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Foren-Name: Phantasialand
Beitrag Nr.: 3198
#0, Welt.de: 'An den Grenzen der Phantasie'
Geschrieben von Chris am 13-Apr-09 um 08:51 Uhr
http://www.welt.de/wams_print/article3543611/An-den-Grenzen-der-Phantasie.html

Das Phantasialand soll vergrößert werden und Besucher zum Kurzurlaub nach Brühl locken. Doch Anwohner und Umweltschützer machen mobil gegen die Ausbaupläne

In den Anfängen des Phantasialands reichten ein Marionettenspiel und ein "Märchenwald", ein "Westernexpress" und ein paar Oldtimer, um 400 000 Besucher in den Freizeitpark in Brühl bei Köln zu locken. Heute müssen es Attraktionen wie die 22 Millionen Euro teure Achterbahn "Black Mamba" sein, damit jährlich rund zwei Millionen Menschen den größten Freizeitpark in NRW besuchen.

"Wir versuchen, Erlebnisse zu kreieren", sagt Inhaber Robert Löffelhardt, dessen Vater den Park 1967 mit einem Geschäftspartner auf einer ehemaligen Braunkohlengrube gegründet hatte. "Und wir müssen die Erwartungen der Gäste immer ein wenig übertreffen", sagt der 45-Jährige. "Denn nur dann kommen sie wieder."

Damit mehr Besucher auch über Nacht bleiben, hat Löffelhardt bereits zwei Hotels auf dem Gelände gebaut, eines im chinesischen, eines im afrikanischen Stil. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat er in die Hotels und in neue Attraktionen wie die "Schwarze Mamba" an die 50 Millionen Euro investiert.

Weitere 130 Millionen Euro möchte Löffelhardt in den Ausbau des Freizeitparks stecken, samt einem dritten Themenhotel. "Wir müssen verstärkt zum Ziel von Kurzurlaubern werden", sagt Löffelhardt. Doch bereits mit dem Bau des zweiten Hotels sei das Phantasialand 2008 räumlich an seine Grenzen gestoßen. Löffelhardt will die derzeitige Fläche von 28 Hektar annähernd verdoppeln.

Zwar liegt das Phantasialand in einem sogenannten Sondergebiet, das einem Gewerbegebiet vergleichbar ist. Jedoch grenzt es im Norden an reines Wohngebiet, und auch im Osten sind die nächsten Häuser nicht weit. Im Westen wiederum stößt das Betriebsgelände an einen Wald in Landesbesitz, im Süden verläuft die Autobahn.

Gegen eine Erweiterung in Richtung Osten kämpft die Bürgerinitiative "Bovivo", die Lärmbelästigungen durch den Park beklagt, insbesondere an Sonn- und Feiertagen. Und gegen die Nutzung des öffentlichen Waldgebietes macht die Bürgerinitiative "50 000 Bäume" mobil.

Doch das Phantasialand ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Rhein-Erft-Kreis. Schon heute beschäftigt der Park in der Saison rund 1350 Leute, darunter 500 fest. Und durch den zunehmenden Betrieb im Winter, vor allem durch die Hotels und spezielle Shows, soll diese Zahl weiter steigen. "Bereits heute sichern wir direkt und indirekt rund 4500 Jobs in der Region, nach der Erweiterung wären es rund 8000", sagt Löffelhardt. Wenn das Phantasialand nicht weiter investieren und wachsen könne, gerate der Park gegenüber der starken Konkurrenz ins Hintertreffen, befürchtet der Inhaber, der das Geschäft Mitte der 80er-Jahre im US-Park Disneyworld erlernte.

Löffelhardt wie auch sein Park-Direktor Ralf-Richard Kenter verweisen auf ihre deutschen Konkurrenten, den Europa-Park Rust und den Heidepark Soltau: Dort gebe es eine Besucherdichte von lediglich 4,7 Personen pro Quadratmeter (Rust) und 1,6 Besucher pro Quadratmeter (Soltau). Im Phantasialand hingegen drängten sich 2008 im Schnitt 7,1 Besucher pro Quadratmeter. "Das führt teilweise zu langen Wartezeiten an den Attraktionen und dichtem Gedränge auf den Wegen", sagt Kenter.

