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Foren-Name: Zoos & Tierparks
Beitrag Nr.: 121
Beitrag Nr.: 12
#12, RE: Zoom Erlebniswelt
Geschrieben von Brunos Zoocheck am 10-Okt-06 um 20:48 Uhr

Hi Christian,
zunächst mal Dank dafür, dass du mir sachlich antwortest. Vieles von dem was ich dir antworten möchte, habe ich schon in meiner Antwort auf Marcels Beitrag angedeutet. Dein Posting gibt mir aber nochmal die Gelegenheit diese Punkt noch deutlicher zu machen.

Das wichtigste Missverständnis liegt wohl in der Tatsache, dass du und Marcel (und viele andere) ZOOM als Freizeitpark seht. Aber ein Zoo ist erst in zweiter Linie ein Freizeitunternehmen! Zunächst einmal ist er ein TIERpark - mit allem was dazu gehört. Er muss inbesonders Richtlinien zur Tierhaltung erfüllen und sich den 4 Hauptaufgaben eines Zoologischen Gartens verpflichten. Das sind:
1. Der Zoo ist eine pädagogische Einrichtung und soll Wissen über Tiere vermitteln
2. Der Zoo ist eine Einrichtung, die aktiv Natur- und Artenschutz betreiben soll
3. Der Zoo ist eine Einrichtung, in der Forschung im Bereich Tiergartenbiologie und Tiermedizin (mit allen angrenzenden Gebieten) betrieben werden soll
4. Der Zoo ist eine Stätte der erholung und Freizeitgestaltung

Der 4. Punkt ist also nur einer unter 4 gleichberechtigten Anliegen an einen Zoo.
Sich dieses noch einmal vor Augen zu führen ist gerade in einem Forum, in dem es hauptsächlich um Freizeitparks und technische Attraktionen geht, sehr wichtig.

Zunächst gehe ich einmal auf dein Posting ein:

>Ich bin kein Experte für Zoos, aber wie in diesem Bericht über Zoom geschrieben wird,
>ist schon hart. Wenn er der Experte ist, dann dürfte er auch wissen warum Antonia in
>einem Extra-Gehege ist und nicht bei den Anderen.
>
>Über die Menge und Art der verwendeten Felsen kann man sicher zurecht streiten, doch
>bei dem Schulbus das Thema "Moral" und die Frage "Was ist mit den verunglückten Kindern
>passiert" aufzubringen, ist schon echt unter aller Kanone.

Carsten Schöne, der ebenfalls eine monatliche Kolumne schreibt, hat zunächst mal den zitierten Artikel für eine Webseite geschrieben, die sich hauptsächlich mit Zoos befasst. Deren Leser vielfach ein gewisses Backroundwissen besitzen und viele Zoos kennen. Er wollte einen Trend kritisieren und hat deswegen bewußt übertrieben.


>Zoom funktioniert, so wie Hannover und andere neuzeitlich gestaltete Zoos gerade
>deshalb, weil die Leute auf eine optische Abtenteuerreise genommen werden. Der Schulbus
>hatte keinen Unfall (Es gibt kein verbogenes Blech) und deshalb auch keine verletzten
>Kinder. Zu unterstellen, dass man mit einer Hütte eines Felljägers etwas falsches an
>die Gäste transportiert ist ebenso an den Haaren herbei geholt.

Gegen die Abenteuerreise habe ich auch nichts einzuwenden - solange eben die Tiere im Mittelpunkt stehen. Und solange die Abenteuer für die Menschen nicht (im wahrsten Sinne des Wortes) auf Kosten der Tiere geht. Bei soviel geflossenen Millionen ist es traurig, wenn einige nagelneue Gehege nur suboptimal - oder gar noch schlechter - sind. Und dass offensichtlich nicht einmal Peanuts für vernünftige Informationen übrig blieben, macht die Sache auch nicht besser. Zumal man Information wirklich spannend präsentieren kann und die Besucher solche Angebote super annehmen. Da du weiter unten Emmen erwähnst - dort ist nämlich die Informationsvermittlung hervoragend umgesetzt worden. Und die Besucher befassen sich dort sehr intensiv mit den Angeboten.
Dass man mittels eines Felljägers samt Gewehr etwas Falsches an die Besucher transportiert halte ich in Zeiten des Robbenschlachtens, der unsäglichen Nerz(Qual-)zucht und den Peta-Kampagnen, für eine sehr berechtigte Kritik.


>Ja, die Beschilderung in Zoom find ich auch suboptimal. Es gibt zu wenig Infos und die
>Tafeln sind nicht groß genug.
>
>Es ist nicht zu verleugnen, dass Zoom nur so werden konnte, weil es Subventionen gab
>und die Stadtwerke ordentlich Geld gegeben haben. Es ist nicht zu verleugnen, dass
>dadurch alt eingesessene Parks einen Wettbewerbsnachteil haben (von den klassischen
>Freizeitparks will ich gar nicht mal reden) und mit ihren seit Jahren gewachsenen
>Strukturen, anders aussehen als Zoom.

