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Foren-Name: Spaßbäder
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Beitrag Nr.: 8
#8, Niemeyer-Entwurf geht baden
Geschrieben von jwahl am 30-Nov-05 um 10:11 Uhr

Die Märkische Zeitung berichtet

Niemeyer-Entwurf geht baden

Zeitplan gerissen, Budget hinfällig / Die alte Standortdebatte lebt erneut auf

VOLKMAR KLEIN

MITTE Bei den Stadtwerken jagte gestern eine Architektensitzung die nächste. "Wir müssen versuchen, etwas Niemeyermäßiges zu retten", sagte Geschäftsführer Peter Paffhausen.

Nach dem gestrigen Krisengipfel mit den Ministern für Finanzen, Wirtschaft und Sport gibt es zwei schlechte Nachrichten für die Landeshauptstadt: Das Freizeitbad auf dem Brauhausberg wird auf keinen Fall mehr 2007 fertig. Und es kann nicht nach dem vorliegenden Entwurf des Brasilianers Oscar Niemeyer gebaut werden. "So wie der Antrag jetzt auf dem Tisch liegt, können wir ihn nicht bewilligen", ließ sich der federführende Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) nach dem Treffen mit den Ressortchefs vernehmen. Nach der PDS rückte gestern die CDU-Fraktion von der Dimension des Star-Entwurfs ab. Statt 39- soll er nur noch 30 Millionen Euro kosten dürfen, sagte Fraktionschef Thomas Lunacek. Der jetzige Entwurf sei ein "Zeichen der Verschwendung".

Oberbürgermeister Jann Jakobs nannte diese Auffassung "bedauerlich", Paffhausen "sehr schade". Beide gewannen ihr aber einen positiven Aspekt ab: Das Projekt an sich sei vom Minister "nicht in Frage gestellt worden".

In Frage steht indes, ob sich ein weiter abgespecktes Bad noch mit dem Namen Niemeyer schmücken darf. Der Brasilianer hatte seinen urheberrechtlich geschützten Erstentwurf bereits um knapp zehn Millionen Euro zusammengestrichen. Jakobs fordert daher, gemeinsam mit dem Land schnell zu förderfähigen Lösungen zu kommen und die Umplanung mit Niemeyer abzustimmen.

Den zusätzlichen Verlust in dem ohnehin längst hinfälligen Zeitplan beziffert Paffhausen auf zwei bis drei Monate. Möglicherweise würde das Bad dann erst Mitte 2008 fertig, sagte er. Ein halbes Jahr zu spät für die Abrechnung der Fördermittel. "Deshalb müssen wir gemeinsam mit dem Land prüfen, wie mit der Fristüberschreitung für die Fördermittel umgegangen wird", sagte der Oberbürgermeister.

Paffhausen bleibt gedämpft optimistisch. Er hoffe, trotz des Zeitverlustes und des kleineren Budgets "noch etwas Gescheites hinzukriegen". Man prüfe mit den Architekten, ob man die Kuppellandschaft statt aus aufwändigen Betonkonstruktionen nicht mit günstigeren Materialien bauen könne.

Mit den neuen Schwierigkeiten lebt die alte Standortdebatte wieder auf. Linkspartei-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg bringt erneut das gescheiterte Freizeitpark-Projekt auf der Brache der Drewitzer Brotfabrik ins Spiel. Dagegen beharrt die SPD-Stadtfraktion auf dem Brauhausberg. Jakobs hält daran jedoch nur mit Einschränkung fest. Man brauche dort ein "städtebauliches Highlight". "Wenn es keinen Niemeyer gibt, müssen wir über den Standort erneut nachdenken", sagte er.