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Beitrag Nr.: 19
#19, "Playball" wird nachgerüstet
Geschrieben von Foxhunter am 01-Jul-04 um 17:09 Uhr

„Playball“ wird nachgerüstet

Heinerfest: Neuabnahme des Karussells nach dem Unfall in Aschaffenburg durch TÜV Essen und München



Der „Playball“ auf dem Mercksplatz vor dem Zentralbad wird derzeit nachgerüstet. Das Karussell erhält im Laufe des heutigen Tages Sitzhöcker, so dass es zur Heinerfest-Eröffnung heute Abend mit dieser zusätzlichen Sicherung in Betrieb gehen kann.
Damit reagierte der Münchner Fahrgeschäftbetreiber Wolf Clauß auf einen Unfall in seinem Karussell am Montag vergangener Woche in Aschaffenburg: Ein neunjähriger Junge war aus einer der rotierenden Gondeln geschleudert worden und hatte lebensgefährliche Kopf- und Brustverletzungen erlitten (wir haben berichtet).

Die Stadt Aschaffenburg hat dem Karussell danach per Beschluss des Verwaltungsgerichts Würzburg Fahrverbot erteilt. Eine Entscheidung, die vom Verwaltungsgerichtshof München bestätigt wurde. Karussellbetreiber Wolf Clauß musste abbauen. Gegenüber dem „Darmstädter Echo“ kündigte er am Mittwoch an, gegen die Stadt Aschaffenburg zu klagen.

Die Unglücksursache ist bislang ungeklärt. Der Neunjährige saß neben seinem Vater, gesichert von einem durchgehenden Bügel, in der Gondel. Durch die Fliehkräfte wurde das Kind von seinem Platz gerissen, rutschte unter dem Bügel durch und wurde zwanzig Meter durch die Luft geschleudert. Polizei, Stadt Aschaffenburg und Fachleute vom TÜV entdeckten laut der Aschaffenburger Tageszeitung „Main Echo“ keinen technischen Defekt am Gerät. Karussellbesitzer Clauß hat alle erforderlichen Betriebsgenehmigungen.

Die TÜV-Leute schlossen allerdings nicht aus, dass der „Playball“ einen Konstruktionsfehler aufweist: Bei zwei unterschiedlich großen und dicken Personen presst der durchgehende Haltebügel die kleinere weniger fest auf den Sitz. Dies ist immer dann der Fall, wenn Kinder mitfahren – denn sie dürfen erst ab einer Mindestgröße von 1,40 Meter, erst ab acht Jahren, vor allem aber nur in Begleitung eines Erwachsenen ins Karussell.

Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg will mit einem Gutachten klären lassen, ob hier ein Konstruktionsfehler vorliegt. Laut „Main Echo“ folgten Verwaltungsgericht und -gerichtshof der Argumentation der Stadt Aschaffenburg: So lange dieses Gutachten nicht vorliege und die Unfallursache ungeklärt sei, dürfe das Karussell nicht mehr laufen.

Wolf Clauß, der den „Playball“ seit 1987 ohne Zwischenfälle betreibt, musste in Aschaffenburg vorzeitig abbauen. „Das Schlimmste ist, dass dabei ein Kind zu Schaden kam“, sagte er gestern zum „Darmstädter Echo“. Aber er könne sich nichts vorwerfen. Die Staatsanwaltschaft ermittle nicht gegen ihn.

Clauß hält das Unglück für eine Verkettung von Zufällen. Dass dies nie wieder passiert, dafür sollen nun die Sitzhöcker sorgen, die das Umkippen und Herausrutschen auch kleinerer Personen verhindern. „Eine vom TÜV angeordnete Maßnahme, die erst bis Mitte 2005 abgeschlossen sein muss“, sagt Clauß. Weil es dafür noch keine Standardware gibt, hat er Einzelanfertigungen in Auftrag gegeben, für die extra eine Gussform gebaut werden musste. „Tausende von Euro“ kostet ihn das, sagt er.

Weil mit dieser Nachrüstung die Betriebsgenehmigung des „Playball“ erlischt, kommen am heutigen Donnerstag Mitarbeiter sowohl des TÜV Bayern als auch des TÜV Essen zu einer kompletten Neuabnahme. Die Mindestgröße für Mitfahrer wurde auf 1,50 Meter heraufgesetzt, an vier Positionen um die rotierende Scheibe, auf der die 16 Gondeln befestigt sind, kontrollieren Mitarbeiter, dass keine kleineren Kinder hineingeschmuggelt werden. Aufkleber an jeder Gondel fordern die Passagiere auf, sich festzuhalten.

Damit, ist Wolf Clauß überzeugt, hat er alles getan, eine weitere Verkettung unglücklicher Zufälle auszuschließen. Deutschlandweit besuchten jährlich 210 Millionen Menschen Volksfeste, sagt der Schausteller, der auch Fachberater für Fahrgeschäfte im Schaustellerverband ist. Seit 17 Jahren drehen sich rund 60 baugleiche oder ähnliche Karussells. Vor Aschaffenburg sei es erst einmal zu einem Unfall gekommen: 1997 in einem Freizeitpark, wo ein Kind leichtere Verletzungen erlitten hatte.

„Die Unfallzahlen liegen in einem statistisch nicht nachweisbaren Bereich“, sagt Clauß. Dennoch, weiß auch er, „jeder Unfall ist einer zu viel“.

http://www.echo-online.de/suedhessen/detail.php3?id=246866


MFG
Heiko