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Foren-Name: Europa-Park
Beitrag Nr.: 840
Beitrag Nr.: 19
#19, RE: Silver Star ist von B&M !!
Geschrieben von Dan am 14-Mai-02 um 00:13 Uhr

Letzte Bearbeitung am 14-Mai-02 um 00:59 Uhr ()
Wie Eike schon schrieb, sind die Fertigungsmethoden und -toleranzen für eine "smoothe" Fahrweise entscheidende "Variablen". Die Fertigung der Tracks ist selbst heute nicht automatisierbar, sprich "handwerkliches" Geschick ist gefordert, wenn Schienenrohre gebogen werden müssen. Menschen machen Fehler - in jedem Betrieb - diese sind nur durch eine strenge Kontrolle während des Biegeprozesses und in der Endkontrolle zu vermeiden. Nächster Punkt in der Fertigung: Toleranzen. Diese kosten Geld: Zwischen IT 1 und IT 18 liegen Welten. Je genauer, desto teurer (höherer Ausschuss, längere Fertigungsdauer, etc.).

Ein angenehmes Fahrfeeling ist aber nicht nur auf eine optimale Fertigung des Tracks zurückzuführen, es wird vor allem durch die Auslegung des Tracks bestimmt.

Zwei Beispiele:

Sanfte Beschleunigungsänderungen werden erwünscht, gerade Querbeschleunigungen sind entscheidend. Ein Gedankenspiel: Drehe ich um die Centerachse einer Schiene, so nehme ich hohe Querbeschleunigungen in Kauf. Der Kopf schlägt dann eventuell schon bei geringen Drehungen direkt an den Schulterbügel. Mit dem Prinzip der Herzlinie wird dieser Effekt stark eingeschränkt, schließlich ist der Hebelarm zwischen Kopf und "Herz" deutlich geringer.

Eine Achterbahn besteht aus Kurven jeglicher Art (allg. Raumkurven) und Geraden. Die Strecke ist nur das Ergebnis von Verknüpfungen dieser, die Übergänge sind entscheidend. Vergleiche nur einmal den Übergang von Gerade/Kurve in die Überkopfposition der Corkscrew (Vekoma) und den Flatspin (B&M), zwei ähnliche Fahrelemente. Das eine stammt vom Arrow, das andere wurde von Herrn Stengel entwickelt. Die Inversion fährt sich bei Arrow arg ruppig, bei B&M sehr weich. Mit Fertigungsqualität hat dies nichts zu tun, es ist ausschließlich von der Auslegung des Tracks und dem entsprechenden Know How des Konstrukteurs abhängig. Ob ich nun einfach die Strecke um einen Zylinder "wickle" oder mit entsprechendem Engineering eine angepasste Raumkurve entwickle, ist hier entscheidend.

Darüber hinaus ist auch das "Rollmaterial" entscheidend. Heutige Fahrwerke wurden nur minimal weiterentwickelt, befinden sich stellenweise noch auf dem Stand der 70er Jahre. Auch hier sind Toleranzen zu beachten, die sich (durchaus) wiederum aus denen der Schiene ableiten. Heutige Fahrfiguren der führenden Unternehmen sind in Bezug auf ihr Engineering sehr weit entwickelt, ein besseres Fahrverhalten fordert erst einmal eine Weiterentwicklung des "Rollmaterials".

Eine Achterbahn ist ein dynamisch komplexes System. Eine perfektionierte, ausgefeilte Abbildung in numerische Koordinaten fördert das Fahrerlebnis ungemein. Hier trennt sich durchaus die Spreu vom Weizen.

Trotzdem: Die Fertigung ist die entscheidene Schnittstelle zwischen der "Konstruktionszeichnung", dem Ergebnis des Berechnungsprozesses, und dem späteren Bauteil.

Gruß, Daniel