Zurück
URL: https://Freizeitparkweb.de/cgi-bin/dcf/dcboard.cgi
Foren-Name: Phantasialand
Beitrag Nr.: 1578
Beitrag Nr.: 33
#33, RE: Neue Phantasialand-Homepage
Geschrieben von Marco am 28-Mar-02 um 14:14 Uhr

Hi!

@Chino32: Klar, von Design und Übersichtlichkeit her gefällt mir die neue Seite zu 100%. Meine Kritik bezieht sich einzig und allein auf die technischen Aspekte.

@stefank86: Ich will hier keine Vorlesung über Prinzipien, Ideen und Historie des Internet halten; darüber rede ich an der Uni oft genug. Aber ein paar Sachen dazu muss ich schon klar stellen. Netscape fing damals an, sich nicht an W3C-Standards zu halten, sondern die eigene Marktmacht zu nutzen, um eigene Standards durchzudrücken. Die ganze Frametechnik, die bis heute zu für Suchmaschinen, barrierefreien Zugang etc. denkbar ungeeignet ist, resultiert nur daraus, dass Netscape nicht auf einen durchdachten Standard warten wollte. Damals war der Marktanteil von Netscape noch so hoch, dass sie sowas durchsetzen konnten. Als der Marktanteil von Microsofts IE langsam anfing zu steigen und man merkte, dass Netscape sich auf seinen Lorbeeren ausruht, begann auch Microsoft, sich nicht um Standards zu scheren.

Jetzt gibt es ein Problem: Die Idee des Internet basiert darauf, Informationen austauschen zu können ohne Rücksicht nehmen zu müssen, welche Hardware, Betriebssystem und Anwendungssoftware der andere hat. Das war nämlich damals nicht möglich und gerade für die Wissenschaft und damit auch für die Wirtschaft extrem schlecht. Dann kam die Zeit von Tim Berners-Lee und dem WWW. Die Offenheit und Plattformunabnhängigkeit ist nicht nur einer der Gründe, für den immensen Erfolg und die Alltagsdurchdringung des Internet, sondern auch für die weitere Entwicklung unabdingbar.

Stell Dir vor, wo Wissenschaft, Wirtschaft und die Menschheit insgesamt heute stünden, wenn bei der Erfindung des Buchdrucks verschiedene Leute verschiedene Standards eingesetzt hätten und man heute ein Buch/Zeitung/Zeitschrift, dass man in München gekauft hat, in Berlin nicht lesen könnte, sondern den Inhalt dort nur mit neuen Standards veröffentlichen könnte. Da jeweils weniger Menschen erreicht würden, entstünde zusätzlich der Nebeneffekt, dass Wissen und Bildung unbezahlbar würden, sofern sie überhaupt zugänglich wären.

Oder ein Beispiel, dass etwas mehr Praxisbezug hat: Wie wäre es, wenn man aus Deutschland nicht nach Frankreich anrufen könnte, weil andere Standards existieren würden und es auch keine Gateways zwischen diesen gäbe.

Wenn das Internet sein ganzes Potential entfalten soll und als Informations- und Kommunikationsmedium gleichwertig neben Buch, Zeitung, Zeitschrift, Radio, Fernsehen, Telefon etc. stehen soll, dann kann man auf diese Standards nicht verzichten, genau wie in den genannten Bereichen ja auch Standards gelten.

Um früher möglichst viele Leute erreichen zu können, musste man also für jeden Browser eine separate Site entwickeln und dann per Browser-Ident dem Nutzer die passende Seite zu schicken.

Dass das für eine echte Professionalisierung des Netz nicht tragbar war, liegt wohl auf der Hand.

Deshalb hat sich irgendwann mal das Web Standards Project gebildet, dass es sich zum Ziel gemacht hat, für die Entwicklung und Einhaltung offizieller, allgemeiner Standards zu kämpfen.

