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Foren-Name: Modellbau
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Beitrag Nr.: 29
#29, RE: Neues von der Märklin-Pleite
Geschrieben von larsi am 25-Feb-09 um 13:51 Uhr

Schlammschlacht gefährdet Zukunft von Märklin


dpa Der bisherige Besitzer der Spielzeugfirma liefert sich einen juristischen Schlagabtausch mit dem Insolvenzverwalter. Der Finanzinvestor will nicht den Vorwurf auf sich sitzen lassen, er habe Märklin ausgeplündert. Das Gerangel bedroht die Zukunft des Traditionsunternehmens.

Die Investition der Firma Kingsbridge beim insolventen Spielwarenhersteller Märklin ist ein einziger Misserfolg. Der Finanzinvestor kam, sah und verlor sein ganzes Geld. Was er nun offenbar nicht auch noch verlieren will, ist den Ruf, ein seriöses Unternehmen zu sein. Deswegen geht Kingsbridge nun mit juristischen Mitteln gegen Insolvenzverwalter Michael Pluta und seine Kanzlei vor. Die Treuhänder hatten dem Investor indirekt Ahnungslosigkeit, fahrlässiges Verhalten und teils sogar böse Absichten bei der Investition in den Spielzeughersteller unterstellt.

Märklin hatte Anfang Februar Insolvenz angemeldet. Betroffen davon sind derzeit nur die deutschen Standorte mit rund 700 Beschäftigten, die meisten davon in Göppingen nahe Stuttgart. Das ungarische Werk konnte seinen Verpflichtungen bislang noch nachkommen. In der Folge war bekannt geworden, dass innerhalb dreier Jahre 40 Mio. Euro an Beraterhonoraren bezahlt wurden. Nennenswerten Gewinn hat das Unternehmen mit rund 120 Mio. Euro Jahresumsatz in dieser Zeit nicht gemacht.


Kurz nach der Pleite unterstellte der Insolvenzverwalter nun den Investoren in einem Interview, Kingsbridge habe Zwischengesellschaften aufgebaut, um zu verhindern, dass jemand die Geldgeber in Haftung nehme. Plutas Statthalter Fritz Zanker legte zwischenzeitlich noch nach: Der Investor habe Märklin regelrecht ausbluten lassen und Mitarbeitern Schweigegeld bezahlt, damit sie dieses Vorgehen verschweigen.

Gegen diese Vorwürfe läuft Kingsbridge nun Sturm. "Die Behauptungen des Insolvenzverwalters sind absurd und völlig unwahr“, teilte Mathias Hink, Partner von Kingsbridge, mit. Es sei möglicherweise nicht alles richtig gemacht worden. Dennoch habe der Investor alles versucht, um für das zum Zeitpunkt der Übernahme bereits vor der Insolvenz stehende Unternehmen Märklin eine Zukunft zu schaffen.

Die Anwälte Hinks sprachen in ihrem Unterlassungsverlangen sogar von „Kriminalisierung“ der Investoren. Die Äußerung Plutas mit den Zwischengesellschaften sei zudem ehrschädigend, weil sie unterstelle, dass Kingsbridge von vornherein mit der Entstehung von Haftungsansprüchen gerechnet habe – was durchaus juristische Folgen haben könnte, wenn es unwidersprochen bleibt. Die Kingsbridge-Anwälte verlangen nun eine Unterlassungserklärung von Pluta und seinen Kollegen. Weitere rechtliche Schritte erfolgten mit „hoher Wahrscheinlichkeit“, so ein Sprecher. Insolvenzverwalter Pluta schweigt. „Wir äußern uns erst, wenn das geprüft worden ist“, hieß es.

Das ist nicht der einzige Brandherd, den Plutas Kanzlei grade in Sachen Märklin bekämpfen muss. Am Dienstag wurde bekannt, dass der Geschäftsführer des Märklin-Werks in Ungarn, Karlheinz Menrad, entlassen wurde. Die Sprecherin bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Südwest Presse“. Gründe nannte sie nicht.

Nach Angaben der Zeitung soll Menrad kurz vor der Insolvenz rund 104.000 Euro an die Adler Toys Beteiligungs GmbH überwiesen haben. Chef dieser von der Insolvenz nicht betroffenen Märklin-Dachgesellschaft sei er selbst, heißt es.