Zurück
URL: https://Freizeitparkweb.de/cgi-bin/dcf/dcboard.cgi
Foren-Name: Allgemeines Forum
Beitrag Nr.: 7039
Beitrag Nr.: 119
#119, Finanzflop am Nürburgring
Geschrieben von GROBI am 16-Jul-09 um 12:01 Uhr

Finanzflop am Nürburgring

Finanzberater im Visier der Ermittler

Die private Finanzierung für den Erlebnispark am Nürburgring ist
geplatzt, der rheinland-pfälzische Finanzminister musste zurücktreten.
Er hatte offenbar den falschen Leuten vertraut – wie dem Wiesbadener
Unternehmer Michael Merten.


Bild: © picture-alliance/dpa - Archiv

Gegen Merten liegt inzwischen eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft
Frankfurt vor. Der Nürburgring Erlebnispark ist ein Riesenprojekt mit
einem Investitionsvolumen von rund 250 Millionen Euro. Finanziert hat
es bisher der Steuerzahler. Geplant war eine Teilfinanzierung aus
privater Hand. Der rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel
(SPD) hatte Kritikern immer wieder versichert, es würde alles gutgehen.
Am Ende musste er doch seinen Hut nehmen. Einige Schecks dubioser
Herkunft waren geplatzt, möglicherweise wurden Unterschriften gefälscht.

Ein Name taucht im Finanzierungsskandal aus Rheinland-Pfalz immer
wieder auf: der des Wiesbadeners Michael Merten, Geschäftsführer von
GmbHs in Usingen im Hochtaunus, in Wiesbaden und Luxemburg.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt prüft offiziell noch, ob sie
Ermittlungen aufnimmt. Eine Sparkasse hatte Anzeige wegen des Verdachts
auf Geldwäsche erstattet. Ob Merten bei seinem Firmenkonto im
Hochtaunuskreis einen hohen Bargeldbetrag abgehoben hat oder ob
Gelder aus dubioser Quelle auf sein Konto flossen, ist bislang unklar.

Welche Rolle spielte Merten?
Mertens wohl extra gegründete Firma Pinebeck hatte bei der Finanzierung
des Nürburgrings eine wichtige Aufgabe: Geplant war ein so genanntes
"sale and lease back"-Verfahren. Pinebeck wollte der Nürburgring GmbH
die Immobilien für 170 Millionen Euro abkaufen, der Nürburgring sollte
sie dann zurückmieten. Ein Verfahren, dass Dietmar Vogelsang aus
Friedrichsdorf, Sachverständiger vor Gericht bei Finanzierungsplänen,
kritisch sieht. Dahinter verberge sich oft eine Milchmädchenrechnung:
Am Ende zahle meist derjenige, der verkauft und zurückmietet drauf,
und das sei häufig die öffentliche Hand.

Merten hatte das Geld nicht, um die Nürburgring-Immobilien zu kaufen.
Wie er eine so große Summe beschaffen wollte, und das zu besseren
Konditionen, als das Land sie bekommen hätte, ist fraglich. Merten
sei einer der Amigos gewesen, die den Nürburgring für Geldwäsche
nutzen wollten, heißt es bei den Grünen in Rheinland-Pfalz.
Nach Einschätzung des SWR war Merten nur ein Strohmann, der das
schnelle Geld machen wollte.

Verträge gekündigt
Der Nürburgring hat die Verträge mit der Firma Pinebeck inzwischen
gekündigt. Ob dafür Extrazahlungen fällig werden, ist noch unbekannt.

Merten hatte vorher keinen großen Namen in der Immobilien- und
Projektentwickler-Branche. Trotzdem überwies die Nürburgring GmbH
ihm 20.000 Euro im Monat für Beratung - insgesamt 700.000 Euro.
Finanzplanungsexperte Dietmar Vogelsang wundert sich schon länger.
"Aus meiner gutachterlichen Erfahrung habe ich das Gefühl, dass da
Betrug und Geldwäsche drin sein kann. Jemand der fachlich versiert
ist, konnte das erkennen", meint Vogelsang.

Quelle: hr-online.de, von hr-Reporterin Andrea Bonhagen, 16. Juli 2009