Zurück
URL: https://Freizeitparkweb.de/cgi-bin/dcf/dcboard.cgi
Foren-Name: Allgemeines Forum
Beitrag Nr.: 4178
Beitrag Nr.: 0
#0, Ich bin ein Belaner !
Geschrieben von Tilly am 11-Mar-03 um 15:52 Uhr
„Ich bin ein Belaner“
Countdown in „Belantis“: In drei Wochen öffnet der größte Freizeitpark des Ostens, er soll jährlich über eine halbe Million Besucher in den Südraum Leipzig ziehen
Von Thomas Schade

Vom Aussichtspunkt Zitzschen kreist der Blick über das gigantische Restloch des Tagebaus Zwenkau. Auf dem Grund in 45 Metern Tiefe läuft das Wasser bereits zusammen. Die hässliche schwarz-braune Mondlandschaft aus Millionen Tonnen Abraum wird langsam in den Fluten versinken. Am Rande demontieren einige Männer noch die rostigen Reste der Förderbrücke. Fast achtzig Jahre bestimmte der Bergbau den Gang der Dinge hier im Leipziger Süden. Vor zwei Jahrzehnten fiel der tausendjährige Ort Eythra mit seinem Schloss den Baggern zum Opfer. Nun wächst auf dem alten Siedlungsflecken Zentimeter für Zentimeter der Zwenkauer See. Und mit ihm endet eine industrielle Epoche.

Wandel zur Erholungslandschaft

„Wir erleben den Wandel zur Sport- und Erholungslandschaft“, sagt Ortschronist Dietrich Wünsch~mann und beschreibt auf einer alten Karte, wie sich die Bagger um den Ort herumgefressen haben. Bis 1993. Da gingen die Zwenkauer wieder auf die Straße, bildeten Lichterketten. „,Bis hierher und nicht weiter’, so lautete unser Motto“, sagt Dietrich Wünschmann. 1999 war dann endgültig Schluss.

In dieser Zeit tüftelte ein unternehmungslustiger Radio-Mann namens Erwin Linnebach mit ein paar Freunden an einer Idee, die inzwischen Gestalt angenommen hat. Vom Aussichtspunkt Zitzschen ist sie im Norden fast am Horizont auf der Zwenkauer Kippe zu erkennen. Folgt man der Tagebaukante auf der B 186 werden die Konturen immer deutlicher: Ein neues Schloss und eine ägyptische Pyramide. Noch etwas bescheiden weist ein blaues Schild an der Kreuzung den Weg nach Belantis.

Am 5. April soll die Republik wissen, wo Belantis liegt. Dann wird der erste richtige Freizeit- und Vergnügungspark in den neuen Bundesländern eröffnen. Ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant, „aber dafür solide gerüstet“, sagt Nikolaus Job, der Geschäftsführer.

Noch gleicht der Park einer Baustelle. Aber in der montäglichen Lagebesprechung wird der Eröffnungstermin immer lauter genannt und die Zahl der noch verbleibenden Tage immer heftiger wiederholt. Doch Nikolaus Job behält die Ruhe. „Wir liegen gut“, sagt er und schwärmt vom ersten Schnupperwochenende am Sonntag vor acht Tagen. Mit tausend Neugierigen hatten sie gerechnet. Dann kamen trotz Regen etwa 9 000 Besucher. Die Erwartungen seien groß, sagt Job. Der Spezialist für Freizeitdienstleistungen ist derzeit im grauen Geschäftsanzug und mit grellgelben Gummistiefeln in Belantis unterwegs, kontrolliert Baustellen oder bereitet die TÜV-Abnahmen der FuhrgeschäftE vor.

Vor dem Fantasie-Schloss mit goldener Spitze erläutert Jan Noack die Philosophie der Märchenwelt von Belantis. Auf rund 25 Hektar haben die Bauherren begonnen, eine mittelalterliche Weltkarte nachzubauen. Noack zeigt zum Mittelmeer und zum italienischen Stiefel. Auf dem rund vier Kilometer langen Spaziergang hätten die Bauherren versucht, „eine Balance zu finden aus Spaß, Erlebnis, Aktivität, Ruhe und Erholung“, sagt Noack. Die Tour führt die Besucher in das „Tal der Pharaonen“, an den „Strand der Götter“, wo eine Bootsreise a` la Odysseus lockt. Der beschwerliche Weg über die Alpen wird durch das Gletscherrutschen 15 Meter in die Tiefe erleichtert. Im „Land der Grafen“ ist ein kleines Rothenburg ob der Tauber mitten in der Pampa des Leipziger Südens entstanden. In Old England auf der „Insel der Ritter“ warten Robin Hood und ein Drachenritt auf der Achterbahn, die immerhin Tempo 70 erreicht. Je nach Abenteuerlust werde der Besucher in Belantis fünf bis sieben Stunden unterwegs sein, glaubt Pressesprecher Jan Noack.

Eine Zeitreise, am Reißbrett geplant

Der in Leipzig lebende Architekt Rüdiger Renno hat die Zeitreise „quasi am Reißbrett geplant“, sagt der junge Mann aus dem Badischen, der im sächsischen Mittweida studiert hat und Belantis als „hervorragende Chance“ betrachtet. Mit Jan Noack werden rund 200 Mitarbeiter in dem Vergnügungspark einen Job finden. Wer bereits hier arbeitet, trägt eine rote Jacke und hat als besondere Spezies auch schon einen Namen: „Ich bin ein Belaner“, sagt Noack.

