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Foren-Name: Phantasialand
Beitrag Nr.: 3301
Beitrag Nr.: 35
#35, RE: Maus-au-chocolat geöffnet
Geschrieben von MarcelR am 20-Jun-11 um 09:32 Uhr

>Die Thematisierung allein schon im Wartebereich ist einfach Klasse, Disney Niveau. Da
>gibt es soviel zu entdecken, das fällt einen beim ersten oder zweiten durchgehen alles
>gar nicht auf. Das dabei einiges "vergattert" ist muss man der Tatsache schulden das
>sonst leider sicher vieles im Wartebereich verunstaltet würde. Sicher komplett vor
>Vandalismus ist man nie geschützt, aber ohne die Vergatterung würde sicher viel mehr
>beschädigt. Das sehe ich so als notwendiges Übel, das man so akzeptieren sollte.

Ja, da gibt es tatsächlich so viel zu entdecken. Zum Beispiel alle fünf Blechschilder, die, weils halt nicht so viel gab, im exakten Abstand von 4,73 Meter symetrisch an der Wand hängen, damit sie diese "raumgreifend" füllen. Oder eben die Styroporkugelgläser, die in einer solch inflationären Masse daherkommen, dass man damit überschlagene 6,87 Milliarden Torten verzieren könnte. Jedenfalls vermutlich mehr Torten, als die bereits seit dem 1933 ausgestellten Meisterbrief produzierten. Und eben jene Gatterregale, bei denen mir gestern abend zu Hause aufgefallen ist, wo ich diese schonmal im gleichen Farbton gesehen habe: Bei der Bundeswehr in der technischen Instandsetzung. Und zwar als Lagerregale für Werkzeug und Öldosen, die zum Dienstschluss mit einem dicken Vorhängeschloss gegen Diebstahl gesichert werden. Hier wir dort machen solche Regale natürlich den gleichen Sinn - einzig, hier hätte man eine andere Lösung finden können.

Ansonsten wirkt nicht nur auf mich (Barbara war auch sichtlich entgeistert) der ganze Anstellbereich wie eine absurde Aneinanderreihung von Highlights und Lowlights in einer nicht nachvollziehbaren Zusammenstellung. Teilweise sind da echt richtig gelungene Sachen dabei, wie etwa der Raum mit der ausgestellten Torte und der schwarz-goldenen Tapete. Dann wieder der grüne Raum mit dem wirklich klasse Deckenglas, aber eben den mit den in einer immer gleichen Schriftart gedruckten Rezepten im Rahmen, die (gewollt oder nicht) asymetisch-symetrisch an den Wänden hängen (Posting 21, Bild 17). Diese Rezeptsammlung wirkt so unglaublich steril und generisch. Eine Idee wäre gewesen, in diesen Rahmen gerettete Buchseiten aus dem Hausrezeptbuch zu präsentieren. Teilweise angefleddert, oder mit Tortengussklecksen. Aber so wirkt es zumindest auf mich, als hätte da jemand Marions Kochbuch aus dem Internet ausgedruckt.

Oder der "rosa Salon", der eigentlich richtig hübsch ist (wenn man schweinchenrosa mag), der aber durch sein Kuhgatter (und sonst nix!) bei mir einen panikartigen "Festival-Carnival"-Fluchtreflex auslösen könnte. Überhaupt wirkt das Ganze auf mich, als stände es alles immer auf der Kippe zum comic-haften, möchte aber verzweifelt versuchen seriös zu wirken. Dabei gibt es einige Stellen, die mich verlegen grinsen lassen - wirkt doch das Geschenk an der "Verpackungsstation" (welche arme Sau muss da eigentlich gedacht arbeiten?!) ungefähr so, wie meine weihnachtlichen Versuche das zu Verschenkende irgendwie hinter Papier verschwinden zu lassen. Aber für mich - und das habe ich erst beim Nachdenken festgestellt - der Hauptkritikpunkt ist die Sterilität der gesamten Warteschlange. Diese Fabrik soll älter sein als meine (Ur)Großmutter. Aber sie hat sich gut gehalten, weil nämlich das Personal auch heute noch sogar jeden Stahlträger(!) putzt. Da gibts keine Patina, keine Staubflocken, kein Geruch - alles ist blitzeblank wie gestern erst gebaut. Was ja auch stimmt, und eben wieder ein Stück Illusion zerstört.

Im Gesamteindruck kann ich mich in der hier vorliegenden ultimativen Lobhudelei für den Wartebereich eindeutig nicht anschließen. Dazu kommt, es handelt sich ja um eine Familienattraktion, wieder einmal die fehlende Beschäftigungsmöglichkeit für kleinere Kinder. Dem Erwachsene mag das Studium eines Aachener Printenrezept zur Unterhaltung gereichen. Ein Vorschulkind wird aber nach 30Min+ Wartezeit vorallem eines sein: gelangweilt. Von halbstarken Schmierfinken muss ich wohl gar nicht erst anfangen. Ich habe zwar kein Patentrezept wie es besser geht - aber irgendwie muss warten doch auch mehr Spaß machen können, sei es mit handelnden Akteuren, Knöpfe zum Drücken die Mäuse irgendwo im Raum quieken lassen, oder oder oder...

>Sicherlich 4D Effekte wie Wind, Geruch oder der gleichen wären noch schön gewesen, das
>sie fehlen, finde ich, schadet der Attraktion aber nicht.

Natürlich schadet Fehlendes der Attraktion nicht. Aber genau das wären zumindest aus meiner Sicht Dinge gewesen, die diese Attraktion wirklich einmalig gemacht hätten. Trotz dem Drumherum reduziert sich in meiner Wahrnehmung das Ganze auf das Ballern, Tür zu, husch-husch, Ballern, Tür zu, husch-husch. Und das mit einem Punktesystem, welches wie überall auf der Welt auf Erwachsene zugeschnitten ist. Oder möchte mir jemand glaubhaft versichern, dass der fünfjährige Sproß der Familie seine 171600 von Papas 212300 unterscheiden kann?!

>Meine Begleiter waren, wie ich, Begeistert von Maus-au-Chocolat, und die sind bei
>weiten nicht so Freizeitpark verrückt wie ich.

Die Frage, welche ich mir stelle, lautet wie folgt: Wie lange trägt der erste, spielerische Eindruck über ein, zwei, fünf Jahre? Denn, auch wenn ich da wirklich hart bin, schlußendlich ist das Ganze nichts anderes als ein kleines Klickerspiel. Aufwendig präsentiert, joah, aber eben eine kleine Hatz auf ein paar Punkte. Ich bin dreimal mitgefahren, und dabei hat sich der Wiederholungsfaktor zumindest bei mir schon auf ca 10% eingependelt. Das Ganze ist furchtbar hip, modern, technischverspielt und up-to-date - aber das war Galaxy auch mal. Oder 4D-Filme. Oder Atlantis im Europapark . In Zeiten von I-phones und 1,99 Euro-Spielen zum schnell mal durchhecheln, befürchte ich, dass der Unterhaltungsnährwert von MoC ungefähr den gleichen Horizont dieser Spiele hat.