Zudem müssten in Brühl ältere Attraktionen den neuen weichen - in den anderen Parks werde das Angebot einfach größer. "Für Besucher, die zwei Tage lang bleiben, brauchen wir im Grunde das Doppelte der Fläche", sagt Kenter.

Nach mehrjähriger Diskussion hat im Herbst der Regionalrat, das politische Gremium für Beschlüsse und Entscheidungen im Regierungsbezirk Köln, einer Erweiterung um zunächst 16 Hektar in Richtung der westlichen Waldfläche zugestimmt. Weitere 14 Hektar könnten hinzukommen, wenn das Unternehmen zusammen mit der Stadt Brühl und dem Kreis ein "Zielkonzept" erarbeitet, das auch die Belange der Anwohner und der Naturschützer berücksichtigt.

Während CDU, SPD und FDP im Regionalrat zustimmten, sind die Grünen weiter gegen die Erweiterung. "Ökologisch unverantwortlich und nicht mehr in unsere Zeit passend", nennt ihr Landtagsabgeordneter Horst Becker die Pläne. Zudem bezweifelt Becker die genannten Arbeitsplatzeffekte durch eine Erweiterung. Außer Acht gelassen werde auch, dass es sich fast nur um Saisonarbeiter handele, die nach Saisonende wieder aus dem Arbeitsmarkt entlassen würden.

Letztlich entschieden wird über die Zukunft des Phantasialands aber in Düsseldorf. Dort müsste der Landtag einer Erweiterung zustimmen, nachdem die Ministerien für Wirtschaft, Umwelt und Bauen ihr Einvernehmen erklärt hätten. Doch seit dem Herbst hat sich auf dieser Ebene nichts getan. "Die Gespräche laufen", heißt es im federführenden Ressort von Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU). Und auch im Umweltministerium ist eine Entscheidung über den Verkauf der benötigten Brühler Waldflächen bislang noch nicht gefallen. Außer der "Bekundung allgemeiner Erwerbsabsichten" sei ja auch noch kein konkretes Angebot eingegangen, heißt es dort.

In der kommenden Woche nun soll sich der Wirtschaftsausschuss des Landtags auf SPD-Antrag mit dem Phantasialand beschäftigen. Man wolle endlich wissen, wie der Stand sei, heißt es aus der Fraktion. Und auch die FDP macht Druck. Während der Landtagsabgeordnete Holger Ellerbrock bei einer Nichterweiterung den langsamen Niedergang "aufgrund mangelnder Wettbewerbsfähigkeit" befürchtet, fordert der Brühler FDP-Chef Jochem Pitz das Land auf, seine "Blockadehaltung" aufzugeben.

Wie verschiedene Beobachter des Verfahrens glauben auch die Brühler Umweltschützer, dass die Politik vor den anstehenden Kommunalwahlen keine Entscheidung treffen will. "Wir haben den Kampf aber noch nicht verloren gegeben", betont Doris Linzmeier von der Initiative "50 000 Bäume".

Im Phantasialand selbst hofft man auf eine abschließende Entscheidung innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre. "Wir wollen vor allem Planungssicherheit", sagt Inhaber Robert Löffelhardt.


#1, RE: Welt.de: 'An den Grenzen der Phantasie'
Geschrieben von Keng am 13-Apr-09 um 11:17 Uhr

Letzte Bearbeitung am 13-Apr-09 um 11:22 Uhr ()
>"Ökologisch unverantwortlich und nicht mehr in unsere Zeit passend", nennt
>ihr Landtagsabgeordneter Horst Becker die Pläne. Zudem bezweifelt Becker die genannten
>Arbeitsplatzeffekte durch eine Erweiterung. Außer Acht gelassen werde auch, dass es
>sich fast nur um Saisonarbeiter handele, die nach Saisonende wieder aus dem
>Arbeitsmarkt entlassen würden.

Nicht mehr in unsere Zeit passend finde ich das Saisonarbeiterargument. Hat dem Herren schonmal jemand gezeigt, dass der Park kaum noch Öffnungspausen hat, die auch stetig verkleinert werden, und somit fast immer "Saison" ist? Ganz davon abgesehen, dass man gute Arbeitskräfte natürlich auch in der nächsten Saison wieder anheuert. Gerade mit einer Erweiterung zum Kurzurlaubsziel gehe ich sowieso von einer Ganzjahresöffnung mit rotierender Downtime einzelner Teile aus.

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