Man stellt sich ja häufig die Frage, wo man nun genau das Jahr ausklingen lassen will, gerade wenn man so unentschlossen daherkommt wie ich. Schon ungewöhnlich, dass dieses Jahr die Wahl schon recht frühzeitig auf die Phantasialand-Sylvester-Party in Wuze Town gefallen ist. Der Eintrittspreis schreckt erst einmal ab, denn die 59,- bzw. 69,- EUR sind schon eine Hausnummer, selbst wenn die Getränke inclusive sind - wobei es Sylversterfeten mit Buffetangeboten im Umkreis gibt, die selbst diesen Preis lächerlich erscheinen lassen. Die Ankunft im Phantasialand nach ausgiebigem Raclette-Abend und obligatorischem Vorglühen ist dann auch eine wunderbare Sache - wer über die beleuchteten Straßen von Alt-Berlin Richtung Wuze-Town schlendert, wird von der Partylaune regelrecht überfallen 
Der erste Eindruck nach betreten der Halle dieses Völkchens mit dem bedauernswertem Namen lässt einen dann auch mal wieder ordentlich staunen. Die Location ist einfach genial, das muss man so sagen. Schon gegen kurz nach neun ist ordentlich was los. Hier sieht man dem Phantasialand an, dass es sich Mühe bei der Dekorierung und Gestaltung gegeben hat, nach diversen Firmenfeiern scheint man immerhin darin schon eine gewisse Routine entwickelt zu haben, die man jedoch zu einer späteren Zeit an einer anderen Stelle noch schmerzlich vermissen wird. Überall wuzeln Kellner, Köche und Reinigungspersonal durch die Halle - es macht alles einen echt tollen Eindruck. Das Publikum ist erstaunlich gut gemischt - meine Befürchtung, den Sylvesterabend mit einer enormen Anzahl von Minderjährigen und Checkern verbringen zu müssen, hat sich schon einmal nicht erfüllt. Bei dem Eintrittspreis hätte ich mir da vermutlich auch keine Gedanken darüber machen brauchen. Dass von fünfzehn bis fünfzig so gut wie jede Altersklasse vertreten war, ist auf jeden Fall ein Vorteil gewesen. Selbst die Auswahl an Getränken hat sich gelohnt: Auch eine kleine Auswahl an Longdrinks und Cocktails waren im Programm, ebenfalls im Preis inbegriffen - wobei man statt einem Caipirinha zu bestellen genauso gut einen Strohhalm in eine Flascha Chachaca-Rum hätte stecken können - die Mischungen definitiv waren mehr als hart. Aber so lange genug Kölsch am Start ist, braucht einen das ja nicht zu kümmern 
Selbst die Musik war - für meinen Geschmack - ordentlich. Im hinteren Teil der Haupthalle wurde vornehmlich House und Black-Music im Mix gespielt, in der zweiten "Area" gabs eine Mischung aus Charts und Partymusik, die im Verlauf des Abends ein bischen zu einseitig in Richtung Karnevalsmusik und Schlager abdriftete. Selbst in Wuze-Town wird also kölsch gesungen. Naja, und die Möglichkeit, die Winjas in den verschiedensten Stadien des Suffs zu erfahren hat zugegebenermaßen auch etwas. Kurz vor Mitternacht war ich dann auch so weit zu sagen, dass ich wirklich begeistert über den bisherigen Ablauf war, zumal man das Gefühl hatte, das sich ganz Brühl und Umgebung auf der Party befand, so viele bekannte Gesichter, die man mal wieder getroffen hat. Als man dann eine halbe Stunde vor Mitternacht aus organisatorischen Gründen darauf aufmerksam machte, sich langsam zu den Gaderoben zu begeben, hat man schon einmal einen ersten Eindruck davon erhalten dürfen, was der Sylvesternacht noch zu einem echten Verhängnis
werden wird. Wenn auch nur die Hälfte von 1.600 Leuten vor dem Feuerwerk die Jacken abholen will, dann ist Chaos vor der Gaderobe angesagt. Wobei dies noch als Chaos light bezeichnet werden durfte: Die Menge quetschte und schob sich vor die Jackenausgabe - und zu meiner Verwunderung stellte ich fest, dass die provisorisch angefertigte Gaderobe auf jeder Seite jeweils aus zwei rollenden Tischen bestand, die jetzt schon durch den Druck der anstürmenden Menge immer weiter in die Gaderobe hineingedrückt wurden. Das ganze war jedoch noch harmlos - wobei man jedoch hier schon merkte, wie überfordert das Personal mit der Ausgabe der Jacken war.
However - Am Ausgang direkt mit einem Glas Sekt versorgt gings Richtung Alt Berlin zum Feuerwerk, dass kurz aber sehr schön war. Das Herdentier Mensch ist irgendwie reichlich dämlich: obwohl mehrfach darauf hingewiesen wurde, dass das Feuerwerk hinter dem Brandenburger Tor stattfindet, quetschen sich meisten Gäste gemütlich vor dem Wuze-Town-Eingang zusammen.
