Schweben und leben lassen
Mit Jan Rouven erhielt erstmals ein deutscher Magier den Merlin-Award
VON KARL-OTTO SATTLER (STRASSBURG)
Da staunt das vielhundertköpfige Publikum: Auf der Bühne öffnet der
Magier seinen Mantel, legt ihn um eine Tänzerin nach der anderen - und die attraktiven Damen verschwinden. Dann schwebt Jan Rouven mit einer Assistentin ohne jeden Halt unter der Decke des Theaters - so hoch in die Lüfte schafft es scheinbar schwerelos kein anderer Illusionist auf dem Globus.
Eine meterlange Bohrmaschine durchdringt die Brust Jan Rouvens, Kreissägen rasen auf den gefesselten Zauberer zu, in Kisten werden Aktricen von Schwertern oder von brennenden Fackeln durchstoßen und tauchen daselbst nach ihrer "Vernichtung" wieder unversehrt auf. Der Meister löst sich in einem Kasten in Luft auf und steht plötzlich mitten unter den Zuschauern. In der elsässischen Provinz im Dörfchen Kirrwiller gehören im "Royal Palace" diese Show-Events zu den Highlights der von dem britischen Regisseur Steve Bor inszenierten Tanztheaterrevue "Instant Magique" und begeistern seit Monaten das aus ganz Frankreich, aus Deutschland und der Schweiz anreisende Publikum.
Am Wochenende gab es eine spezielle Zulage: Tony Hassini, aus New York eingeflogener Präsident der 37 000 Mitglieder zählenden International Magicians Society (IMS), überreichte an Jan Rouven den diesjährigen Merlin-Award, die internationale Topauszeichnung für Profi-Illusionisten. Der Artist aus Neuwied bei Koblenz ist der erste Deutsche, der diese seit 1968 verliehene und nach dem Urzauberer aus der König-Artus-Sage benannte Trophäe, erhält - und mit seinen 26 Jahren der bislang jüngste Gewinner. Die Skulptur zeigt, wie sollte es anders sein, einen Magier, der ein Kaninchen aus einem Hut zieht.
Der Illusionist, der Jan Rouven Füchtener heißt und seine Vornamen zu seinem Künstlernamen gemacht hat: "Damit habe ich nie gerechnet, zumal bisher fast alle Preisträger aus der internationalen Magierhochburg USA stammten."
Tony Hassini: "Wir bewerten vor allem die Originalität des Programms, das Charisma des Artisten und dessen professionelles Können. Und da hat uns Jan Rouven überzeugt." Wichtig ist aber doch wohl auch, dass die Tricks echt wirken? Der IMS-Präsident lächelt weise über eine solche Frage: "Wieso? Das ist doch wirkliche Zauberei!"
Quelle_ Frankfurter Rundschau