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Foren-Name: Zoos & Tierparks
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#1, RE: 100 Jahre Hagenbeck und die Zoos im Norden
Geschrieben von Trancesetter am 06-Apr-07 um 22:04 Uhr

Letzte Bearbeitung am 06-Apr-07 um 22:11 Uhr ()
HAGENBECKS TIERPARK

So fing alles an
Am 7. Mai feiert der Tierpark seinen 100. Geburtstag

Riffhaie, Adlerrochen und Nilkrokodile sind die neuen Attraktionen in Hagenbecks Tierpark, wenn am 7. Mai das große Troparium eröffnet wird. Ein geschichtsträchtiges Datum, denn auf den Tag genau vor 100 Jahren wurde der Zoo in Stellingen eröffnet - damals noch inmitten von Feldern. Was selbst viele Zoofans nicht wissen: Der Tierpark war nur eines der Standbeine der geschäftstüchtigen Familie Hagenbeck.

- Tierhandel/Tierschau: 1848 bekam der Fischhändler Gottfried Clas Carl Hagenbeck aus St. Pauli sechs Seehunde von Finkenwerder Störfischern. Sie waren die Attraktion, als er sie auf dem Spielbudenplatz in Metallwannen ausstellte. Von da an zeigte Hagenbeck auch jedes Jahr auf dem Dom eine zoologische Attraktion - so etwa das "größte Schwein der Welt". 1852 brachte ihm ein Walfänger den ersten Grönland-Eisbären mit. Die Tiere wurden an Zoos in Berlin, Köln und Dresden weiterverkauft. Hagenbecks Tierhandel war geboren. Während die Tiere auf Zwischenstation in Hamburg waren, zeigte Hagenbeck sie in einem Hinterhof am Spielbudenplatz 19. Elefanten, Löwen, Hyänen, Leoparden, Antilopen und Strauße wurden per Schiff und Bahn in die Hansestadt geliefert. Von da aus wurden sie in Zoos, Privatparks von Sultanen und Zirkusse bis in die USA verkauft. Als die Fläche auf dem Spielbudenplatz zu eng wurde, zog Clas' Sohn Carl Hagenbeck 1874 auf den Neuen Pferdemarkt um. Im 7000 Quadratmeter großen Garten hinterm Haus Nummer 13 wurden Elefanten, Raubtiere und Co. gezeigt. Eine Bilanz: 1866 bis 1887 wurden 3900 Raubtiere, 300 Elefanten, 26 Nashörner, 150 Giraffen, 600 Antilopen verkauft.

- Zirkus: Ab 1887 gründete Carl Hagenbeck einen Zeltzirkus. Er startete auf dem Heiligengeistfeld, zog im Laufe der Jahre um die ganze Welt: Chicago (1893), St. Louis (1904 zur Weltausstellung), Buenos Aires (1910), Tournee durch Japan, Indien, China, Ägypten und Spanien (1933/34) mit einem Dampfer.

- Völkerschauen: Was aus heutiger Sicht äußerst befremdlich wirkt, sind Hagenbecks Völkerschauen. Neben den Tieren aus fremden Ländern wurden auch die Menschen von dort "ausgestellt". 1874 zeigte er eine Familie aus Lappland mit ihren Rentieren. Solche Völkerschauen gab es bereits europaweit, Hagenbeck brachte sie nach Deutschland. Es folgten Nubierkarawanen, Eskimos, Kalmücken. Viele der Gruppen zogen auf Tourneen quer durch Europa. Zwar wurden sie wie Tiere begafft, doch zumindest wurden sie bezahlt. Meist hatten sie ein Showprogramm mit Reiterspielen in bunten Trachten, sie verkauften Handwerkskunst und führten Tänze, Kampfspiele und Gesänge vor. Die Besucher konnten zudem den Alltag der Menschen in ihren Zelten und Hütten beobachten.

- Zoo: Gebäude, Heizanlagen und Käfiggitter prägten die Zoos, die Mitte des 19. Jahrhunderts europaweit gegründet wurden. Carl Hagenbeck hatte eine revolutionäre Idee: Die Tiere sollten sich in Deutschland akklimatisieren und draußen in Gruppen frei laufen können, und das möglichst ohne Gitter. Die Umgebung sollte an ihre Heimat erinnern. Der Tierpark erhielt schon 1907 das bis heute zentrale Panorama: vom Vogelteich über ein Heufressergehege, eine afrikanische Steppe, eine Raubtierschlucht bis zum künstlichen Hochgebirge.

(MOPO vom 03.04.2007 / SEITE 12-13)