Zurück in die Party-Areas im Wuze-Town stelle ich fest, dass mir die Hauptstadt der Gnome mit den fetten Nasen wirklich immer mehr gefällt. Dieser Zustand hält auch bis kurz vor drei Uhr an - und alle, die bis zu diesem Zeitpunkt die Party verlassen haben, werden eine wirklich gute Sylvesterfeier erlebt haben. Alle anderen können sich auf was gefasst machen.
Gegen Viertel nach Drei habe begebe ich mich zu Gaderobe, um mich so langsam auf den Weg nach Hause zu machen, da ist das absolute Chaos bereits ausgebrochen. Die Leute schieben sich so extrem vor die Gaderobe, dass das Personal Mühe hat, die Tische an Ort und Stelle zu halten. Von der Security sieht man nur vereinzelt Gesichter - und das darauffolgende Theater können auch die nicht verhindern. Die ersten unzufriedenen Leute bekommen ihre Jacken in dem Chaos nicht zurück, das artet plötzlich so krass aus, dass vereinzelte über die Tische steigen oder sich daran vorbei in die Gaderobe quetschen. Das Personal ist absolut überfordert, bekommt leider auch den Unmut einiger asozialer Gäste zu spüren - und der Zeitpunkt, ordentlich durchzugreifen ist bereits überschritten. Den ersten Gästen, die in die Gaderobe einfallen, folgen weitere - und unter denen sind einige dabei, die sich auch ordentlich bedienen. Die ersten Jacken werden gestohlen - oder es werden einfach die falschen Jacken mitgenommen. Es kommt zu
Beleidigungen und Handgreiflichkeiten, immer mehr Leute schieben sich in die Garderobe - bis am Schluss so ziemlich jeder seine eigenen Jacke aus der Gaderobe holt, wenn sie denn noch da ist. Die Mitarbeiter werden nicht müde, zu versichern, dass man eine gestohlene Jacke ersetzt bekommt - dafür solle man nur ein Formular ausfüllen. Die Aushilfen bekommen den ganzen Zorn derjenigen ab, die ihre Jacken verloren haben. Verständlich, aber die Art und Weise, wie da teilweise das Personal angemacht wird, ist echt unglaublich. Polizei ist mittlerweile auch da, läuft aber nur durch die Halle um nach dem Rechten zu schauen. Die Mitarbeiter sind bemüht das Chaos zu lichten, was ihnen aber bis kurz vor sechs Uhr morgens, wo endlich alle meine Freunde ihre Jacken abgeholt haben bzw. Formulare für gestohlene Jacken ausgefüllt haben, nicht so richtig gelingt.
Phantasialand - das geht mal gar nicht. So etwas habe ich in der überfülltesten Diskothek noch nicht erlebt, bei aller Objektivität. Entertainment ist euer Programm - da muss man für so etwas Gerüstet sein. Wo waren die Absperrungen vor der Garderobe, damit man eine richtige Warteschlange hat? Das hätte vieles verhindern können, hätte man die Menschenmenge vor der Garderobe anders aufgestellt. Die Leute in der ersten Reihe hatten hier keine Chance - wurden von der Menge einfach nach vorne geschoben. Und bitte wo war die Security? Geht mal ins Brühl-Badorfer Zelt zu Karnevalstagen. Selbst da ist gefühlt mehr Security unterwegs. Mit sowas muss man rechnen - gerade wenn Alkohol im Spiel ist, und der großteil der Gäste den hohen Eintritt im Laufe des Abends mit diesem wieder wett machen will.
Hoffentlich klappt das mit der Erstattung der Verluste einwandfrei - drei meine Freunde haben ihre Jacken und Mäntel nicht mehr gefunden. Vermutlich sollte jeder in den nächsten Tagen eBay mal im Auge behalten, denn da taucht bestimmt die ein oder andere G-Star-Jacke wieder auf. Und diejenigen, die wegen euch zu Fuß ohne Jacke nach Brühl laufen durften - denn ein Taxi am Sylvesterabend muss man erstmal auftreiben - wie wäre es nächstes Jahr mit einem Shuttle-Service?
Über meinen Freizeitpark vor der Haustür lass ich normalerweise nicht viel kommen, das ist sowas wie die zweite Heimat. Aber hier habt ihr organisatorisch echt was verbockt - und lasst das bloss nicht am Personal aus, denn die meisten waren wirklich bemüht, weiterzuhelfen.
Bis zu diesem Chaos eine wirklich schöne Sylvesterfete. Aber so bleibt leider nur ein denkwürdiger Abend mit einem fiesen Beigeschmack 