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Titel: "Ein großer Fisch im Kinobecken"     Vorheriger Beitrag | Nächster Beitrag
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Beitrag Nr. 8
vestermike

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Ein großer Fisch im Kinobecken
12-Apr-04, 01:41 Uhr ()
ACHTUNG: DIESER TEXT ENTHÄLT SPOILER!

Und wieder einmal geht es in einem meiner Postings um einen Fisch - diesmal sogar um einen richtig großen: "Big Fish", so der Name des neuen Tim-Burton-Films ist der bis dato skurillste und zugleich emotionalste Streifen des Kult-Regisseurs.

Die Story ist relativ einfach und schnell erzählt: Es geht um einen im Sterben liegenden Vater, der seinem Sohn sein ganzes Leben lang nur Lügengeschichten über seine Vergangenheit aufgetischt hat. Ob es nun ein Treffen mit einem waschechten Riesen, einem sich nachts in einen Wolf verwandelnden Zirkusdirektor oder mit einem (dem Film seinen Titel gebenden) riesigen Fisch ist - das Leben des Vaters ist für den Sohn ein einziges Märchengeflecht, das dieser am Sterbebett seines Erzeugers zu entwirren versucht.

Burton entführt die Zuschauer dabei auf eine Reise in die wundersame Welt der Phantasie und erzählt in kleinen Episoden das Leben des Vaters aus dessen Sicht. Und genauso, wie der Sohn am Anfang des Films von den Märchen seines Vaters genervt ist, ist es der Zuschauer auch. Und genauso, wie der Sohn im Laufe des Films seinen Vater immer besser versteht und immer mehr Sympathie für dessen Erzählungen entwickelt, ergeht es dem Zuschauer ebenso. Und wenn dann am Ende nach über 120 Minuten die Phantasie über den Realtätsdrang, das Verständnis über den Verstand gesiegt hat, bleibt beim Zuschauer das seltsame Gefühl zurück, in den letzten 2 Stunden etwas ganz besonderes erlebt zu haben.

"Big Fish" läßt sich mit keinem der bisherigen Burton-Filme vergleichen - eigentlich läßt er sich sogar überhaupt mit keinem anderen Film vergleichen. Burton spielt hier hemmungslos mit den Gefühlen der Kinobesucher - der Film läßt die Zuschauer (wie eben auch den Sohn) 30 Minuten lang völlig kalt, um sie dann urplötzlich zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen. Und wenn dann am Ende der Vater stirbt und seine "Macht der Phantasie" auf seinen Sohn übergesprungen ist, bleibt man einen Augenblick reglos im Kinosessel sitzen und fragt sich selbst, ob das eigene Leben durch ein kleines bißchen weniger Realitätssinn nicht sehr viel lebenswerter wäre.

Ein großer, emotionaler Film mit teilweise wunderschönen Bildern, der aber ganz bestimmt nicht jedem gefallen dürfte...

Mike

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