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Freizeitparks: Der Erfolg hängt letztlich auch von Petrus ab
13-Apr-04, 10:00 Uhr ()
Ein Artikel aus der Südwest Presse über den Saisonstart der südwestdeutschen Parks:

Erneut hohe Investitionen in die Attraktivität der Anlagen
Freizeitparks: Der Erfolg hängt letztlich auch von Petrus ab
Legoland nutzt Technik von Industrierobotern - Ravensburger Spieleland setzt auf den "Raketenblitz"


Die Saison für die Freizeitparks hat wieder begonnen. Besonders in Süddeutschland haben Groß und Klein die Qual der Wahl. Mit Millionen-Investitionen locken die Parks in Rust, Günzburg oder Meckenbeuren ihre Fans und hoffen dabei selbst, auf ihre Kosten zu kommen.

RAVENSBURG/GÜNZBURG KAREN EMLER

Hätte Karl Heinz Horn bei Petrus einen Wunsch frei, würde der folgendermaßen lauten: "Konstant 25 Grad und leicht bewölkt". Denn das sind die idealen Bedingungen, um Besucher in einen Freizeitpark zu locken, sagt der Vorstand der Ravensburger Spieleland AG. Regen ist ebenso schlecht für das Geschäft wie zuviel Sonne. Letzteres haben die Betreiber 2003 erlebt. Deswegen sind die Besucherzahlen auch nicht so sprunghaft gestiegen wie erhofft. In manchen Parks sind sie sogar leicht gesunken.

Branchenprimus ist unverändert der Europapark im badischen Rust, der im vergangenen Jahr 3,3 Mio. zahlende Gäste zählte. Das Günzburger Legoland folgt aus dem Stand heraus mit 1,33 Mio. Besuchern. In Tripsdrill (bei Ludwigsburg) wurden eine halbe Million Gäste gezählt, im Schwabenpark bei Kaisersbach rund 220 000.

Und alle Parks haben wieder kräftig investiert. Etwa das Legoland. Dort wurden bis zur Eröffnung rund 150 Mio. EUR verbaut und für Attraktionen ausgegeben. Jetzt werden für die dritte Saison bereits wieder 3,5 Mio. EUR investiert. Das Highlight ist dabei der so genannte Power Builder: Eine auf Industrierobotern des Augsburger Spezialisten Kuka basierende Fahrattraktion, bei der der Gast Geschwindigkeit und Dynamik selbst bestimmen und sich nach Herzen durchschütteln lassen kann. Die zehn Roboterarme lassen 70 verschiedene Bewegungen in fünf Schwierigkeitsgraden zu. Macht insgesamt rund 1,4 Milliarden Möglichkeiten.

Kaum möglich, dies in einem normalen Menschenleben auszutesten - und schon gar nicht in einer Saison. Dabei hat Legoland die Jahreskarten weitaus günstiger als bislang (39 EUR/35 EUR für Erwachsene/Kinder) gestaltet, um damit mehr Besucher anzulocken, die sich auf dem 60 Hektar großen Gelände mit 40 Attraktionen und Shows und 50 Mio. eingebauten Lego-Steinen vergnügen sollen. Geschäftsführer Stig Blicher rechnet auch mit einer deutlich ansteigenden Besucherzahl.

Sechs bis acht Jahre

Die benötigt er auch, um die Investitionen in das Legoland mittelfristig wieder hereinzuspielen. Mit "sechs bis acht Jahren" kalkuliert er dabei, wobei "immer wieder neue Attraktionen und Events" nötig seien, betont Blicher. Immerhin sind 140 Mitarbeiter fest angestellt und werden bis zu 900 Saisonkräfte beschäftigt. Ein kolossaler Wirtschaftsfaktor für die Region also, in der sich die Gastronomie über steigende Übernachtungszahlen und höhere Umsätze freut.

Ausreichend Potenzial für neue Kunden ist noch vorhanden. Denn bislang kamen "erst" etwa 15 Prozent der Familien nach Günzburg, die Legoland ansprechen will. Und das sind alle im Umkreis von bis zu zwei Fahrstunden rund um das bayerisch-schwäbische Städtchen, das also auch Kundschaft in Österreich und der Schweiz im Auge hat. Die genauen Umsätze will Blicher nicht nennen. Aber in der Branche ist es kein Geheimnis, dass eine vierköpfige Familie im Durchschnitt rund 100 EUR in einem der vielen Parks in Deutschland ausgibt - für Eintritt, Essen und Getränke sowie Souvenirs.