Um das Ganze etwas abzukürzen: Opera kam und bot die beste Unterstützung der offiziellen Standards. Das Mozilla-Projekt wurde gegründet, mit dem Ziel dies auch zu realisieren und sogar Microsoft hält sich mittlerweile (dank des Drucks aus der Industrie und der Medien) ziemlich gut an die Standards.

Mittlerweile hat sich das Web Standards Project sogar weitgehend zurückgezogen, da die Aufgabe zur Hauptsache erfüllt ist.

Aber jetzt kommt das grosse Problem: Manche Hersteller unterstützen halt nicht nur die allgemeinen Standards, sondern bieten auch eigene, wie z.B. der Marquee-Tag im IE, um mal ein ganz simples Beispiel zu nennen. Die Entwickler, die sich an die allgemeinen Standards halten habens gut. Die schreiben nur eine Seite, die trotzdem überall läuft. Und die Autraggeber erreichen mit Ihrer Investition den maximal möglichen Kundenkreis. Und auch, wenn irgendwann mal TVs mit Brosern ausgerüstet werden, brauchen diese Leute sich keine Sorgen zu machen, dass Ihre Kunden über diesen Kanal nicht an die Infos kommen.

Die Leute, die (obwohl mittlerweile nicht mehr nötig) browserspezifisch entwickeln haben dagegen ein Problem. Entweder sie stecken viel Zeit, Arbeit und Geld um 100 mal das Rad neu zu erfinden, oder sie entwickeln nur für den Marktführer und nehmen in Kauf, die anderen potentiellen Kunden nicht zu erreichen und teilweise zu verlieren.

Deinen Spruch "Nieder mit dem Navigator" kann ich was die 4er-Version betrifft teilen. Da dieser nicht weiterentwickelt wird und sich so gut wie nirgends an Standards hält, ist es zu verschmerzen, dass die PL-Seite auf ihm nicht richtig läuft. Der Marktanteil vom 4er ist auch nur deshalb so gross, weil die 6er Generation, die auf Mozilla basiert und nur mit AOL-Dreck erweitert wird, noch nicht schnell genug läuft. Ahber wie gesagt, bei einer professionell erstellten Seite kannst Du IE, Netscape/Mozilla, Opera und eventuelle zukünftige TV-Browser gleichermassen erreichen.

Nun noch was zu den aktiven Inhalten: Wo möglich, sollte man Alternativen wie CSS (Cascading Style Sheets) einsetzen, aber selbst, wo eine Animation oder ähnliches damit (noch) nicht zu realisieren ist, sollte man dafür sorgen, dass auch bei Deaktivierung dieser Techniken die Seite zugänglich ist. Vielleicht nicht mir funkelnden Sternen und hopsenden Figürchen, aber wenigstens die eigentlichen Inhalte. Denn auf die Inhalte kommt es schliesslich an. Das Design dient nur zum ansprechenden, ergonomischen Transport der Inhalte. (Form follows function!)

Ausgerechnet der einzige Browser, auf dem die Seite läuft, unterstützt bei Aktivierung aktiver Inhalte den Fremdzugriff auf den eigenen PC. Selbst wenn Microsoft mal komplett andere Sicherheitsmechanismen wie z.B. eine Sandbox, Trennung zwischen Anwendungs- und Systemcode einführt, ist es im Interesse der zukünftigen Entwicklung, dass trotzdem allgemeine Standards verwendet werden. Aber so lange selbst diese Sicherheit nicht gegeben ist, ist es nicht nur wünschenswert, sondern Pflicht!

Marco
PS: Sorry, wenn ich vielleicht teilweise ein wenig akademisch/oberlehrerhaft argumentiert habe, aber mir liegt es halt am Herzen, dass Information und Kommunikation auch in Zukunft optimal laufen. Und gerade bei meinem Lieblingspark PL tut es mir einfach in der Seele weh, wenn ich sehe, wie viel Geld in Webung gesteckt wird, mit der man nicht das Publikum erreicht, das man erreichen könnte.