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Beitrag Nr.: 12
#12, Gutachten geplant - Ähnliches Unglück bereits 1997
Geschrieben von marcbreu am 25-Jun-04 um 16:24 Uhr

Hallo,


»Playball«-Sturz: Konstruktionsfehler als Unfallursache?

Gutachten geplant - Ähnliches Unglück bereits 1997

Aschaffenburg. Keine Anhaltspunkte für einen technischen Defekt haben TÜV-Experten am »Playball« auf dem Aschaffenburger Volksfestplatz gefunden. Allerdings wird nicht ausgeschlossen, dass der Sturz eines neunjährigen Jungen aus dem Karussell Folge eines Konstruktionsfehlers sein könnte.
Gestern wurde bekannt, dass Fahrgeschäfte vom Typ »Playball« ab 2005 mit Sitzhöckern nachgerüstet sein müssen. Diese Auflage des TÜV geht auf einen Unfall von 1997 zurück.


Nachdem die Fachleute auf dem Volksfestplatz keine technische Erklärung für den Unfall vom Dienstagabend gefunden haben, konzentrieren sich die Ermittlungen jetzt auf einen möglichen Konstruktionsfehler. Es gehe um die Frage, »ob das System einen Mangel aufweist«, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Walther Schmidt gestern.

Ins Blickfeld der Ermittler ist der Sicherheitsbügel gerückt. Mit einer Kunststoffrolle soll er die Fahrgäste vor den starken Fliehkräften bewahren. Im »Playball« rotieren zwölf Gondeln auf einer dreh- und neigbaren Karussellscheibe, wobei die Passagiere der vierfachen Erdbeschleunigung ausgesetzt sind. Ob der über die Hüften von jeweils zwei Personen führende Bügel seine Funktion auch dann erfüllt, wenn ein kräftiger und ein zierlicher Fahrgast nebeneinander sitzen, will die Staatsanwaltschaft von einem Gutachter klären lassen.

Sitzhöcker ab 2005

Die Problematik ist dem für die Betriebserlaubnis zuständigen TÜV bekannt. Die Auflagen für »Playball« schreiben vor, dass »Personen mit sehr unterschiedlichen Körperdurchmessern« nicht auf den Doppelsitz dürfen, sagte Reinhold Heinzinger vom TÜV Bayern gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Für Kinder unter acht Jahren ist die Mitfahrt verboten.

Der sieben Jahre zurückliegende Unfall in einem deutschen Freizeitpark verlief laut Heinzinger glimpflicher als der Sturz am Dienstag auf dem Volksfest. Während der Junge aus dem Aschaffenburger Stadtteil Damm gestern weiter in Lebensgefahr schwebte, kam das 1997 ebenfalls aus einer »Playball«-Gondel gerutschte Kind mit leichteren Verletzungen davon.

Die Ursache des Unglücks habe seinerzeit trotz Gerichtsverhandlung nicht sicher geklärt werden können, so Heinzinger. Dennoch sei die Nachrüstung der »Playball«-Gondeln mit Sitzhöckern verfügt worden - als zusätzlicher Schutz gegen ein Herausrutschen. Diese Auflage gilt vom nächsten Jahr an.

Dass die Entscheidung so lange auf sich warten ließ, begründet Heinzinger mit der jahrelangen unfallfreien Betriebszeit des Fahrgeschäfts. Der Bremer Hersteller Huss habe seit 1987 elf baugleiche Karussells produziert, von denen heute in Deutschland noch acht bis zehn unter den Namen »Playball« und »Flipper« in Betrieb seien.

»Nie etwas passiert«

Mindestens fünf Millionen Menschen seien bislang damit gefahren. »Nie ist etwas passiert.« Den Aschaffenburger Unfall ebenso wie den Absturz vor sieben Jahren kann sich der TÜV-Experte nur mit dem Zusammentreffen »ganz unglücklicher Umstände« erklären.

Davon spricht auch der Münchner »Playball«-Betreiber Wolf Clauß, der mit seinem Karussell seit über zehn Jahren auf dem Aschaffenburger Volksfest gastiert. Noch am Unglücksabend hatte die städtische Bauaufsicht seine Anlage untersucht. Es fand sich kein Hinweis auf schuldhaftes Verhalten.

Dennoch wird der am Unglücksabend von Wolf Clauß freiwillig stillgelegte »Playball« auf dem diesjährigen Volksfest nicht mehr laufen. Dies hat die Stadt gestern verfügt. Jede Gefährdung der Festbesucher müsse ausgeschlossen werden, hieß es mit Hinweis auf die ungeklärten Unfallursache und das ausstehende Sachverständigen-Gutachten.

Der Vater des Jungen steht unter Schock und konnte bisher nicht befragt werden. Der Neunjährige war am Dienstagabend aus einer Gondel geschleudert worden. Er hatte neben seinem Vater gesessen. Das Kind flog 20 Meter weit und stürzte auf einen Toiletten-Container. Es erlitt schwerste Kopf- und Brustverletzungen.
Gabriele Fleckenstein

(c) Main Echo

MfG

Marcus