Allerdings hat die Ausgabenbereitschaft in den beiden letzten, konjunkturschwachen Jahren etwas nachgelassen. "Immer mehr Gäste bringen die eigene Verpflegung mit", heißt es beim Verband deutscher Freizeit-Unternehmen.

Rasant in die Röhre

Die Gluthitze des vergangenen Jahres hat auch die Umsätze im Ravensburger Spieleland leicht ausgedörrt: Die Erlöse sanken von 5,6 Mio. auf 5,1 Mio. EUR bei 310 000 Besuchern nach 350 000 im Vorjahr.

Für die laufende Saison rechnet Spieleland-Manager Horn aber wieder mit mehr Belebung für das "größte Spielzimmer der Welt", wie das Spieleland sich selbst tituliert. Um die Besucherzahlen zu steigern, hat die Ravensburger Spieleland AG tief in die Tasche gegriffen: Das Unternehmen, das zum Spiel- und Buchverlag Ravensburger AG gehört, investierte 1,5 Mio. EUR.

Davon floss allein 1 Mio. EUR in eine Einzelattraktion, den "Fix & Foxi Raketenblitz": Zwei Piloten schießen in einem raketenähnlichen Gefährt mit bis zu 40 Stundenkilometern durch ein Röhrensystem.

Das Angebot ist dazu gedacht, auch älteren Kindern und Jugendlichen den Besuch im Ravensburger Spieleland attraktiv zu machen. Für diese Zielgruppe bietet zudem das neue "Super-Mario-Haus" Spielkonsolen an. Um sich gegen neuerliche Hitzewellen zu wappnen, gibt es Wasserspiele, bei denen Springbrunnen per Zufallsgenerator aktiviert werden.

Die Grundidee des Spielelands, das 1998 eröffnet wurde, hieß "mitmachen" statt "einsteigen und anschnallen". Gemeinsames Spielen und Erleben im Familienverbund stehen im Vordergrund. Aufgegangen ist das Konzept, das auf 6 Themenwelten und rund 25 Hektar ausgelegt ist, bislang nicht. Der Spielepark steckt noch immer in den roten Zahlen. Horn gibt sich aber zuversichtlich, dass 2005 endgültig die Ertragswende gelingen wird.

Um das zu erreichen, "wird in den nächsten Jahren auch rund um das Spieleland viel passieren", sagte Horn. Zur Saisoneröffnung 2005 wird auf dem Nachbargrundstück der "Minimundus-Park" errichtet, den eine österreichische Stiftung betreibt, die mit dem detailgetreuen Nachbau berühmter Baudenkmäler bereits in Klagenfurt erfolgreich ist. Im Visier hat diese Einrichtung, für die es Kombinationstickets mit dem Spielleland geben wird, vor allem Bustouristen.

Günstige Übernachtung

Um Familien aus einem größeren Einzugsgebiet zum Besuch des Spielelands zu bewegen, will sich das Management dafür einsetzen, dass es mehr günstige Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Horn und sein Team arbeiten daran, in unmittelbarer Nachbarschaft einen Campingplatz anzusiedeln. Die Grundstücke, die dafür in Frage kommen, gehören zum Teil der Stiftung Liebenau, zum Teil Privatpersonen. Gespräche mit den Besitzern und der Kommune laufen gerade an.

Nicht nur das Management von Spieleland und der Muttergesellschaft Ravensburger AG hofft, mit den Zusatzaktivitäten in die schwarzen Zahlen zu kommen. Darauf warten auch sehnsüchtig die rund 250 Anleger, die der Real Fonds GmbH & Co KG Freizeitpark angehören. Sie brachten damals in das Spieleland-Projekt umgerechnet 9,2 Mio. EUR ein, die Ravensburger AG investierte 6,1 Mio. EUR. Ursprünglich war den Anlegern schon für das dritte Betriebsjahr ein Gewinn in Aussicht gestellt worden. Bisher jedoch hat sich das Engagement noch nicht rentiert.

Erscheinungsdatum: Samstag 10.04.2004

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