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Foren-Name: Kino, Circus, Varieté & Musicals
Beitrag Nr.: 45
Beitrag Nr.: 3
#3, Van Helsing? Besser nicht! (ACHTUNG: SPOILER!)
Geschrieben von vestermike am 12-Mai-04 um 15:40 Uhr

>Was heisst hier durchschnittlicher Film? Der Film war hervorragend!
>Besonders gelungen finde ich, wie die alte Story mit modernen Spezialeffekten vermixt
>ist. Die Computeranimationen sind auf den hoechsten Niveau, und Dracula's Braeute haben
>mir auch sehr gut gefallen...

Durschnittlich war der Film in der Tat nicht - das Wort unterdurchschnittlich wäre passender. Aber mal der Reihe nach...

Nachdem Stephen Sommers ja schon ungestraft den Universal-Klassiker "Die Mumie" vergewaltigen durfte, verwurstet er in "Van Helsing" gleich noch einige andere klassische Gruselgestalten mehr. Worum geht's in dem Film? Ein im Auftrag der Kirche operierender "Monsterjäger" muß mit Hilfe eines Mönchs und Kate Beckinsale Dracula töten, der mal wieder Böses im Sinn hat und sich dabei der Hilfe von Dr. Frankenstein, Werwölfen und anderen unappetitlichen Gestalten bedient. Leider hört sich das ganze viel origineller an als es wirklich ist.

Den ersten "Schock" bekommt man schon gleich nach wenigen Minuten, wenn Richard Roxburgh als Obervampir zum ersten Mal auf der Leinwand zu sehen ist. Was die deutsche Synchronisation hier abgeliefert hat, ist ein Dracula, der mehr an die unfreiwillig komischen Auftritte von Bela Lugosi in Burton's "Ed Wood" erinnert. Eine dermaßen lächerliche Interpretation einer klassischen Horrorgestalt hat man zuletzt in der Mel-Brooks-Version von Dracula gesehen - aber dort sollte es auch lustig sein.

Das Gruselkabinett der schlechten Darstellungen und Drehbücher geht dann auch gleich weiter, wenn die Sommersche Version von James-Bond-Gimmick-Ausstatter Q (oder seit neuestem auch R) auftaucht - der Monsterjägerausstatter in der Mönchskutte (lieblos gespielt von David Wenham) soll ein paar humoristische Elemente in den Film bringen, nervt aber spätestens nach 10 Minuten wie die Hölle.

Und so zieht sich der Reigen der schlechten Einfälle durch 130 Minuten, bis der Film schließlich am Ende mit einem superätzendem Kitschfinale eindrucksvoll beweist, wie man harte Dollars für Dünnpfiff in den Gully schmeißen kann. Da nützt der hilflos gegen so viel Dummheit ankämpfende Hugh Jackman nichts mehr, auch die wie immer nett anzuschauende Kate Beckinsale kann das Machwerk nicht mehr retten.

Und als ob all dies nicht schon schlimm genug wäre, liegen die meisten CGI-Effekte von der Qualität irgendwo zwischen PS2 und XBox. Teilweise erinnern die Kämpfe zwischen den Untoten wie eine auf Leinwandgröße aufgeblähte Version von Primal Rage. Mr. Hyde wirkt sogar schon fast so, als ob er geradewegs aus "Shrek" stammen würde - für einen Cartoon sicherlich eine gute CGI-Leistung - für eine reale Darstellung von Mr. Hyde einfach nur katastrophal.

Wem es reicht, 130 Minuten lang einen schönen Soundtrack zu hören, kann sich den Film durchaus anschauen. Wer aber Handlung, gute Schauspieler, tolle Effekte und viel Spannung erwartet, sollte einen großen Bogen um diesen Film machen!

Mike