Vielleicht hat der ein oder andere von Deutschlands teuerster Kino-Eigenproduktion gehört oder ihn sogar im Kino gesehen.
Leider waren die Kritiken zumeist extrem negativ und selbst auf der Welt-Premiere im rahmen der Berlinale gab es nach Ende des Filmes „Buh“ Rufe aus dem Publikum.
Doch trotz all der hetzerischen negativen Berichterstattungen und Kritiken möchte ich nun ein anderes Licht auf diesen Film werfen und auch ein wenig zur Ehrenrettung beitragen. Vielleicht hat nach lesen meiner kleinen Kritik hier bei FZPW ja der ein oder andere Lust sich dann doch mal diesen film anzuschauen, mich würde es auf jeden fall freuen
HENRI 4 ist großes Kino aus Deutschland und das spiegelt sich nicht nur an der fantastischen Kameraarbeit und dem beeindruckenden Szenenbild des Filmes wieder.
Henri4 basiert auf den beiden „Henri Quatre“ Romanen von Heinrich Mann und erzählt so die Lebensgeschichte und Aufstieg des Königs von Navara. Und genau darin liegt eine der wenigen Schwächen des Filmes. Biographische Filme müssen in kürzester zeit sehr viele Informationen vermitteln und so wird man von Anfang bis ende mit Infos zugeballert. Das ist nicht nur bei Henri4 so, sondern bei jeder Filmproduktion dieser Art.
Hier allerdings wird die Lebensgeschichte in derart großartigen Bildern erzählt die nicht nur internationalen Standard aufweisen, sondern sogar stellenweise mit dem visuellen Look von „Herr der Ringe“ zu vergleichen wären.
Am eindrucksvollsten sind sicherlich die beiden großen Schlachten des Filmes. Ist man in der ersten immer mitten im Kampfgeschehen und teil der fantastischen Kampfchoreographien, so ist die zweite nicht weniger eindrucksvoll, auch wenn diese lediglich die Schlacht aus sicht einer Frau, gefangen in ihrem Lagerzelt zeigt. Was aus Kostengründen so umgesetzt wurde, ist letztlich eine sehr starke und eindrucksvolle Szene geworden.
Auch die Schauspielerische Leistung ist äußerst eindrucksvoll, allen voran der Französische Hauptdarsteller Julien Boisselier als Henri Quatre. Er verkörpert die Figur mit derart viel Überzeugung, das sicherlich niemand einen Zweifel daran hat das hier „Henri 4, der König von Navara“ durch Frankreichs Geschichte reitet. Ulrich Noeten verkörpert seine Rolle des schwachen und nervlich fertigen Königs KARL IX ebenfalls unglaublich stark und überzeugt zu jeder Sekunde. Joachim Krol hätte ich gerne noch viel öfter in der Filmhandlung gesehen, ist seine Figur doch schon zu Henris Kindheit ein echter Sympathieträger.
Henri 4 ist auch dank der eindrucksvollen Filmmusik von HANS ZIMMER und Henry Jackman großes Kino made in Germany. (Ich höre den Soundtrack momentan rauf und runter).
Doch Henri4 hat auch so manche kleine Schwäche, die ich natürlich nicht unter den Tisch kehren möchte, denn schließlich hat jeder Film, seih er noch so groß, seine Fehlerchen.
Bereits genannt war das Drehbuch, das eben zu viele Informationen in zu kurzer Zeit vermitteln möchte. Doch im Grunde kann man da den Drehbuchautoren keine Schuld geben, denn ein Leben von 57 Jahren in nur 2,5 Stunden zu erzählen ist schier unmöglich und so hat man das beste aus den beiden biographischen Romanen von Heinrich Mann herausgepickt.
Die zweite Schwäche ist der SEX! Zwar verlangte es die Story, Henri als „Casanova“ darzustellen, doch irgendwann hat man von all den Sexszenen doch genug. Gerade die „Waschkammer“-Szene zieht sich ziemlich in die Länge und könnte so sicherlich auch als Softporno im Abendprogramm einschlägiger Fernsehsender zu sehen sein. Da wäre etwas weniger, mehr gewesen…
Schwäche drei ist die Lichtgestaltung in einem der eindruckvollsten Sets des Films. In den Kölner MMC Studios entstand in aufwendiger Detailarbeit ein gigantischer Straßenzug des Mittelalterlichen Paris. Ich hatte während der Dreharbeiten in Köln die Gelegenheit dieses Set ausgiebig zu erkunden und war absolut beeindruckt. Es war meines Wissens sogar das größte kurzzeitig errichtete Filmset in einem deutschen Studio.
Leider haben es die Beleuchter in den MMC Studios geschafft alle Einstellungen in dieser eindrucksvollen Pariser Straßenkulisse mit einem völlig schrecklichen Lichtdesign zu versauen. Wirklich sehr schade, da dieses Set wirklich unglaublich anzusehen war und im Film von dessen Atmosphäre nun kaum noch etwas zu spüren ist.
Die letzte und kleinste Schwäche sind zwei Archivaufnahmen von Rehen, während Henris Flucht aus Paris. (Die Bildqualität ist eine andere als im Rest des Films)
Es sind keine gravierenden Schwächen und schmälern das Filmerlebnis nicht wirklich.
Wer an historischen und großen Filme gefallen findet, der wird an HENRI4 sicherlich seine Freude haben. Was Zieglerfilm und Regisseur Jo Baier hier geschaffen haben ist wirklich eindrucksvoll, auch wenn man bedenkt dass der Film lediglich „19 Millionen“ gekostet hat.
Doch warum wurde der Film dann derartig zerrissen und Jo Baier selbst auf der Premiere ausgebuht?
Dahinter steckt zum einen der neid und die Unzufriedenheit anderer Filmproduzenten. Der Film wurde zum Teil über Filmförderanstalten finanziert und bei 19 Millionen Gesamtbudget bedeutet dies recht große Fördermittel und genau hier liegt das Problem. Irgendwann sind die Kassen der Filmförderer eben leer und so blieben wohl einige Filmproduzenten auf der Strecke, da Henri4 sehr viel Geld abzog. Und so kam es durch den Unmut der Filmproduzenten zu derartigen Hetzkampagnen…
Dies hat der Film aber absolut nicht verdient, denn für einen deutschen film ist er wirklich sehr eindrucksvoll und brauch sich von internationalen Produktionen dieser Art absolut nicht verstecken.
Regina Ziegler und Jo Baier können auf Ihre Filmproduktion mehr als stolz sein und so möchte auch ich meinen absoluten Respekt ausdrücken.
Trailer & Infos zum Film: www.henri-vier.com