenn der erste Spatenstich noch nicht erfolgt ist. Es gibt bessere Zeiten für galaktische Visionen, doch der Krisenknick soll Sports City nicht betreffen, der Zeitplan für eine endgültige Vollendung im Jahr 2010 steht weiterhin. „Man wird noch über uns staunen“, versichert Balasubramaniam.

Mindestens eine Dreiviertelstunde dauert die Fahrt über die verstopften Highways hinaus in die neue Stadt. Auch in der Depression steht Dubai nicht still, die Baukräne drehen sich 24 Stunden lang, ein Wolkenkratzerviertel reiht sich an das nächste, an der Küstenlinie baut sich die mächtige Skyline von Dubai Marina auf, eine Art Manhattan am Golf. Einige Kilometer dahinter in der Wüste entsteht Sports City. Auf einer Fläche von fast fünf Millionen Quadratmetern werden vier Arenen hochgezogen, darunter eine für Cricket und ein Fußballstadion für 60.000 Zuschauer.

Ein Schock für Traditionalisten

Hinzu kommen Akademien für Tennis, Hockey, Schwimmen, Cricket und Fußball. Dort sollen Stars, Talente und Trainer aus der ganzen Welt eine Rundumbestversorgung erhalten. „Für diese Sportarten gibt es bei uns die größte Nachfrage“, sagt Balasubramaniam. Das Einzugsgebiet Dubais sind nicht seine 1,6 Millionen Einwohner, die bis 2020 auf fünf Millionen steigen sollen, sondern sein Hinterland - der indische Subkontinent mit Indien und Pakistan, auch mit Iran, wo zusammen 1,3 Milliarden Menschen leben.

Man hat Koryphäen der Sportzunft gelockt, um seinem Prestigeprojekt weiteren Glanz zu verleihen. Champions-League-Sieger Manchester United steht für die Fußballakademie. Ernie Els hat den turniertauglichen Golfplatz, der schon bespielbar ist, in die Sanddünen designt. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Deutschlands wohl bekanntester Sportarzt, soll sein Knowhow einbringen in ein medizinisches Hightech-Zentrum, wie zu hören ist.

Schwerer verletzte Fußballprofis aus Europa sollen sich in Zukunft hier behandeln lassen und die Rehabilitation absolvieren - die Flugzeit ist mit sechs Stunden kürzer als zu den Spezialisten in den Vereinigten Staaten. Der größte Coup ist Dubai im Cricket gelungen: Gleich der ganze Weltverband wurde vom altehrwürdigen Londoner Lord's Cricket Ground in die neue Welt an den Golf umgesiedelt. Ein Schock für Traditionalisten. Wie viel Geld hier im Spiel war, sagt niemand.

Das erste unterirdische Stadion

Dubai Sports City soll sich schnell entwickeln zu einem hochkarätigen Veranstaltungsort mit den besten Mannschaften und Athleten der Welt, zur Ausbildungsstätte für die junge, globale Sport-Elite, soll ein Ort des Austauschs auf hohem Niveau zwischen den Kompetenzen werden. All das, womit das Internationale Olympische Komitee mit seinen Projekten bislang meist gescheitert ist. Wo in den Olympiastädten nach drei Wochen Megatrubel die teuren Sportstätten später meist verwaisen und verkommen.

Sports City wird dagegen ähnlich dem alten Münchner Olympiazentrum von 1972 dauerbelebt werden, als Wohnort für 70.000 Menschen, mit Villen, kleinen Einfamilienhäusern, Appartements, Schulen, Einkaufszentren. Ein Pfund auch im sportlichen Rivalitätskampf gegen den anderen Herausforderer vom Golf, Qatar. Der Ausrichter der aufwendigen Asienspiele 2006 hatte sich um Olympia 2016 bemüht und bewirbt sich nun um die Fußball-WM 2018. Zum Schutz vor der Sommerhitze soll in der Hauptstadt Doha das erste unterirdische Stadion gebaut werden.

Sportstars sind immer willkommene Gäste

Der neue Themenpark in Dubai hält schon mal massiv dagegen. Zum Preis von rund fünf Milliarden Dollar entspricht er sehr genau der Intention des Herrschers des Emirats, Scheich Mohammad Bin Rashid Al Maktoum. Er will die Aufmerksamkeit der Welt auf sein Reich lenken - mit sportlichen Superlativen. Diese sollen für die Dynamik des führenden Handelsplatzes zwischen Europa und Fernost stehen. Al Maktoum ist ein wahrer Sportsfreund, bislang vor allem aufgefallen als vernarrter Pferdeliebhaber, der aus dem Nichts den edelsten Galopprennstall und das teuerste Galopprennen der Welt schuf.

Sportstars wie David Beckham, Roger Federer oder Tiger Woods sind immer willkommene Gäste. Wohl deshalb machen sich die Planer der Sports City derzeit wenig Sorgen um die Zukunft ihres Projektes. Und schließlich gibt es traditionell finanziellen Flankenschutz aus Abu Dhabi, dessen scheinbar unbegrenzte Erdölreichtümer Dubai in der Not immer gestützt haben und auch in dieser Krise absichern werden. Der Herrscherklan des Nachbaremirats entwickelt derweil seine eigenen sportiven Leidenschaften - als Großaufkäufer im englischen Fußball, wo man Manchester City zu einem Weltklub aufbauen will. Der Wettkampf am Arabischen Golf - er scheint keine Grenzen zu kennen.

Quelle: FAZ
http://www.faz.net/s/Rub9CD731D06F17450CB39BE001000DD173/Doc~EB5B72390FA104C72B74ED5460B051C63~ATpl~Ecommon~Scontent.html

PS: Jetzt fehlt blos noch der Olympia Looping...