Zuallererst ist ZOOM (aber vor allem auch Hannover), trotz Subventionen und Stadtwerke, ein über alle Maßen verschuldeter Zoo. Ob z.B. der Zoo Hannover trotz Rekordbesucherzahlen einmal NICHT als Konkursruine endet, steht m.M.n. noch gar nicht fest. Dort sind viele der ursprünglich für die aufgenommene Summe geplante Teile gar nicht erst verwirklicht worden(Eine Schimpansenanlage analog zum Gorillaberg, die Dschungelhalle neben dem Elefantentempel, der Vorläufer von Yukon Bay und einiges weitere mehr). Jetzt ist das Geld weg, der Zoo über beide Ohren verschuldet, die hohen Einnahme verschlingt der Schuldendienst und weitere Investitionen werden nur noch über private Investoren leistbar sein - und das Damoklesschwert des Konkurs hängt noch viele Jahrzehnte über dem Zoo und seinen Anteilseignern.

>Fakt ist auch, dass bei einem solchen Mamutprojekt Planungsfehler unterlaufen können
>und jeder Parkbetreiber kennt das sicherlich aus eigener Erfahrung von dem ein oder
>anderen Einzelprojekt.

Dass etwas nicht wie vorgesehen funktioniert oder dass es reinregnet - ok, aber dass schon die Grundkonzeption fehlerhaft ist bzw. sogar gegen Leitsätze verstößt, auf die sich der Zoo selbst verpflichtet hat, ist einfach ärgerlich


>Zum Glück wird zum Schluß doch darauf verwiesen, dass fast alle Gehege eine
>ausreichende Größe haben.

Siehe mein Posting zu Marcel. Größe ALLEIN ist nicht alles. Safariparks z.B. sind deshalb keine Orte der Tierglückseligkeit, weil die Gehege groß sind - ganz im Gegenteil!
Gott sei Dank ist die Welle der Safariparks abgeebbt...


>Mir ist jeder Zoo lieber, der es schafft Massen zu locken um Tiere Familien näher zu
>bringen, als ein Zoo mit überdrehter Moral und wenigen Gästen.

Die Zoos mit überdrehter Moral musst du mir zeigen. Und dass ein "normaler" Zoo wie in Münster keine Besucher ziehen soll, habe ich weiter oben (ich denke, sogar recht eindrucksvoll) widerlegt


>Übrigens darf eins nicht vergessen werden. Im Gegensatz zu Freizeitparks leben die
>meisten zoologischen Einrichtungen von den Gästen aus der Lokalen Umgebung. Zoom,
>Hannover, Leipzig, Emmen, Duisburg und andere dieser Größenordnung haben es in den
>letzten Jahren durch die angepaßte Entwicklung geschafft, auch überregional Gäste zu
>begeistern.
>
>Der Reise-Tourismus zu weiter entfernten Zoos hat bei den Besuchern erst Angefangen,
>ich bin gespannt wer dabei auf längere Sicht die Nase vorn hat...

Wer einmal die holländischen Kennzeichen vor einigen "normalen" Zoos (z.B. Münster, Duisburg) zählen will, hat lange zu tun...

Nochmal: Ich habe gar nichts gegen Erlebnis- und Abenteuerzoos - solange die Tiere noch im Vordergrund stehen und viele normale Zoos haben es in den letzten Jahren hervorragend verstanden beides zu kombinieren. Und Carsten Schöne hat ja auch die Chancen eines Abenteuerkonzeptes z.B. am Unterwassertunnel auch aufgezeigt, nur wurden im ZOOM offenbar viele Chancen leichtfertig vergeben (der Bernd Schneider unter den Zoos sozusagen ). Ein solcher Zoo könnte ja auch ganz ohne Tiere funktionieren - mit Animatronics zum Beispiel. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht immer weiter von der Natur entfernen. Wenn wir wieder ein gesundes Verhältnis zur Natur und Tierwelt erlangen, dann sind auch Felljäger kein Sinnbild mehr für das Falsche...

P.S. Ohne jemanden zu nahe treten zu wollen, ist mir beim Durchlesen des Threads ein nettes Beispiel begegnet, was vielleicht gut wiederspiegelt, was ich eigentlich sagen möchte. Da werden gleich im 1. Beitrag die Attraktionen im neuen Afrikateil aufgezählt: Bootsfahrt, Afrikahaus und Restaurant - wohlgemerkt es geht um einen Tierpark...

mit tierischen Grüßen

Brunos Zoo-Check