Dieser Tage versinkt der Zeitreisende aber noch knöcheltief im Schlamm von Belantis. Im „Tal der Pharaonen“ werden mit einem Kran die letzten der 5 500 Platten an der 30 Meter hohen Pyramide montiert. Die Stahlkonstruktion bereitete die größten Probleme und verursachte schließlich auch den Zeitverzug. Doch schon in diesen Tagen wird der Nil geflutet. Er treibt den Besucher bei seiner Bootsfahrt in das Innere der Pyramide. Eine unsichtbare Kraft trägt das Boot nach oben, bis sich schließlich vor dem staunenden Besucher ein Tor öffnet. Die Freude am herrlichen Panorama ist nur kurz, denn es folgt eine Sturzfahrt aus 26 Meter in die Tiefe. Noch hat keiner den Sturz „überlebt“. Aber Jan Noack ist sicher, es wird eine der Attraktionen.

In 19 Monaten hat die Event Park GmbH, ein Konsortium von Radiomachern, hier für fast 50 Millionen Euro ihre „absolut familientaugliche Märchenwelt“ zwar sprichwörtlich in den Sand gesetzt. Aber die unternehmerischen Risiken seien gering, glauben die Betreiber. Belantis ist der jüngste von über 40 Vergnügungsparks in Deutschland und neben einer Westernstadt im Ostharz das erste größere Spektakel dieser Art im Osten. So schwärmen die Betreiber auch von einem Besucherpotenzial von rund zehn Millionen Menschen. Etwa 500 000 Besucher müssten schon kommen in den 32 Wochen, in denen der Park geöffnet ist. Dann rechne sich das Geschäft, heißt es bei Belantis. „Wir haben nicht das Spektakulärste, aber das Neueste, und ein Besuch bei uns ist billiger im Vergleich zu ähnlichen Parks“, argumentiert der Pressesprecher. Eine eigene Anschlussstelle an die künftige Autobahn 38 soll die Anfahrt auch aus größeren Entfernungen erleichtern.

Jüngste Branchenuntersuchungen bescheinigen vielen deutschen Freizeitparks eine gute Geschäftsentwicklung. Viele würden deshalb in „immer spektakulärere und damit teurere Attraktionen investieren“, so eine Untersuchung der ZDF-Redaktion WISO. Genau das fürchtet auch Klaus Bastian aus dem Nachbarort Knautnaundorf. „Wir erleben erst den Anfang“, sagt der Mann, der vor zwei Jahren eine Bürgerinitiative formierte, um das Projekt zu hinterfragen. Der Park war nämlich anfangs heftig umstritten. Kommunale Amtsleiter und Bürgeraktivisten verbrachten ihre Urlaubstage in diversen Vergnügungsparks im Westen, „um zu studieren, was da auf uns zukommt“, sagt Klaus Bastian. Kommunen, Einwohner und der Bergbaubetrieb hatten Ende der 90er Jahre gerade das Projekt vom „Neuseenland“ entwickelt, um die Idee von der naturnahen Erholung zu verwirklichen. Auf dem benachbarten Cospudener See kreuzen schon die Segelboote. Auf der Zwenkauer Kippe war der Bergbau schon dabei, wieder aufzuforsten. „Plötzlich sollte das industrielle Vergnügen kommen“, erinnert sich Klaus Bastian.

Florida ist schon in Sicht, aber kein Orlando

Als bekannt wurde, dass die besten Wohnlagen Markkleebergs im Schallkegel einer Freilichtbühne liegen, zog die Stadt vor Gericht. Schließlich einigten sich die Kontrahenten friedlich. Die Eventpark verzichtete auf die Bühne und die Gartenstadt zog ihre Klage zurück.

Stattdessen können Familien nun auf ihrem Spaziergang zur iberischen Halbinsel in einem richtigen Zirkuszelt Pause machen. Dort studieren Belaner mit den Kindern schon bald kleine Shows ein, die dann vor den Eltern aufgeführt würden, erläutert Jan Noack. In dem kleinen Fischerdorf „Caldetas“ an der „Atlantikküste“ erwartet schließlich eine zünftige „Bodega“ ihre Gäste. Noch pflastern hier Handwerker eifrig die Wege. Drüben am anderen Ufer des „Mittelmeers“ bepflanzt ein Landschaftsgärtner den „italienischen Stiefel“. Bald kommen Hunderte Quadratmeter Rollrasen. Dann legt sich das frühlingshafte Grün über die Belantis-Welten. Dann wird auch der Atlantik seinen endgültigen Wasserstand erreichen und die „Santa Maria“ umspülen, eine stattliche Schiffsschaukel mit 60 Plätzen, die sich bis in eine Höhe von 20 Metern hinaufschwingt. Vom Ufer aus zeigt Jan Noack gen Westen. „Da drüben liegt schon Florida“, sagt er und meint eine kleine Landzunge. Sie gehört zu dem großen Teil des Parks, der noch unbebaut ist und bei den Bürgerbewegten allerlei Befürchtungen weckt. Doch die Macher von Belantis beschwichtigen: ein sächsisches Orlando mit einer gigantischen Vergnügungsindustrie werde hier nicht entstehen.
(C) SZ-Online.de

Foto hier zu:
http://www.sz-online.de/nachrichten/fotos.asp?artikel=458465

Time for Fun.......I love Irish Step Dancing
!!New www.COASTERNET.de !!