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edvart
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DL-Honkkong=Umweltsünde?
30-Nov-01, 11:23 Uhr ()
Hi, heute zu lesen bei Spiegel-Online.de:

DISNEYLAND HONGKONG

Mickymaus und das große Fischsterben

Ein neues Disneyland soll die schwindsüchtige Tourismusbranche von Hongkong sanieren und Millionen Besucher anlocken. Umweltschützer aber klagen, dass die Bauarbeiten das Meer verpesten und zum Sterben ganzer Fischarten führen. Fischer verlieren ihre Existenzgrundlage.

Hongkong - "Das Meer ist tot", sagt der Chan Chi-sing resigniert und blickt mit verkniffenen Augen auf die Penny's Bay hinaus. Chans Familie hat hier, im Südchinesischen Meer bei Hongkong, seit drei Generationen ihre Netze ausgeworfen. Seit aber die Bagger-Arbeiten begonnen haben, bei denen im Meer Sand für das neue Disneyland aufgeschüttet wird, lohnt sich das Geschäft für den Fischer nicht mehr. Allein auf der kleinen Insel Peng Chau, Chans Heimat, haben 50 von zuvor 70 Fischer-Familien ihre angestammte Arbeit aufgegeben.
Ein anderer Fischer, Chan Mok-kun, holte bis vor ein paar Jahren 60 Kilo Fisch pro Tag an Land. Heute sind es nur noch 15, sagt er, "und sie schmecken nach Schlamm. Unsere Netze sind voller Schlamm." Ganze Fischarten seien verschwunden, auch Krabben-Spezies abgestorben. Fischarten, die zäh genug sind, zu überleben, legen keinen Laich mehr ab. Nach einer früheren Schätzung einer Fischer-Lobbygruppe sind die Fischzahlen seit Beginn der Bauarbeiten um 80 Prozent zurückgegangen. Die Sedimente, die bei den Bagger-Arbeiten im Meer auswirbeln, würden die Kiemen der Fische verstopfen, heißt es.

Jobs statt Natur

Abgeschlossen sein sollen die Arbeiten spätestens 2006. Der dritte Disney-Vergnügungspark außerhalb der USA soll dann, so die Hoffnung der Stadtregierung und des Disney-Konzerns, sechs Millionen Besucher im Jahr in die einstige britische Kolonie locken. Allein im Themenpark und im benachbarten Hotelkomplex selbst, so die Planung, werden langfristig 36.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Schon jetzt ist der Tourismus die wichtigste Devisenquelle für die Stadt, die noch immer unter den Nachwirkungen der Asienkrise von 1997/1998 leidet. Die Zahl der Tage aber, die ein Durchschnittstourist in Hongkong verbringt, fällt und fällt - sehr zur Sorge der Stadtoberen.

Bereits als das Disneyland-Projekt Ende 1999 besiegelt wurde, erregte es den Zorn von Umweltschützern. Die Insel Lantau, auf der die 280 Hektar große Vergnügungsanlage gebaut wird, galt als wichtige grüne Lunge für Hongkong, Delfine suchten in den Gewässern vor der Insel ihre Nahrung. Das Argument "Jobs statt Natur" aber überzeugt in Hongkong viele - vor allem die gering qualifizierten Arbeitskräfte, denen es schwerer fällt als früher, attraktive Arbeit zu finden.

Das erste staatseigene Disneyland der Welt

Nach einer Studie aus dem Spätsommer ist die Einkommenskluft, die zwischen Armen und Reichen in Hongkong klafft, seit der Asienkrise nur noch weiter geworden. Anfang der neunziger Jahre verdienten die Bewohner Hongkongs aus der höchsten Einkommensschicht demnach elf Mal demnach mehr als die ärmsten Arbeitsnehmer. Heute bekommen die Bestbezahlten zwanzig Mal mehr.

Trotz der enormen erwarteten Besucherzahlen und Umsätze behauptet die Umweltschutzgruppe Friends of the Earth aber, dass das Projekt Hongkong mehr kosten als einbringen wird. Tatsächlich sind die Kosten für die Stadtregierung nicht unbedeutend und bereits oft kritisiert worden. Denn der Vergnügungspark wird der bisher einzige staatseigene Disneyland der Welt sein - der Disney-Konzern hat sich den Gepflogenheiten Chinas angepasst.

Disneyland Hongkong wird von einem Joint-Venture betrieben, an dem die Stadtregierung 57 Prozent und Disney den Rest hält. Hongkong steuert 2,8 Milliarden Dollar für den Bau des Mickymaus-Parks bei, außerdem stellt sie die Stadt das Land für den Bau zur Verfügung. Und von dem muss ein Teil aus dem Meer zurückgewonnen werden. Schwimmbagger tragen auf der einen Seite der Penny Bay Sand ab, schütten ihn auf einer anderen Seite wieder auf, um Land zu gewinnen - und ziehen eine Spur von ölverschmutztem, hellbraunen Wasser hinter sich her.

Keine Entschädigung von Disney

Doch zu den Kosten für den Bau kommen noch weitere - die für die Entschädigungszahlungen. Bisher hat Hongkong umgerechnet 9,55 Millionen Mark an 1144 Fischer ausbezahlt, um sie bei der Erschließung neuer, weiter entfernter Fischgründe zu unterstützen. Weitere 0,82 Millionen Hongkong-Dollar sind an Fischer geflossen, die ihre Arbeit vollständig aufgegeben haben, noch zwei andere Unterstützungsprogramme laufen.

Zusätzliches Geld ist zum Beispiel in den Aufbau einer 200 Meter langen Stein-Barriere im Meer geflossen. Sie soll verhindern, dass beim Bau aufgewirbelte Sedimente sich zu weiträumig ausbreiten. Offiziell verlautet aus der Stadtregierung, die Verschmutzung halte sich "in einem erträglichen Rahmen". Im Übrigen würden die ökologischen Auswirkungen der Bagger-Arbeiten an insgesamt 67 Messpunkten regelmäßig kontrolliert.

Verteidiger des Milliarden-Projektes betonen, dass die Wasserqualität und die Größe der Fischpopulationen schon vor Beginn der Bauarbeiten schrumpften - unter anderem, weil Flüsse Industrieabfälle vom chinesischen Festland ins Meer spülen. Dass die Stadtregierung sich offiziell um die Erschließung des Geländes kümmert, erlaubt es dem Disney-Konzern zudem, jede Verantwortung von sich zu weisen. Disney jedenfalls lehnt es ab, ebenfalls Geld an betroffene Fischer auszuzahlen.

Und ohnehin vertritt der Konzern eine kompromisslose Linie. Nach Darstellung eines Disney-Sprechers ist ein Zusammenhang zwischen dem Fischsterben und den Bauarbeiten "bisher nicht erwiesen".

Der Ed

Schönen Gruß aus Leipzig,
Eckhard

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