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Foren-Name: Kino, Circus, Varieté & Musicals
Beitrag Nr.: 53
#0, The Day after tomorrow
Geschrieben von vestermike am 27-Mai-04 um 01:48 Uhr
Nach dem eher belanglosen "Van Helsing" habe ich mich gestern zur Vorpremiere des neuesten Blockbusters vom Meister der Belanglosigkeiten, Roland Emmerich, überreden lassen. Wenn man sich die letzten Filme des schwäbischen Spielbergle so anschaut, mußte man also auch bei "The Day after tomorrow" wieder einmal schlimmstes befürchten.

SPOILERWARNUNG!

Die Rahmenhandlung des Films ist relativ schnell erzählt: Durch die globale Erwärmung und das damit verbundene Schmelzen der Polkappen kippt das Verhältnis von Süß- zu Salzwasser im Golfstrom und sorgt für gewaltige Naturkatastrophen, die zu einer neuen Eiszeit auf der nördlichen Erdhalbkugel führen. Vermischt wird das ganze mit einer Vater/Sohn-Geschichte und den üblichen Bestandteilen eines klassischen Katastrophenfilms.

Das hört sich soweit alles an wie eh und je. Trotzdem hat Emmerich hier einen bemerkenswerten Film abeliefert - und dies gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen liegt dem ganzen eine wissenschaftliche Theorie (eine von mehreren) zugrunde, wodurch der Film stark an Glaubwürdigkeit gewinnt. Und zum anderen ist die Handlung gespickt mit kleinen Seitenhieben gegen die amerikanische Politik. Wenn der Vizepräsident alle Warnungen bei einer Umweltkonferenz in den Wind schlägt mit den Worten "Es kann sein, daß das Klima sensibel ist, aber unsere Wirtschaft ist es auch", dann ist dies nicht nur ein kleiner Gag, sondern ein Generalangriff auf die Klimapolitik der USA. Und wenn alle Amerikaner vor der beginnenden Eiszeit nach Mexiko flüchten und als illegale Einwanderer durch den Rio Grande in den sicheren Nachbarstaat schwimmen müssen, setzt Emmerich den Konservativen in den Vereinigten Staaten geschickt einen häßlichen Spiegel vor die Nase.

Was die Spezialeffekte angeht, spielt "The Day after tomorrow" seine nächste Stärke geschickt aus. Die Naturkatastrophen werden mit einem unglaublich wirkenden Realismus in Szene gesetzt, der sicher den einen oder anderen im Kino schlucken lassen wird. Und die wirkliche Neuheit bei einem Emmerich-Film ist: Die Effekte erschlagen den Film nicht wie sonst üblich. Die Charaktere haben genug Zeit, sich zu entwickeln (vor allem Dennis Quaid und Ian "Bilbo" Holms sind Traumbesetzungen) und zum ersten Mal gelingt es dem schwäbischen Regisseur, die hohe Kunst des perfekten Timings voll auszuschöpfen - vielleicht liegt es auch einfach nur daran, daß sein sonstiger Co-Autor Dean Devlin diesmal nicht mit von der Partie war.

"The Day after tomorrow" ist sicherlich kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber er ist definitiv ein mutiger (weil antiamerikanischer) Film, der zumindest für eine Sache gut sein wird: Die auch in den USA dadurch beginnende Auseinandersetzung mit dem globalen Klimaproblem.

Mike


#1, Hinweis zum Spoiler
Geschrieben von Alex am 27-Mai-04 um 01:53 Uhr

Kleiner interner Vorschlag für Filmkritiken:
Es ist richtig und wichtig den Spoiler zu setzen. Wenn man aber nun den verbliebenen Restbeitrag liest, bleibt nur das der Film von Emmerich ist. Vielleicht sollte man versuchen den Inhalt in einen Block zu packen, damit man mehr Kritik losgelöst vom Inhalt lesen kann um wirklich entscheiden zu können, ob man den Film sehen will. Bei einigen Filmen bietet es sich evtl. sogar an gar nicht warnen zu müssen - meistens weil der Film viel zu gradlinig ist .

Grüße,
Alex


#2, RE: The Day after tomorrow
Geschrieben von Twister-Sister am 27-Mai-04 um 22:35 Uhr

Hi,

zwei Link-Tipps möchte ich anbieten.
Einmal ein meiner Meinung nach recht interessantes Interview mit Herrn Emmerich:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/407/32375/

und einmal eine Seite, die sich u. a. auch auf die Buchvorlage "Sturmwarnung" zum Film ein wenig eingeht:
http://www.saevert.de/dayaftertomorrow.htm

Gruß Twisi
Der Prophet gilt nichts im eigenem Land...


#3, RE: The Day after tomorrow
Geschrieben von Moonchild am 31-Mai-04 um 13:31 Uhr


SPOILER


und wieder bewahrheitet sich eine alte Kinoweisheit: Die Hunde in Katastrophenfilmen überleben immer (naja, wohingegen sie in Horrorfilmen meist die ersten Opfer sind)


Bis denne...


#4, RE: The Day after tomorrow
Geschrieben von WP am 01-Jun-04 um 12:58 Uhr

Hi,

meine Wertung - guter Durchschnitt (als Film an sich) - ein Plus noch obendrauf, weil: hoffentlich beginnt ein Umdenkungsprozeß - und dazu eignet sich derzeit ein Film als bestes Medium.

Kritik (wie meistens bei Hollywood's Produkten) sind die technischen Märchen:
Theoretisch funktioniert auch bei Hochwasser ein Telefon mit Kabelverbindung - aber sicher nicht ein Wahlamt (Telefonzentrale) die somit auch unter Wasser steht und somit letztendlich in der Praxis nie und nimmer eine Verbindung herstellen kann.

Nicht-Nachdenken-dürfen-und-Popcorn-kauende-Grüße

Wolfgang


#5, RE: The Day after tomorrow
Geschrieben von SFCoasterboy am 01-Jun-04 um 15:23 Uhr

Mir persönlich hat der Film sehr gut gefallen, leicht übertrieben, aber schöne Seitenhiebe an die amerikanische Politik.

Das mal wieder einiges unlogisch ist, war doch klar, siehe WP´s Telefondingsbums.

Oder wo geht eigentlich das ganze Wasser hin, welches ja jetzt in NY steht? Bzw., wieso gibt es am ende eigentlich noch einen Nordpol? War dieser nicht abgetaut und müsste jetzt vom Waserspiegel ca. so hoch sein wie in NY?
Fragen über Fragen, aber gute Unterhaltung!