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Beitrag Nr.: 4954
Beitrag Nr.: 21
#21, RE: ...und das Urteil lautet...
Geschrieben von Maccoaster am 21-Mai-04 um 16:31 Uhr

Halli-Hallo,

nun geht diese Geschichte dann doch ihrem Ende endgegen. Gestern wurde das Urteil im Prozess gesprochen und unser "Ex-Spree-Park-Chef" ist wohl nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen.

Artikel aus der Berliner Morgenpost vom 21.5.2004:

Sieben Jahre Haft für Ex-Spreeparkchef


Von Sabine Flatau


Norbert Witte mit seiner Mutter im Gerichtssaal. 167 Kilo Kokain wollte der Ex-Spreeparkbetreiber im Karussell "Fliegender Teppich" schmuggeln

Foto: Lässig

Zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren hat das Berliner Landgericht den Schausteller Norbert Witte verurteilt, weil er 167 Kilogramm Kokain schmuggeln wollte. Das Strafmaß blieb weit unter der Höchststrafe, da Witte schwer krank ist.

Eine ungewöhnlich große Menge Rauschgift, ein ungewöhnlich mildes Urteil, ein ungewöhnlicher Straftäter: Kaum hatte die Richterin am Mittwoch das Ende der Verhandlung verkündet, ging Witte nach vorn und schüttelte der Reihe nach den Schöffen, den Richtern und der Oberstaatsanwältin die Hand. Fast ein wenig der alte, leutselige Norbert Witte aus Spreeparkzeiten.

Doch die liegen weit zurück. Weil das Geschäft mit den Karussells im Plänterwald nur noch rote Zahlen schrieb, hatte Witte seine Hoffnungen auf ein neues Leben in Südamerika gesetzt. Er war Anfang 2002 mit Ehefrau, fünf Kindern und sechs Karussells nach Peru gezogen. Als auch dieser Traum zerplatzte und das Geld knapp wurde, ließ sich der Schausteller 2003 mit der südamerikanischen Drogenmafia ein. Er plante gemeinsam mit seinem Sohn und mehreren Peruanern, das Rauschgift von Lima nach Holland zu transportieren und in Deutschland zu verkaufen. Mehr als 200 Päckchen mit reinem Kokain fanden peruanische Ermittler im Karussell "Fliegender Teppich" auf dem Gelände von Wittes "Lunaparks" in Lima. Sein Lohn für den Transport sollten 700 000 Dollar sein. Als der Deal Anfang November 2003 aufflog, war der 49-Jährige wegen einer Herzoperation in Berlin und wurde verhaftet. Zum ersten Mal in seinem Leben. Doch der Justiz ist er kein Unbekannter. Norbert Witte ist seit 1983 mehrfach vorbestraft und ließ sich fahrlässige Tötung, Urkundenfälschung, fahrlässige Brandstiftung und Körperverletzung zu Schulden kommen. "Er hat sich langsam gesteigert", so die Richterin. Für sie und die anderen Mitglieder der 12. Großen Strafkammer ist die gewaltige Rauschgiftmenge kein alltägliches Delikt. "167 Kilogramm reines Kokain - das hatten wir noch nicht."

Dennoch bleibt das Urteil weit unter der Höchststrafe von 15 Jahren. Vor allem, weil sich der Schausteller ein schweres Herzleiden zugezogen hat. Ein Teil des Herzmuskels sei dauerhaft geschädigt und seine Lebenserwartung deutlich vermindert, führt die Juristin aus. "Wir müssen ihm die Möglichkeit eröffnen, noch ein Leben in Freiheit zu führen."

Zu Wittes Gunsten spreche, dass er ein umfassendes Geständnis abgelegt habe. Die Beweisaufnahme wäre ohne seine Hilfe sehr mühsam geworden, denn alle anderen Beteiligten seien in Peru. Er habe deutliche Reue und Einsicht gezeigt, zudem bei der Aufklärung einer anderen Tat geholfen und damit klar gemacht, "dass er sich künftig rechtstreu verhalten möchte". Außerdem: Das Kokain sei nie in die Hände von Konsumenten gelangt, unterdessen sei es nach Angaben peruanischer Behörden bereits verbrannt. Auch die traurige Bilanz des Familienvaters, der seinen Sohn in das Drogengeschäft verwickelte und dessen Frau die Scheidung eingereicht hat, zieht die Richterin in Betracht.

Als sich die Türen des Gerichtssaales nach der Verhandlung schließen, bleibt Norbert Witte mit seiner Mutter im Raum zurück. Sein Verteidiger Adrian Stahl ist zufrieden mit dem Urteil: "Das Gericht hat maßvoll entschieden." Witte muss die Kosten des Verfahrens tragen und bleibt in Untersuchungshaft. Dass er sieben Jahre hinter Gittern verbringt, ist allerdings kaum anzunehmen. In ihrem Plädoyer hatte Oberstaatsanwältin Barbara Zoller dem Angeklagten die so genannte Zwei-Drittel-Regelung in Aussicht gestellt. Verteidiger Stahl: "Dann hätte er noch vier Jahre und vier Monate abzusitzen." Wahrscheinlich ist jedoch, dass die Ärzte dem Schausteller Haftunfähigkeit bescheinigen.