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Foren-Name: Kino, Circus, Varieté & Musicals
Beitrag Nr.: 421
Beitrag Nr.: 11
#11, RE: Der Schuh des Manitu geht nach Berlin....
Geschrieben von Vampir am 27-Nov-09 um 11:37 Uhr

Vorgestern abend war es dann soweit und ich habe mir den Schuh des Manitu in Berlin angesehen. Ich war anfangs relativ skeptisch, aber die verdammt gute Cast hat mich dann doch ins Theater des Westens gezogen.
Wider Erwarten hatten wir an einem Mittwoch komplette First Cast. Das Theater war erschreckend leer. Es war lediglich das Parkett geöffnet und das war auch nur zur Hälfte gefüllt. Wieder mal ein Beweis dafür, dass Berlin einfach keine Stadt für Musicals ist... (Klar, bei Else und den Vampiren war es relativ voll, aber diese Stücke sind auch Kassenschlager, die überall die Theatersäle füllen. Selbst bei Cats war der Laden leer)

Im Vorfeld hat mich die Cast davon überzeugt, dass ich nach Berlin fahren sollte und nicht das Stück selbst. Dass man hier kein großes Musical erwarten kann ist klar. Zur Abwechslung diese Art Musical allerdings auch mal ganz nett. Ich bin also mit gemischten Gefühlen ins Theater und in gewisser Weise auch mit diesen wieder raus.
Wider Erwaren hatten wir an einem Mittwochabend die komplette Premierenbesetzung auf der Bühne stehen. Wenn ich es nicht schwarz auf weiß auf meiner Besetzungsliste stehen hätte, würde ich es bis jetzt nicht glauben.
Das Bühnenbild ist ganz im Westernstil gehalten. Die eigentliche Hauptbühne ist eingerahmt von einer Art Western Saloon. Oberhalb sieht man dann das komplette Orchester auf einem Balkon. Im Hintergrund befindet sich eine Leinwand, die insbesondere bei den Ausritten und bei der Lorenfahrt am Ende sehr gute Effekte erzielt. Alles in allem sehr schöne und passende Kulissen.
Die Beurteilung der Musik ist sehr schwer. In gewisser Weise schwingt die Musik eher im Hintergrund mit und ist nicht im Mittelpunkt dieses Musicals. Herausragend waren eher die Qualtitäten der Darsteller, die aus kleinen Liedern große Momente machten. Insbesondere ist hier Thomas Klotz hervorzuheben, der mit dem frühen Tod des falschen Hasen eine große Szene gibt. Sowohl gesanglich als auch schauspielerisch bleibt er in Erinnerung, was wohl aus seiner starken Bühnenpräsenz resultiert. Große Dramatik gepaar mit großer Ironie. Einfach genial
Das Lied, das einem am stärksten im Gedächtnis bleibt ist "Wieder mal am Marterpfahl" von Ranger alias Mark Seibert. Hier erlebt man dann doch ein klassisches Stück Musical mit einer starken Gesangsdarbietung. Auch ansonsten füllt er seine Rolle sehr gut aus. Einfach eine perfekte Wahl. In Kombination mit Mathias Schlung vergisst man glatt, dass diese Rollen eigentlich von Christian Tramitz und Bully gespielt worden sind. Man wird nur kurzzeitig daran erinnert, wenn Mathias alias Abahachi die Nase vor Freude "rümpft".
Anders ist das bei Winnitouch alias Veit Schäfermeier. Er ist ein brillanter Darsteller mit einer genialen Stimme, aber mit einer so undankbaren Rolle. Man kennt die Gags bereits aus dem Film, die Überraschung mit dem schwulen Bruder ist auch dahin und wirklich große Lieder hat er auch nicht bekommen. Er holt unglaublich viel aus dieser Rolle heraus und bietet eine perfekte Show, wie man es von ihm gewohnt ist. Allerdings wird er vom Publikum eher belächelt, als dass man herzlich mitlacht. Wenn man hier einen größeren Abstand vom Film genommen hätte, hätte es der Story ein wenig Frische und Aufwind gegeben. Wobei die Szene mit der Badewanne schon ein Highlight ist
Dimitri, gespielt von Detelf Leistenschneider, sei noch zu erwähnen. Auch wieder ein genialer Darsteller mit verschwindend kleiner Rolle, den man durch seine Präsenz in jedem Ensemble Stück heraushört. Er hat natürlich den Song, der die Stimmung im Saal anheizt mit "Ich trinke Ouzo". Und erzielt die meisten Lacher mit den Vertauschten Silben und natürlich mit Apollo 13.
Die einzige Frau auf weiter Flur, Michelle Spieltelhof, macht ihre Sache gut. Rein optisch passt sie perfekt in die Rolle. Gesanglich souverän, aber nicht umwerfend. Sie singt sehr leiste und sehr einfühlsam, doch dafür fehlt an manchen Stellen einfach die Kraft.
Ingo Brosch als Santa Maria geht ziemlich unter. Souveräne Leistung ohne Ecken und Kanten. Man hat ihn vergessen, sobald der Vorhang unten ist.

Unterm Strich kann man sagen, dass das Stück ziemlicher Klamauk ist, der aber sehr viel Spaß macht. Die Lieder sind sehr gut und sehr passend, aber eben kein großes Musical, sondern eher eine Untermalung der Geschichte und für gute Stimmung. Einzige Ausnahmen sind "Wieder mal am Marterpfahl" und "Wünsche werden wahr", die schon eher ans Klassische Musical erinnern.
Man wird es nicht bereuen, wenn man es sich angesehen hat. Man darf halt nicht vergessen, dass es, anders als bei den ganzen anderen Spaßmusicals, auch aus der Hand von Bully Herbig kommt, der seine Sache immer sehr gut und sehr professionell macht.
Schauts euch ruhig mal an