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Portrait Hellabrunn
23-Apr-05, 14:30 Uhr ()
München - Idyllischer als der Münchner Tierpark Hellabrunn kann ein Zoo kaum liegen: Mitten in den Isarauen tummeln sich Zebras, Elefanten und Raubkatzen im Schatten uralter Bäume. Fische schwimmen im Auer Mühlbach, der durch das Gelände plätschert. Eisbären und Pinguine baden im kühlen Wasser, das fünf kleine Quellen direkt in ihre Gehege speisen. Doch Hellabrunn ist mehr als ein hübsches Ausflugsziel für Tierfreunde: Seit Jahren widmet sich der Zoo aktiv dem Artenschutz. Vom Aussterben bedrohte Tiere werden nachgezüchtet und in ihrer alten Heimat wieder ausgewildert.

"Unser Zoo ist ein Tier-Bewahrer, und das schon seit mehr als zehn Jahren", sagt Tierpark-Direktor Prof. Henning Wiesner. Lange bevor alle Zoos per EU-Richtlinie zum Artenschutz verpflichtet wurden, kämpfte der Veterinär für den Erhalt bedrohter Tiere und gründete die Arbeitsgruppe Tier-, Natur- und Artenschutz (TNA). "Ohne den Zoo gäbe es heute viele Tierarten gar nicht mehr", erzählt Wiesner.

Die ersten Tiere, die erfolgreich in München nachgezüchtet und zurück an ihren Ursprungsort in China gebracht wurden, waren die Przewalski-Urwildpferde. Das Problem solcher Unterfangen seien dabei nicht die Tiere selbst, erklärt Wiesner. Schwierigkeiten machten eher Behörden mit ihren seuchenrechtlichen Vorschriften. "Außerdem muss ja vorher immer erst ein geeignetes Gebiet gefunden werden, in dem die Tiere vor Jägern oder anderen Feinden geschützt sind."

Als diese Hindernisse überwunden waren, folgten dem Projekt "Przewalski-Pferde" im Laufe der Zeit neun weitere: So wurden die eigentlich schon ausgerotteten Mhorr-Gazellen zurück nach Tunesien und Marokko gebracht, Gämsen in den italienischen Abruzzen angesiedelt und Steinböcke im Nationalpark Hohe Tauern im Rauriser Tal wieder heimisch gemacht. "Dort sind im vergangenen Jahr 18 Kitze geboren worden. Darauf können wir stolz sein", sagt der Zoodirektor.

Die Besucher im Zoo selbst bekommen davon und von den vielen anderen Tierschutzaktionen, die die TNA unterstützt, bisher nur wenig mit. Wer sich nicht selbst auf den großen Schautafeln an den Gehegen informiert, dem dürfte entgehen, welcher Sensation er da gerade gegenüber steht, wenn er die weißbeinige Mhorr-Gazelle bewundert oder den Przewalski-Pferden beim Grasen zuschaut.

"Das wird sich in Zukunft ändern", verspricht der Zoodirektor. Im Tierpark wird demnächst ein Multimediazentrum gebaut, in dem Filme über die Artenschutzprogramme gezeigt und Sonderausstellungen veranstaltet werden können. "Wir betreuen mehr Projekte als jeder andere Zoo", sagt Wiesner - das sollen die Leute auch erfahren.

Doch Hellabrunn war nicht nur in Sachen Artenschutz Vorreiter. Auch das pädagogische Konzept aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sorgte einst für Furore: Statt die Tiere in kleinen Käfigen vorzuführen, realisierte der damalige Direktor Heinz Heck die Idee des Geo-Zoos. Jede Art wurde in weitläufigen, ihren Lebensbedürfnissen angepassten Freigehegen angesiedelt - sortiert nach ihrer geographischen Herkunft. Noch heute treten die jährlich etwa 1,3 Millionen Besucher im Tierpark praktisch eine Reise durch die ganze Welt an: "Jeder Parkteil widmet sich einem Kontinent. So lernt man beim Zoobesuch gleichzeitig, welche Tiere in Afrika, Eurasien, Nord- oder Südamerika gemeinsam leben", erklärt Wiesner.

Ein besonderer Höhepunkt ist neben dem Volierenzelt von Frei Otto, der seinerzeit auch das Münchner Olympiazelt konstruiert hat, und dem historischen Elefantenhaus mit seinem denkmalgeschützten Gewölbedach das neue Urwaldhaus. Dort leben hinter riesigen Glasscheiben in hellen, üppig begrünten Gehegen Gorillas, aber auch Krokodile, Schlangen und Echsen. Auge in Auge mit dem Besucher - wenn das jeweilige Tier denn mag und zur Scheibe kommt. Wenn nicht, zieht es sich zurück. "Das Urwaldhaus ist ein Meilenstein in der Menschenaffenhaltung", erzählt Wiesner.

Von Melanie Brandl, gms

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